Karlheinz Stockhausen
1928–2007
Klavierstücke
1952–61
Klavierstücke I–IV 1952/53 für Marcelle Mercenier
Klavierstück V 1954 David Tudor gewidmet
Klavierstück VII 1954 David Tudor gewidmet
Klavierstück VIII 1954 David Tudor gewidmet
Klavierstück IX 1954/61 Aloys Kontarsky gewidmet
Klavierstück X 1954/61
Aloys Kontarsky gewidmet
Kommentar
Konzertdauer: ca. 65 Minuten, keine Pause Notenausgabe: Universal Edition London Schallplattenaufnahme (WERGO) Einführungstexte: siehe Bibliographie/Aufsätze Monographie über Klavierstück IX Monographie über Klavierstück X
K o m m e n t a r
Karlheinz Stockhausen schrieb seine I–XI, seine »Zeichnungen«, wie er sie einmal nannte, in den zehn Jahren von 1952 bis 1961, zwischen seinem vierundzwanzigsten und dreiunddreißigsten Lebensjahr. Themen wie »elektronische Musik«, »punktuelle Musik«, »Musik im Raum«, »Gruppenform«, »Aleatorik«, »Stille«, »Geräusch«, »Notation« und »statistisches Komponieren« bewegten sein Denken in dieser Zeit, Themen, die oft genug von ihm so selbstbewusst gestellt wie exemplarisch angegangen wurden und die ihn zu unverwechselbaren, aufsehenerregenden Ergebnissen führten.
Es sind dies Stockhausens Pionierjahre, Jahre zwischen Studium und Weltgeltung, in denen er – geformt wie bestärkt durch Schönbergs Zwölftonlehre, Messiaens planmäßigen Materialaufbau und Weberns Vorbild konsequenter Werkstrukturierung –
zu einer grundlegenden Neudefinition der musikalischen Elemente und ihrer Beziehungen untereinander gelangte. Insbesondere durch Erfassung derselben in Messwert, Zahl und tabellarischer Vorordnung
befähigte dieses an naturwissenschaftlicher Methode und Präzision geschulte und als »serielles« bezeichnete Denken, kompositorische Systeme von bislang unerreichter Rationalität zu entwerfen.
Leitend war der Anspruch, Kunstwerke zu schaffen, deren sämtliche Material- und Formebenen von einer
einigenden Proportionsreihe und ihren kombinatorischen Ableitungen durchdrungen seien, Werke, die ein Ganzes höchster harmonischer Kohärenz verkörperten. Diese von weltanschaulicher Implikation nicht nur nicht
freie, sondern mit von ihr getragene ästhetische Haltung setzte eine radikale, bisweilen utopische Objektivierung des kompositorischen Materials ebenso voraus wie eine merklich gesteigerte Fähigkeit zur Vision,
durch die allein sich jene Schwelle zwischen tieferliegender, das Komponieren vielleicht erst auslösender Werkidee und handwerklich-technischem Vorgehen überschreiten ließ.
H. H.
(aus dem Booklet der WERGO-CD)
Letzte Änderung: Samstag, 14. Juni 2014
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