Die Telefonate
Eine Liebesgeschichte in zehn Zeilen
von
Herbert Henck
Ein Komponist, der damals in Köln lebte, erzählte mir vor vielen Jahren einmal das Folgende. Er hatte eine Freundin, die in den USA wohnte, und die er daher
nur selten sehen konnte, denn er lebte noch in Deutschland. Sie beide hatten wenig Geld, um sich ein häufigeres Fliegen zu leisten. Daher verlegten sie sich darauf, miteinander zu telefonieren. Doch auch dieses
Telefonieren erwies sich nach einiger Zeit als nicht eben billig, und so überlegten sie eine Methode, um Geld zu sparen. Sie vereinbarten, einander genau zu einer bestimmten Uhrzeit anzurufen und das Telefon
klingeln zu lassen, den Hörer aber nicht abzunehmen. Gleichwohl wussten sie in diesem Moment, dass sie nicht allein auf der Welt seien, dass jemand sich Gedanken um sie mache und sie liebte.
Oktober 2014, Nachträge
Erste Eingabe ins Internet: 30. Dezember 2014
Letzte Änderung: Samstag, 28. März 2015
© 2014–2015 by Herbert Henck
|