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Lotte Kallenbach-Greller
Eine Philologin, Philosophin und Musikwissenschaftlerin im Berliner Schönberg-Kreis
Teil 3
von Herbert Henck
Teil 1
Kap. 1 Vorbemerkung und Überblick
Kap. 2 Herkunft und Ausbildung, Czernowitz – Wien – Berlin
Kap. 3 „Grundriss einer Musikphilosophie“ – Vorgeschichte und Folgen
Kap. 4 „Das musikalische Hören“ und andere Aufsätze; erste Briefe an Hesse
Anmerkungen zu Teil 1
Teil 2
Kap. 5 „Grundlagen der modernen Musik“, Vorbereitung und Veröffentlichung
Kap. 6 Die Buchbesprechungen und der Konflikt mit Arnold Schönberg
Kap. 7 Hauskonzerte und IGNM Kap. 8 „Ich bin Jüdin“ – Kallenbach-Greller zur Zeit des Nationalsozialismus Kap. 9 Eine Bleistiftzeichnung Dolbins und ein Brief von 1937
Anmerkungen zu Teil 2
Teil 3
Kap. 10 Nach 1945. Erfurt und letzte Jahre Kap. 11 Heinrich Kallenbach – Ergänzungen
Anlass der Ergänzungen
Die Berliner Adressbücher
Die Festschrift „100 Jahre Baugesellschaft C. Kallenbach“
Neue Vermutungen
Kap. 12 Chronologische Übersicht unter Einbezug der Korrespondenz Kap. 13 Die Schriften von Lotte Kallenbach-Greller im Überblick
Anmerkungen zu Teil 3
Anhang
Häufiger zitierte und abgekürzte archivalische Quellen
Abbildungen „Grundriss einer Musikphilosophie“ (Buch-Cover) Inserat (Raabe & Plothow) für vorstehendes Buch von Kallenbach-Greller „Grundlagen der modernen Musik“ (Buch-Cover) Inserat (Breitkopf & Härtel) für vorstehendes Buch von Kallenbach-Greller Lotte Kallenbach-Greller (Porträt-Foto) Heinrich Kallenbach (Porträt-Foto)
Inserat (Baugesellschaft C. Kallenbach) Abbildungungsnachweise
Nachtrag zu Kallenbach-Grellers Nachlass
Kapitel 10 Nach 1945. Erfurt und letzte Jahre
Nach dem Krieg befasste sich Kallenbach-Greller, die sich jetzt stets „Karoline Kallenbach“ nannte, offenbar weniger mit musikalischen als mit
literarischen Themen, wenn auch der musikalische Hintergrund in ihre Arbeit oder ihre Korrespondenzen gelegentlich einfloss. Hierauf deutet zum einen ihr Briefwechsel mit dem Ehepaar Hermann und Ninon Hesse, der
sich zum Teil im Deutschen Literaturarchiv (DLA) in Marbach am Neckar, zum Teil im Hesse-Archiv des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA) in Bern befindet. [136]
Zum andern weisen die wenigen Veröffentlichungen, die sich in den Jahren 1948/1949 zeigten, in dieselbe Richtung einer vorwiegend literarischen Betätigung, wobei in dem 1948 gedruckten Gedicht Hoffnung
und Wahrheit zumindest der Ansatz eines eigenständigen künstlerischen Ausdrucks sichtbar wird, der sich in den Aphorismen der Verfasserin fortgesetzt haben mag. Die Musik kommt etwa in Kallenbachs Bezug auf Thomas Manns 1947 erschienenen Musikerroman Doktor Faustus oder
in dem veröffentlichten Abschnitt eines Briefes von Hermann Hesse an Kallenbach (22. Dezember 1956) zur Sprache. [136a]
Allen Forschungen zum Trotz scheinen die kleinen Publikationen in dem Periodikum Kulturwille Kallenbachs letzte Veröffentlichungen gewesen zu sein. Die Frage, warum dies so ist, lässt sich nicht einfach beantworten. Doch sicherlich spielen die erzwungene Unterbrechung ihrer Arbeit sowie die vieljährige Bedrohung zur Zeit des Nationalsozialismus hierbei mehr als eine nur untergeordnete Rolle. Der Lebenslauf von 1946 und die Bemerkungen zum Fragebogen (1946) deuten dies unmissverständlich an. [137]
In die sechs Erfurter Jahre, März 1944 bis etwa Mitte 1950, fallen auch Karoline Kallenbachs Beteiligung als „beratende Persönlichkeit“ der
Erfurter Stadtversammlung im Juni 1946 [138] sowie Vorträge und Beratung am Erfurter Landeskonservatorium. [139] Welche Themen hierbei behandelt wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Darüber hinaus war Kallenbach auch Vorstandsmitglied des Kulturbundes, vermutlich in der Ortsgruppe Erfurt. [140] Ihre Bewerbung für den Erfurter Schuldienst findet Anfang 1947 statt, ihr Einstellungsgesuch, das sie auf
Empfehlung des Stadtrates und Kulturdezernenten von Erfurt Franz Lepinski (1896–1977) einreichte, [140a] ist auf den 6. Februar 1947 datiert. Zwar wird ihrem Gesuch entsprochen, doch scheidet Kallenbach, nach Beginn des Unterrichts am 10. April 1947, auf eigenen
Wunsch bereits am 9. Juni 1947, also nur zwei Monate später, wieder aus wegen „fehlender pädagogischer Erfahrungen sowie fehlender körperlicher und seelischer Spannkraft auf Grund ihres bisherigen schweren
Lebens“. [141]
Der Name Franz Lepinski führte zu den erwähnten Publikationen der Jahre 1948/49, die sämtlich mit „Karoline Kallenbach“ signiert sind. Alle drei Texte
erschienen in der Zeitschrift Kulturwille, welche sich im Untertitel „Blätter zum Erfurter Kulturschaffen“ nannte und „vom Rat der Stadt Erfurt und dem Kultur-Bund zur demokratischen
Erneuerung Deutschlands anlässlich der Kulturwoche“ herausgegeben war. Es handelt sich zum einen im Jahrgang 1948 um das Porträt Ilja Ehrenburg (1891–1967) und das Gedicht Hoffnung und Wahrheit, zum andern im Jahrgang 1949 um den Aufsatz Goethe und Thomas Mann [141a]. Nach diesen Veröffentlichungen Kallenbachs ließen sich keine weiteren mehr finden. Die Erfurter Kulturwoche fand alljährlich von 1946 bis 1949, also insgesamt viermal statt und wurde, außer beim erstenmal, von der genannten bebilderten, ansprechend gestalteten Zeitschrift begleitet. Dabei bezog sich das Periodikum, das nicht das Programm der Veranstaltungen abdruckte, sowohl auf die kulturelle Situation während des Wiederaufbaus als auch auf zahlreiche Erfurter Einrichtungen und Künstler, die zum Teil in den Kulturwochen vertreten waren. 1949 stand das Heft ganz unter der Thematik von Johann Wolfgang von Goethes zweihundertstem Geburtstag am 28. August. Franz Lepinski, seit 1946 Kulturdezernent der Stadt Erfurt, dürfte sowohl für die Gründung und Durchführung der vier Kulturwochen als auch für das Zustandekommen der begleitenden Schrift Kulturwille verantwortlich gewesen sein, selbst wenn seine genaue Funktion aus den Drucken, für die er stets Beiträge verfasste, nirgendwo hervorgeht. [141b] Lepinski wurde 1950 „wegen opportunistischer Kulturpolitik“ aus seinem Amt entlassen und aus der SED ausgeschlossen, worauf er in den Westen floh und im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) tätig wurde. [141c] So verwundert es nicht, dass die Erfurter Kulturwoche und der Kulturwille mit Beginn des neuen Jahrzehnts beide eingestellt wurden.
Zu Kallenbachs Aufsatz Goethe und Thomas Mann, der 1949 in dem Kulturwille zum Abdruck kam, wäre noch zu sagen, dass er im Wesentlichen in zweierlei Form überliefert ist: als Druck und als Typoskript. Das Typoskript trägt den Titel Goethe
und Thomas Mann: eine Gegenüberstellung und weicht nur in Wenigem von dem Druck ab; es ist in Zürich in Thomas Manns Nachlassbibliothek erhalten. [141d] Man kann daher davon ausgehen, dass Kallenbach es entweder selbst an Thomas Mann schickte oder dem Schriftsteller durch eine Mittelsperson zukommen ließ. Auch eine persönliche Übergabe des Textes kann nicht ausgeschlossen werden, da Mann im Juni 1952 von den USA in die Schweiz (zunächst nach Erlenbach bei Zürich, später dann nach Kilchberg am Zürichsee) übersiedelte, wo er 1955 verstarb. Schließlich könnte man annehmen, dass Kallenbach auch den Druck ihres Aufsatzes Thomas Mann zugänglich machte, doch scheint dieser nicht in Manns Nachlass erhalten zu sein. Ebenso wenig konnte ich Briefe oder sonstige Dokumente nachweisen, die eine Verbindung von Karoline Kallenbach und Thomas Mann herstellen. [142]
Im folgenden Jahr verfasste Kallenbach zu Hermann Hesses 73. Geburtstag (2. Juli 1950) ein Gedenkblatt unter dem Titel Was bedeutet uns heute Hermann Hesse. [143] Mitte Juli 1950 zog Kallenbach von Erfurt nach Berlin-Wilmersdorf um, [144] wo sie in der Bregenzer Straße wohnte, nur wenig entfernt von ihrer alten Wohnung am Kurfürstendamm, in der sie früher so lange gelebt hatte. Nach der in Erfurt verbrachten Zeit, in der ein Bestreben nach öffentlicher Wirksamkeit noch sichtbar ist (Arbeit im „Kulturbund“, Beratung der Erfurter Stadtverordneten, Vorträge am Landeskonservatorium oder Publikationen der Jahre 1948/49), scheint sich Kallenbach nun völlig ins Private zurückgezogen zu haben. Im Oktober 1951 übersiedelte sie nach Lörrach, [145] wo sie fast ein Jahr lang im „Hotel Villa Elben“ [146] wohnte, und zog im September 1952 in das knapp 13 km südlich gelegene Grenzach-Wyhlen um. [147]
Aus der Zeit von 1951 bis 1964 sind „14 Briefe und 1 Karte“ erhalten, die Kallenbach an Ninon Hesse (geboren als Ninon Ausländer) schrieb
(Deutsches Literaturarchiv in Marbach). [148] Die Korrespondenz mit Ninon Hesse, die zum Teil parallel zu der mit Hermann Hesse verläuft, dürfte Kallenbach-Greller wohl umso leichter gefallen sein, als Ninon Hesse, Tochter eines jüdischen Rechtsanwalts, nur zwei Jahre jünger als sie selbst war und aus Czernowitz in der Bukowina stammte, wo Kallenbach-Greller das Gymnasium besucht und später ihr Studium begonnen hatte. Ninon Hesse war in zweiter Ehe mit dem bildenden Künstler Benedikt Fred Dolbin, der in Wien Schüler Schönbergs geworden war, verheiratet gewesen. [149]
Erst gegen Ende 1956 ließen sich diese Spuren genauer weiterverfolgen, wobei bereits die Absendeorte und Datierungen der Briefe Kallenbachs an Hermann Hesse
wichtige Hinweise gaben. Ingesamt ist von einer Auswertung der Korrespondenz mit Ninon und Hermann Hesse jedoch noch manch anderer Aufschluss über die letzten Jahre Kallenbachs zu erwarten, ebenso wie von der
Einsicht in ihren Nachlass. – Ein Fragment aus einem Brief Hermann Hesses vom 22. Dezember 1956 kam erstmals 1976 zur Veröffentlichung. [150] Kallenbach lebte seit 1955, so der erste Eintrag im Adressbuch der Stadt, in Freiburg im Breisgau, wo sie in den folgenden Jahren nahe dem Stadtgarten ansässig war (siehe den nächsten Absatz). Ein Brief, den Alois Hába am 14. Juli 1956 aus Darmstadt unter Beifügung eines Fotos von sich an Kallenbach-Greller richtete, um nach vielen Jahren wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen, kehrte als unzustellbar an ihn zurück. Daraufhin erkundigte sich Hába offenbar bei dem Musikwissenschaftler Hanspeter Bennwitz nach Kallenbach-Grellers Adresse, doch antwortete dieser Hába am 2. August 1956 aus Freiburg im Breisgau, dass ihm die gesuchte Adresse leider unbekannt sei. [151]
In Freiburg im Breisgau wohnte Kallenbach seit 1955 bis einschließlich 1966 in der Jacob-Burckhardt-Str. 15-17, dann zog sie in die nur 350 Meter weiter
entfernte Hermannstr. 4 um, wo sie bis zum Ende ihres Lebens blieb. [151a] Ohne ihren Wohnsitz in Freiburg im Breisgau aufzugeben, starb Karoline Kallenbach am 20. Februar 1968 in einem Krankenhaus in Rottweil. [152] Warum sie damals nach Rottweil ging, ist nicht bekannt, und man kann nur mutmaßen, dass es ärztliche Gründe hierfür gab. Todesanzeigen oder Nachrufe sind offenbar weder in Rottweil noch in Freiburg erschienen.
Da sich auch weder in Rottweil noch in Freiburg eine Grabstätte finden ließ, zog ich weitere Erkundigungen ein und erfuhr, dass die Urne im April 1968 nach
Weimar versandt und hier auf dem Hauptfriedhof im Familiengrab Kallenbach beigesetzt worden sei (14. Süd, Reihe 5, Nr. 51, Querweg). In dem Grab seien u. a. Wilhelm Kallenbach und Dr. Heinrich Kallenbach
beigesetzt. Da die Liegezeit 60 Jahre betrage und keine Verwandten und Kostenträger mehr vorhanden seien, sei damit zu rechnen, dass die Grabstelle im Jahre 2004 eingeebnet werde. Wie bei
Familiengräbern üblich sei die Grabstelle mit einem Stein ausgestattet. [153]
Da Wilhelm Kallenbach jun., der Erbe Karoline Kallenbachs, 1980 in Bad Dürkheim verstorben war, bat ich das dortige Amtsgericht im Mai 2002, einen
Brief an die neuen Erben weiterzuleiten. Von diesen erhielt ich jedoch keine Antwort. [154] Zwar war es mir möglich, durch andere Hinweise im November 2008 an die Haupterbin, die Kallenbach-Greller noch persönlich kennengelernt hatte und bei der sich, ihren Worten zufolge, etwa ein Umzugskarton voll mit dem Nachlass erhalten habe, heranzutreten und mit ihr auch zu korrespondieren oder zu telefonieren. Eine Sichtung und Auswertung des Nachlasses kam hierdurch aber nicht zustande. (Hierzu der Nachtrag.)
Kapitel 11 Heinrich Kallenbach – Ergänzungen
Anlass der Ergänzungen
Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kallenbachs waren meines Wissens bislang nicht
Gegenstand der Forschung. Gleichwohl könnte ihre Untersuchung beitragen, die Wohlhabenheit, ja den Reichtum des Ehepaars zu erklären, denn diese dürften eine der maßgeblichen Voraussetzungen gewesen sein,
Hauskonzerte in Art und Umfang, wie sie bekannt sind, zu veranstalten. Freilich müssten neben dem Finanziellen immer auch Gastfreundlichkeit und Kunstverständnis hinzutreten, gesellschaftliche Beziehungen, Bildung
im weitesten Sinne sowie Umgangsformen, doch auch geeignete Räumlichkeiten, Möglichkeiten der Bewirtung, vielleicht ein ordentlicher Flügel, ein kleiner Stab zuverlässiger Mitarbeiter und anderes mehr, um solchen
privaten oder zumindest halböffentlichen Veranstaltungen Ernsthaftigkeit und Eigenheit, Anziehungskraft, Beachtung und einen gewissen Glanz zu verleihen. So verdienstvoll die musikologischen Publikationen Lotte
Kallenbach-Grellers auch waren, so behandeln sie doch Dinge, für die sich selbst heute, Jahrzehnte später, vergleichsweise nur wenige Menschen interessieren und mit denen sich kaum Konzerte bestreiten lassen. Nicht
ohne Grund kam daher die Frage auf, woher einst die Mittel stammten, die selbst in Zeiten der Weltwirtschaftskrise einen großbürgerlichen Rahmen wie den von den Kallenbachs gebotenen schufen.
Else C. Kraus machte hierzu die Bemerkung: „Frau Dr. Lotte Kallenbach […] war mit einem reichen Industriellen verheiratet […] und
engagierte Interpreten für Hauskonzerte in ihrem großen, modern eingerichteten Musikzimmer.“ [155] Auch Stuckenschmidt verweist, ohne sonst Hintergründe zu nennen, auf die Wohlhabenheit der Gastgeber dieser Hauskonzerte. [156] Zugleich lag mir aus dem Standesamt in Rottweil der auf den 20. Februar 1968 datierte Sterbeeintrag von Karoline Kallenbach (Lotte Kallenbach-Greller) vor, in dem es unter anderem hieß: „Die Verstorbene war die Witwe von Doktor der Ingenieurwissenschaften Heinrich Kallenbach“. Ein Nachtrag des Standesbeamten vom 4. März 1968 besagte: „Die Verstorbene war geschieden laut Mitteilung des Standesamts Berlin-Schmargendorf vom 29. Februar 1968.“ [157]
Wer war also dieser „reiche Industrielle“, der sich ein „großes, modern eingerichtetes Musikzimmer“ leisten konnte, das Teil einer Wohnung in
der berühmtesten Straße der deutschen Reichshauptstadt war, ein „Industrieller“, der vor dem Namen Kallenbach den Titel eines „Doktors der Ingenieurwissenschaften“ trug? Ungelöst war zugleich die Frage,
wie es Lotte Kallenbach-Greller, die sich selbst nach dem Zweiten Weltkrieg als „Jüdin“, „Tochter jüdischer Eltern“, als „Volljüdin“ und „Opfer der Nürnberger Gesetze“ bezeichnete,
angesichts von Judenverfolgung, Deportationen und Holocaust möglich war, das Dritte Reich in Deutschland und selbst in Berlin zu überstehen. [158] Die Erinnerungen, die sie über die Zeit des Dritten Reichs veröffentlichen wollte, fanden vielleicht nicht die Form, die ihrer Verfasserin vorschwebte, wurden nicht gedruckt oder waren bisher nur nicht auffindbar. Doch sagte Karoline Kallenbach am 6. Februar 1947 in ihrem zweiseitigen Lebenslauf unmissverständlich: „1933 brach dann die gefürchtete Katastrophe herein. Ueber diese Zeit möchte ich mich nicht äußern, ich hoffe aber in Kürze einiges darüber veröffentlichen zu können.“ [159] Diese Bemerkungen lösten verschiedene Überlegungen aus, die aber erst nach dem Vorlegen weiterer Quellen verständlich sein können.
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Heinrich Kallenbach 1879-1944 Fotograf unbekannt; Bildkommentar und Quelle
Schließlich gaben mehrere Umstände im Hinblick auf die Scheidung von Lotte
Kallenbach-Greller und Heinrich Kallenbach zu denken. Denn auffällig war nicht nur, dass Heinrich Kallenbach die von ihm geschiedene Frau sowie seinen Bruder Wilhelm zu gleichen Teilen als Erben einsetzte, [160] sondern dass Karoline Kallenbach auch verfügte, nach ihrem eigenen Ableben im Familiengrab der Kallenbachs auf dem
Weimarer Hauptfriedhof beigesetzt zu werden, wo ihr einstiger Ehemann und dessen Bruder Wilhelm, ihr vormaliger Schwager also, bereits ruhten. Dieser Beisetzung stand
von Seiten der Familie Kallenbach offenbar nichts im Wege, doch erlaubt der Vorgang als solcher, gleich der Erbschaft, die Annahme, dass die Scheidung des Ehepaars
vielleicht nicht auf Grund dessen erfolgte, was in der Rechtsprechung eine „zerrüttete Ehe“ genannt wird, sondern vielmehr eine Zwangsmaßnahme und Folge der 1935
erlassenen demütigenden rassistischen „Nürnberger Gesetze“ war, auf die sich Kallenbach-Greller ja auch selbst bezog. [161] Die kinderlose Ehe könnte offiziell
geschieden worden sein, die Scheidung fand vielleicht im Wesentlichen aber nur auf dem Papier statt, und die Verbundenheit des Ehepaars hatte auch fernerhin Bestand.
Die Meldeunterlagen Lotte Kallenbach-Grellers in Berlin und Erfurt bekräftigen diese Sicht insofern, als zwischen dem 15. April 1919 und dem 17. März 1944 lediglich die
Adresse „Kurfürstendamm 96“ vorliegt, und Lotte Kallenbach-Greller wohnte demnach in dem genannten Zeitraum in Berlin nur unter dieser einen meldeamtlich
erfassten Adresse, gemeinsam mit dem von ihr am 24. Juni 1938 geschiedenen Heinrich Kallenbach. [162] Da Kallenbach-Greller im Jahre 1946 ihren langjährigen
Berliner Aufenthalt zwar nur bis 1943 reichen ließ, ansonsten aber bestätigte, [163]
mehren sich die Merkmale, die es geraten erscheinen lassen, diese Scheidung zum einen im Zusammenhang mit der jüdischen Abstammung Kallenbach-Grellers zu sehen,
sie zum andern aber auch mit Heinrich Kallenbachs Beruf und Stellung sowie jenen staatlichen Großaufträgen in Verbindung zu bringen, von denen im Teil Die Festschrift
„100 Jahre Baugesellschaft C. Kallenbach“ die Rede sein wird.
Die Berliner Adressbücher
Viele der aufgeworfenen Fragen bleiben zwar auch weiterhin ungelöst, doch rückte
manche Antwort wohl näher, als mich, aus ganz anderem Anlass, Dr. Klaus Dettmer vom Landesarchiv Berlin im Oktober 2008 beiläufig darauf aufmerksam machte, dass die Berliner Adreßbücher im Internet unter http://www.zlb.de/besondere-angebote/berliner-adressbuecher.html für die Forschung zur Verfügung stünden
(damals unter anderer URL). Diese Information erbrachte hinsichtlich Heinrich Kallenbachs fast sofort ein konkretes Ergebnis, das neue Anhaltspunkte lieferte,
die hier vorgelegten Ergänzungen zum Teil veranlasste und letztlich auch zur Auffindung von Lotte Kallenbach-Grellers Nachlass führte.
In diesen jährlich erschienenen Adressbüchern nämlich war, wie sich nun erwies,
Heinrich Kallenbach in den vierundzwanzig Jahrgängen beginnend mit 1920 bis einschließlich zum Jahr 1943 verzeichnet, wobei nicht nur seine Adresse stets
„Kurfürstendamm 96“ lautete und mit dem Bekannten übereinstimmte, sondern auch seine beruflichen Verhältnisse vielfach klarer wurden. Lotte Kallenbach-Greller
erscheint in diesen Adressbüchern nirgends, da stets nur die Eigentümer oder Hauptmieter einer Wohnung verzeichnet wurden, nicht aber Kinder, Ehepartner oder
Untermieter. Eine Verwechslung kann trotz des nicht allzu seltenen Namens „Heinrich Kallenbach“ aber so gut wie ausgeschlossen werden, denn die Adressbücher waren,
wie ihre Titelblätter sagen, „Unter Benutzung amtlicher Quellen“ hergestellt, und das darin Veröffentlichte ließ sich im vorliegenden Fall durch andere Dokumente belegen
oder auch vervollständigen. [164] Da die meldeamtliche Angabe Kallenbach-Grellers,
die sie ab dem 15. April 1919 unter der Adresse „Kurfürstendamm 96“ erfasste (Landesarchiv Berlin), mit den Angaben zu ihrem Ehemann im Berliner Adressbuch
von 1920 übereinstimmt, lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit behaupten, die Wohnung am Kurfürstendamm 96 sei von den Eheleuten Anfang 1919 oder genauer: in
den dreieinhalb Monaten zwischen Januar und dem 15. April 1919 bezogen worden.
Erstmals erscheint im Berliner Adreßbuch 1920 ein damals noch unpromovierter
Oberingenieur Heinrich Kallenbach, der nur dieses eine Mal als „Mitinhaber der Baugesellschaft C. Kallenbach“ bezeichnet wird:
„Kallenbach, s[iehe] a[uch] Callenbach. […]
— Heinr[ich], Ob[er]-Ingen[ieur,] Mitinh[aber] d[er] Baugesellsch[aft] C[aspar] Kallenbach, Wilmersd[or]f, Kurfürstendamm N[umme]r 96, I. [erstes
Obergeschoss] (Post Halensee) T[elefon:] Uhl[an]d [Fernsprechamt] 4562.“ [165]
Ab dem Jahrgang 1928 des Berliner Adreßbuchs begegnet man der Bezeichnung „Direktor“ in Heinrich Kallenbachs Eintrag, [166] und im Jahrgang 1930 heißt es am ausführlichsten:
„Kallenbach, s[iehe] a[uch] Callenbach. […]
— Heinr[ich], D[okto]r-ing[enieur] h[onoris] c[ausa] [Ehren halber], Direktor d[er] Baugesellsch[aft] C[aspar] Kallenbach, G[esellschaft] m[it] b[eschränkter]
H[aftung], Wilmersd[or]f, Kurfürstendamm 96, I. [erstes Obergeschoss] (Post Halensee) T[elefon:] Uhl[an]d [Fernsprechamt] 4562.“ [167]
Die Festschrift „100 Jahre Baugesellschaft C. Kallenbach“
Auf Grund vorstehender Angaben des Berliner Adreßbuchs ließ sich das Buch 100 Jahre Baugesellschaft C[aspar] Kallenbach heranziehen – im Folgenden zitiert
als „Festschrift“ –, das 1963 im Auftrag der Baugesellschaft hergestellt wurde und in dem es neben einem Porträtfoto auch einige verstreute biografische Informationen über
Heinrich Kallenbach gibt. [168] Da die Thematik dieses Buchs das Privatleben des
großen Familienunternehmens weitgehend ausklammert, verwundert es nicht, Lotte Kallenbach-Greller auch hier nirgends genannt zu sehen. Man erfährt indessen, dass
Heinrich Kallenbachs Ernennung zum Ehrendoktor am 10. September 1929 stattfand, und zwar durch „die Technische Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig unter
dem Rektorat des Professors Dr.-Ingenieur Emil [recte: Ernst] Terres [169] auf
einstimmigen Antrag der Abteilung für Bauingenieurwissenschaften nach Beschluß von Rektor und Senat“. Als Begründung wird angegeben: „in Anerkennung seiner [Heinrich
Kallenbachs] hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete schwieriger Ingenieurbauten aller Art mit Hilfe neuzeitlicher Großgeräte.“ [170] Das Universitätsarchiv der
Technischen Universität Braunschweig bestätigte mir diese Informationen. [171]
Die hier genannte Ehrenpromotion korrespondiert mit dem Berliner Adreßbuch,
in dem erstmals 1930 der Titel „Dr. ing. h. c.“ in Erscheinung tritt. Ab dem Adressbuch 1932 entfällt das „h. c.“, und es bleibt, bis einschließlich zur Ausgabe 1943, allein beim
„Dr. ing.“ [172] Erwähnt sei am Rande, dass mir nur in diesem letzten Adressbuch von
1943, in derselben Spalte wie der Adressen-Eintrag zu Heinrich Kallenbach, ein kleines Inserat der Baugesellschaft auffiel: [173]
Einem Stadtplan lässt sich entnehmen, dass der Olivaer Platz zu Fuß in etwa einer Viertelstunde vom Kurfürstendamm 96 aus zu erreichen ist. [174]
Durch Hinweise in der Festschrift war nunmehr auch in Erfahrung zu bringen,
dass Heinrich Kallenbach am 19. November 1879 im westfälischen Hamm geboren wurde. [175] Nachdem sein Vater, Caspar Kallenbach (1840–1917), das
Unternehmen 1863 in Norddinker, etwa 10 km südostlich von Hamm in Westfalen, gegründet und zwanzig Jahre später nach Hamm selbst verlegt hatte, befand sich
in Hamm lange Zeit der Stammsitz des Unternehmens. Erst als im Zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff am 2. Oktober 1944 die Büroräume sowie das Firmenarchiv
zerstört wurden, übersiedelte das Unternehmen nach Mannheim, wo die Schäden des Krieges geringer waren. [176]
Die Festschrift behandelt im Wesentlichen die Entwicklung des Bauunternehmens
seit seinen Anfängen im 19. Jahrhundert, nennt Aufgaben und Aufträge ebenso wie Rückschläge und Verluste, welche durch Kriege, politische Veränderungen,
Inflation, Währungsreformen oder Wirtschaftskrisen eintraten. Die Verdienste einzelner Persönlichkeiten werden knapp hervorgehoben, wobei Heinrich Kallenbach einmal
als der „ideenreichste“ der fünf Söhne des Firmengründers Caspar (Carl, [177] Wilhelm, [178] Heinrich, [179] Fritz [180] und Emil Kallenbach [181]), dann auch als „künstlerisch sehr begabt, temperamentvoll und großzügig“ beschrieben wird. Zu seinen
Leistungen wird gezählt, dass er „die Entwürfe für eine große Zahl von Villen privater Bauherren, von 19 Geschäftshäusern und 6 Hotelbauten“ schuf, Entwürfe, deren
Ausführung dann von seinen Brüdern übernommen wurde. [182]
Zahllose Projekte im In- und Ausland zeugen von der Größe und Bedeutung des
Unternehmens, das Aufträge in Hoch- und Tiefbau ausführte und in fast allen Bereichen des Bauwesens, einschließlich des Straßen-, Eisenbahn- und Wasserbaus tätig war.
Berechnungen zufolge verlor die Firma im Zweiten Weltkrieg über 19 Millionen Reichsmark. [183] Als sich die Baugesellschaft von diesen Verlusten erholte, besaß
allein die ostdeutsche Niederlassung Erfurt eine „Belegschaft von r[un]d 1000 Mann“. Dies hätte entsprechend große Einnahmen und Gewinne bedeuten können, „wenn nicht
die der Privatwirtschaft feindliche Steuerpolitik der SED jeden Erfolg zunichte gemacht hätte.“ Nach dem Aufstand des 17. Juni 1953 wurden die Steuersätze so weit gesenkt,
dass fortan „nur noch 95 %“ Steuern zu entrichten waren, während man vor dem Aufstand noch „mit einer über 100 % liegenden Besteuerung“ habe rechnen müssen. [184]
Die Zeit des Nationalsozialismus wird in dem geschichtlichen Überblick nicht ausgespart, sondern die Beteiligung am Bau der Reichsautobahnen oder der
Verteidigungsanlagen im Westen kommt in vergleichbarer Ausführlichkeit zur Sprache. [185] So heißt es in der Festschrift, dass die Baugesellschaft „sich ab 1934
hauptsächlich auf dem Gebiet des Wasserbaues und des Reichsautobahnbaues betätigte.“ [186] Ebenso wird von der Unterredung Heinrich Kallenbachs mit
dem Bauingenieur Fritz Todt (1891–1942) [187] berichtet, der seit 1933
Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen war und 1940 Reichsminister für Bewaffnung und Munition wurde. Kallenbach und Todt trafen sich 1938 in
Wiesbaden, und man vereinbarte den Einsatz der Baugesellschaft am Westwall in den Abschnitten Merzig und Saarbrücken. [188] „Damit hatte die Niederlassung
Berlin den weitaus überwiegenden Teil ihrer Kapazität bei der Organisation Todt eingesetzt.“ [189] Und an anderer Stelle der Festschrift heißt es: „Die OT-Einsätze
[OT = ,Organisation Todt‘] der Berliner Niederlassung waren in Südfrankreich, am Atlantikwall, in Holland, in Norwegen bei Narvik, auf der Eismeerstraße bei
Hammerfest und im Mittelabschnitt in Rußland zum Einsatz gekommen.“ [190]
Über den mit ihr verwandten Bauleiter Gustav Richard Völkel (1892–1960) der Firma
C. Kallenbach, die im Nationalsozialismus auch in Österreich vertreten war, forscht und schreibt derzeit die US-Amerikanerin Silke Jauck in Montana, „um so das Andenken
an ihn [ihren Urgroßvater] zu bewahren und ehren.“ (E-Mail vom 15. Januar 2015). [190a]
Sofern ich die Quellen richtig deute, wohnte Lotte Kallenbach-Greller spätestens seit
März 1944 in Erfurt, offiziell bei Wilhelm Kallenbach (jun.), dem Sohn des kurz zuvor verstorbenen und ebenfalls Wilhelm heißenden Bruders ihres damals bereits von ihr
geschiedenen Ehemannes. Wilhelm Kallenbach (jun.), somit der Neffe von Heinrich Kallenbach, wurde am 4. Juni 1903 in Bad Godesberg geboren und verstarb am 26.
Juli 1980 in Bad Dürkheim, wo er auch bestattet ist. [191] Um dem Neffen nicht zur
Last zu fallen, wohnte Kallenbach, entgegen ihrer polizeilichen Meldung, „in Wirklichkeit […] bei einer Bekannten am Schmidtstedter Ufer“ in Erfurt und nahm
dann eine kleine Wohnung in der Grünstraße, wo sie jedoch im Februar 1945 ausgebombt wurde. Da auch ihre Bekannte am Schmidtstedter Ufer inzwischen
ausgebombt war, fand Kallenbach nun Zuflucht bei dem Neffen Wilhelm Kallenbach, dessen Haus in der Nacht zum 30. März 1945 (Karfreitagnacht) freilich ebenfalls
zerstört wurde. Dieses Haus lag damals in der Dorotheenstraße (heute Gerhart-Hauptmann-Straße). [191a]
Wilhelm Kallenbach jun., Diplom-Ingenieur und Oberregierungsrat a. D., [192]
übersiedelte 1959 von Erfurt in der ehemaligen DDR nach Mannheim [193] und übernahm hier die Geschäftsleitung der Firma. [194] Nach Karoline Kallenbachs Tod wurde Wilhelm Kallenbach jun. ihr Erbe. Die Erfurter Niederlassung, die bereits am 1.
Januar 1946 aus dem Gesamtunternehmen ausgegliedert worden war, [195] wurde ab Anfang 1959 ein „Betrieb mit staatlicher Beteiligung“ (BSB), und Wilhelm
Kallenbach (jun.) war bis zu seiner Ausreise in den Westen Geschäftsführender Gesellschafter. 1972 wurde der Betrieb verstaatlicht und ging in Volkseigentum über. [196]
Neben dem ursprünglichen Hauptsitz der Firma in Hamm, der nach dem Zweiten
Weltkrieg endgültig aufgegeben werden musste, gab es die Erfurter Niederlassung sowie die Niederlassungen in Berlin und Mannheim, [197] wobei der Hauptsitz des
Unternehmens 1976 schließlich von Berlin nach Mannheim verlegt wurde. [198] In Mannheim wurde die Gesellschaft im Mai 1979 aufgelöst, [199] die Eintragung im Handesregister des Amtsgerichts gelöscht. [200]
Neue Vermutungen
Um auf die Scheidung von Lotte Kallenbach-Greller noch einmal zurückzukommen,
so scheint es mir schwer vorstellbar, dass an staatlichen, auch propagandistisch bedeutenden Bauvorhaben größten Ausmaßes wie den Reichsautobahnen, dem
Westwall oder dem Atlantikwall eine Firma beteiligt wurde, deren Direktor in einer „Mischehe“ mit einer Jüdin verheiratet war. Daher vermute ich, dass es sich bei der
Scheidung von Lotte und Heinrich Kallenbach um eine Zwangsscheidung handelte, die von den Nationalsozialisten als Bedingung für die Erteilung von Bauaufträgen gestellt
worden war. In die Verhandlungen mit der Firma Kallenbach könnte die Forderung einer Scheidung ebenso wie die Zusage einer späteren „Schonung“ der geschiedenen
Frau eingegangen sein, um hiermit letztlich eine Art von Druck auf den Verhandlungspartner auszuüben. Wie gesagt, sind dies aber lediglich Vermutungen, für
die mir alle konkreten Belege fehlen und die ich somit über den Punkt einer gewissen Wahrscheinlichkeit nicht hinauszuführen vermag.
Ebenso ist es vorerst Spekulation, ob die von Karoline Kallenbach anstehenden
Aufzeichnungen über die Zeit des Nationalsozialismus, die sie zu einer Veröffentlichung bestimmt hatte, [200a] dem Wiederaufbau der von ihr sichtlich geschätzten und später
auch finanziell unterstützten Baugesellschaft C. Kallenbach nicht in irgendeiner Weise schadeten oder dem Ansehen der Firma abträglich waren, sobald die Auftragsannahme
im Dritten Reich oder solche Dinge zur Sprache kamen, die man ansonsten als „familienintern“ betrachtet. Die Verfasserin könnte ihre Aufzeichnungen daher auch
von sich aus zurückgezogen und von einer Veröffentlichung Abstand genommen haben. In der Festschrift der Firma (1963) wird, wie gezeigt, die Vergabe großer Aufträge
durch die Nationalsozialisten und die Annahme wie Ausführung derselben von der Baugesellschaft C. Kallenbach zwar mehrfach offengelegt, doch wurde hierbei nicht der
Gesichtspunkt erwähnt, dass die Auftragsannahme vielleicht nicht ganz freiwillig zustande kam, sondern dass hierbei auch das Schicksal nicht nur der Baugesellschaft,
sondern auch das der jüdischen Karoline Kallenbach auf dem Spiel gestanden haben könnte. Zudem war die Situation nach dem Krieg in der damaligen sowjetischen
Besatzungszone und der späteren DDR eine andere, und der privaten Baugesellschaft drohte nach der Sperrung aller Konten die Enteignung und Verstaatlichung, so dass an
einen Fortbestand nicht zu denken war. [201]
Gleichzeitig mag Karoline Kallenbach, die auch einige familieninterne Dinge in ihrem Lebenslauf von 1946 zur Sprache brachte, materiell abhängig gewesen sein vom
Schicksal des Bauunternehmens, und es ist auffällig, dass sie ihre Anstellung im Erfurter Schuldienst – die einzige feste Beschäftigung, die es in ihrer Biografie überhaupt gibt –
bereits nach zwei Monaten wieder beendete, dass zugleich aber auch der in ihrem Lebenslauf von 1947 angekündigte Bericht über die Zeit des Nationalsozialismus
vielleicht nicht an die Öffentlichkeit gelangte. Es mag dies ebenso ein zufälliges Zusammentreffen sein wie der Umstand, dass Wilhelm Kallenbach jun. der Erbe Lotte
Kallenbach-Grellers wurde, doch ist mangels Quellen begreiflicherweise auch an solche Zusammenhänge zu denken, welche das ein oder andere verständlicher machen.
Rückschlüsse erlaubt auch ein öffentlich zugänglicher Handelsregistereintrag beim Amtsgericht Mannheim, der mit Datum vom 10. Dezember 1963 festhält,
dass die Baugesellschaft von Caspar Kallenbach seit dem 21. Januar 1944 [202]
als Kommanditgesellschaft fortgesetzt wurde und dass Karoline Kallenbach, geb. Greller, wohnhaft in Freiburg/Br., neben anderen fünf namentlich Genannten später zu
den Kommanditisten der Baugesellschaft gehörte, so dass die Firma nun umgekehrt von ihr abhängig wurde. Die keinesweg geringe DM-Summe, mit der Karoline
Kallenbach sich nämlich an dem Unternehmen beteiligte, ist im Handelsregister genau beziffert, und die Summe sämtlicher Einlagen betrug seinerzeit einhundertundsiebzigtausend DM. [203]
Von Heinrich Kallenbachs Tod wird in der Festschrift überliefert, dass der
Bauingenieur trotz der Verletzung, die er bei einem Angriff auf Metz erhalten hatte, im Oktober 1944 zu seinen Baustellen nach Oberschlesien reiste und Anfang November
stark erkältet nach Erfurt kam. Da sich sein Befinden schnell verschlechterte, suchte er in Erfurt ein Krankenhaus auf, wo er, völlig unerwartet, am 12. November 1944,
eine Woche vor seinem 65. Geburtstag verstarb. [204] Karoline Kallenbach schreibt in ihrem Lebenslauf von 1946: „Es kam jedoch noch zu einer Steigerung meiner
Schwierigkeiten: im November 1944 starb mein Mann an den Folgen eines Tieffliegerangriffs. […] Als er nun unvermutet und unerwartet starb, war ich der
Verzweiflung nahe, da mich sein Tod des letzten Haltes beraubte, den ich mir in Deutschland noch zu haben einbildete.“ [205]
Kapitel 12 Chronologische Übersicht unter Einbezug der Korrespondenz
Kallenbach-Grellers schriftstellerische Arbeiten (Drucke und Handschriften) sind
in rotem Kursivsatz hervorgehoben (Details in den vorangehenden Kapiteln). Chronologisch nicht genauer einzuordnende Einträge stehen jeweils zu Beginn der
Jahrgänge. Ein Brief von Kallenbach an Ninon Hesse und drei Briefe von Hermann Hesse an Kallenbach sind undatiert und konnten von der Chronologie nicht genauer erfasst werden (DLA)
Häufig verwendete Abkürzungen für die Korrespondenzen mit den Hesses DLA = Deutsches Literaturarchiv, Marbach
SLA = Schweizerisches Literaturarchiv, Bern, Hesse-Archiv
„Brief an“ zeigt ein Schreiben von Kallenbach-Grellers an, das an eine andere Person gerichtet ist; „Brief von“ bedeutet grundsätzlich, dass Kallenbach-Greller die Empfängerin ist.
Die „Buchbesprechungen“ beziehen sich auf Kallenbach-Grellers Buch Geistige und tonale Grundlagen der modernen Musik (Leipzig 1930)
1893
kurz vor der Geburt: Auswanderung des Vaters in die USA
22. März 1893: Karoline Greller geboren in Sadagòra in der Bukowina als Tochter der jüdischen Eltern Nathan Greller und Dorothea Greller, geb. Rothstein
bis ca. 1898
mit der Mutter wohnhaft bei der Großmutter, Erziehung im mosaischen Glauben
vor 1900
Scheidung der getrennt lebenden Eltern; Wiederverheiratung der Mutter
mit dem Volksdeutschen Georg Wagner; Konversion der Mutter zum evangelischen Glauben
ca. 1900
Taufe in der Konfession evangelisch, Augsburger Bekenntnis
ca. 1907
Konfirmation; Weigerung Karoline Grellers, sich von ihrem Stiefvater
Georg Wagner adoptieren zu lassen, so dass eine Namensänderung nicht erfolgen kann
vor 1911
Besuch des humanistischen I. [ersten] k. k. Staatsgymnasiums in Czernowitz
1911
Reifezeugnis des genannten Gymnasiums
Beginn des Studiums an der k. k. Franz-Josephs-Universität in Czernowitz: 6 Semester Germanistik und klass. Philologie; danach 2 Semester in Wien
1914
April 1914: Philosophisch-pädagogische Vorprüfung (Personalbogen, Bl. 1v)
4. Nov. 1914 bis 2. Okt. 1915 in Wien gemeldet; Lederergasse 23/143; vorher in Czernowitz
1915
Verlobung mit dem Reichsdeutschen Heinrich Kallenbach
4. Okt. 1915 bis 3. Nov. 1915: in Wien gemeldet, 8. Bez., Schönborngasse 9/4/26 5. Okt. 1915: Einreichung der Dissertation Die Frauengestalten in Raabes
Jugendwerken mit Hinweis auf die Einflüsse und Vorbilder 2. Nov. 1915 bis 22. Juli 1916: in Wien gemeldet, 9. Bez., Eisengasse 9a/12 3. bzw. 6. Dez. 1915: Unterschriften der Prof. Walther Brecht und Carl von Kraus zur Beurteilung ihrer Diss. („geeignet zur Approbation“)
1916
Februar 1916: Philosophisches Doktorat in Wien
24. Juni 1916: Brief an das Dekanat der Universität Wien mit der Bitte um Überlassung ihrer Dissertation zwecks Drucklegung
25. Juli 1916 bis 20. Okt. 1916: in Wien gemeldet, 9. Bez., Hörlgasse 18/12 Herbst 1916: Übersiedelung nach Berlin; dort „aus praktischen Gründen“
vier Semester Studium der Rechtswissenschaft 16. Okt. 1916 bis 4. Dez. 1916: in Wien gemeldet, 9. Bez., Währingergürtel
104/2/17. Abgemeldet nach Berlin 6. Dez. 1916: Immatrikulation an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin
[Humboldt-Universität] für das Fach Germanistik
1917
11. Jan. 1917: Wechsel an die Juristische Fakultät der Berliner Universität
1918
26. Aug. 1918: Meldeamtliche Erfassung in Berlin, kommend aus Charlottenburg,
Berlinerstr. 37, zugezogen in Wilmersdorf, Kurfürstendamm 145 3. Sept. 1918 bis 8. Sept. 1918: in Wien gemeldet, 7. Bez., Westbahnstr. 5/2/25
Vorher in Berlin. Abgemeldet nach Czernowitz 3. Sept. 1918 bis 14. Sept. 1918: in Wien gemeldet, 7. Bez., Westbahnstr. 5/2/25
Vorher in Czernowitz [diese Angaben wiederholen zum Teil jene des vorigen Eintrags, sind aber genau aus den Meldeunterlagen zitiert]
14. Sept. 1918: Abmeldung in Wien nach Berlin 19. Okt. 1918: in Berlin-Wilmersdorf Eheschließung mit Heinrich Kallenbach,
danach Abbruch des juristischen Studiums und gänzliche Hinwendung zur Musik; Absicht einer Habilitation in Musikphilosophie und -psychologie
1919
Umzug nach Berlin-Wilmersdorf, Kurfürstendamm 96
15. April 1919: meldeamtlich unter vorstehender Berliner Adresse erfasst (zuvor Berlin NW 7, Mittelstraße 21–22)
1920
12. Juli 1920: Offizielle Beendigung des Studiums an der Berliner Universität
1922?
Undatiertes Konzept eines Briefes von Alois Hába an Kallenbach-Greller
1923
13. Juli 1923: Brief der Universal-Edition Wien an Alois Hába „bei Frau Dr. Kallenbach | Schule Loheland | Dirlos | Kreis Fulda“
1924
November: Aufsatz-Publikation Formprobleme der neuen Musik
30. Dez. 1924: Brief von Bernhard Schuster an Kallenbach-Greller 30. Dez. 1924: Brief von Bernhard Schuster an Alois Hába 31. Dez. 1924: Brief von Kallenbach-Greller an Bernhard Schuster
1925
ca. Anfang 1925, doch nicht vor Ende 1924: undatiertes Konzept eines Briefes
von Alois Hába an Bernhard Schuster Anfang 1925 (siehe März 1925): Privatdruck der Broschüre Grundriss einer
Musikphilosophie nebst kritischer Darstellung des Buches von Paul Bekker Von den Naturreichen des Klanges Januar 1925: Aufsatz-Publikation Das musikalische Hören 8. Jan. 1925: Brief der Klavierbaufirma August Förster (Löbau) an Alois Hába,
im Februar Auswechslung des Vierteltoninstruments bei Lotte Kallenbach 30. Jan. 1925: Brief von Bernhard Schuster an Paul Bekker wegen seiner
Ablehnung von Kallenbachs Bekker-Kritik März 1925: Abdruck der Ablehnung, Kallenbach-Grellers Grundriss einer Musikphilosophie abzudrucken, im März-Heft von Die Musik
16. April 1925: Brief Hábas an Wiener Universal Edition (Emil Hertzka): nennt u. a. Kallenbach-Greller seine „zukünftige Frau“ und eine „hochbegabte
Pianistin“, die mit seiner Hilfe seine Klavierwerke einstudieren solle und nach Prag übersiedeln werde
zwischen 4. und 8. Juni 1925: Referat beim „I. Musikwissenschaftlichen Kongreß der Deutschen Musikgesellschaft“ in Leipzig
13. Juni 1925: Brief von Else Thalheimer (Köln) an Alois Hába: bedankt sich u. a. für Buch von Kallenbach-Greller 25. Nov. 1925: Abgangszeugnis (Entwurf) von Rektor und Senat
der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 27. Dez. 1925: Brief von Alois Hàba an Kallenbach-Greller
1926
Aufsatz-Publikation Die Klangwerte der modernen Musik
Aufsatz-Publikation Die historischen Grundlagen der Vierteltöne (erste Fassung) 7. Jan. 1926: Brief von Alois Hába an Kallenbach-Greller: kündigt
u. a. seinen Besuch in Berlin am 14. Januar an Jan./Febr.: Aufsatz-Publikation Klanggestaltungswerte in der neueren französischen Musik 9. März 1926: Brief von Alois Hába an Kallenbach-Greller: bedankt sich
u. a. für zwei vorausgegangene (nicht erhaltene) Briefe von Kallenbach-Greller 16. März 1926: Brief von Alois Hába an Kallenbach-Greller
1927
Aufsatz-Publikation Die historischen Grundlagen der Vierteltöne (rev. Fassung)
10. Jan. 1927: Brief an Kistner & Siegel; Ablehnung der Rezension des Buchs von Alois Hába März 1927: Foto von Georg Fayer im Rahmen nachstehend genannten Anlasses
(siehe 31. März 1927) 31. März 1927: Referat bei der Tagung des Internationalen
musikwissenschaftlichen Kongresses in Wien („Beethoven-Zentenarfeier“) 21. April 1927: Brief von Georg Schünemann (Berlin) an Alois Hába:
weist auf Kallenbach-Grellers Aufsatz über die Vierteltöne hin 15.–17. Juli 1927: Gespräch in Baden-Baden mit Hans Mersmann
(Festival „Deutsche Kammermusik“) 15. Okt.: Brief von Hans Mersmann, Berlin-Grunewald November 1927: Aufsatz-Publikation Die Formprobleme der Vokalmusik
13. Dez. 1927: Vortrag im Lyceum-Club Berlin: Wert, Wesen und Bedeutung des Dichters Hermann Hesse (DLA)
14. Dez. 1927: Brief aus Berlin-Halensee an Hermann Hesse (SLA) 22. Dez. 1927: Brief aus Berlin-Halensee an Hermann Hesse (SLA)
1929
30. Mai 1929: Brief aus Wien an Josef Matthias Hauer; Bitte um Besuchstermin
3. oder 5. Juni 1929: vermutlich Besuch bei Josef Matthias Hauer Juni 1929: Vorwort zu ihrem Buch Geistige und tonale Grundlagen (siehe 1930) 18. Juli 1929: Brief von Alfred Einstein, Berlin 27. Juli 1929: Brief von Ludwig Volkmann, Leipzig
10. Sept. 1929: Heinrich Kallenbach erhält die Ehrendoktorwürde (Dr. ing. h. c.) von der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig
1929–1933
Zeitraum, in dem die Bleistift-Porträtzeichnung Benedikt Fred Dolbins entstand,
welche „Dr. Lotte Kallenbach“ zeigt
1930
um 1930: Hauskonzerte in Berlin
wird wegen ihrer „rassischen Abstammung“ gewarnt, eine Habilitation nicht weiterzuverfolgen oder besser zu verschieben; beschäftigt sich dann mit
kulturkritischen und anderen freien schriftstellerischen Arbeiten vor 9. Mai 1930: Buchveröffentlichung Geistige und tonale Grundlagen
der modernen Musik im Spiegel der Gegenwart und Vergangenheit im Verlag von Breitkopf & Härtel in Leipzig
(nach der Buchveröffentlichung): Besprechung von Rudolf Schaefke 9. Mai 1930: Handschriftliche Widmung und Übersendung ihres neuen Buchs an Arnold Schönberg
22. Mai 1930: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (DLA) 17. Okt. 1930: Buchbesprechung von Hans Kuznitzky 13. Dez. 1930: Buchbesprechung von Dénes von Bartha
18. Dez. 1930: Buchbesprechung von Theodor Adorno Silvester 1930: Aufenthalt mit ihrem Mann in Arosa (Postkarten-Foto)
1930/31
(nach ca. 9. Mai 1930): Buchbesprechung von Siegfried Günther
1931
6. Jan. 1931: Artikel von Hans Heinz Stuckenschmidt über ein Hauskonzert
bei Kallenbach-Greller in der „B.Z. am Mittag“ 16. März 1931: Korrespondenzkarte an A. Hába; Adresse von Else C. Kraus
April 1931: Kallenbach-Greller Mitglied (Schriftführerin) im Vorstand der Ortsgruppe Berlin e.V. der IGNM 8. Mai 1931: Korrespondenzkarte an Alois Hába: über Aufführung
von Hábas „Toccata quasi Fantasia“ in Berlin 7. Juli 1931: Teilnahme an der „Zweiten Rundfunkmusik-Tagung“ in München
23. Sept. 1931: Brief an Alois Hába; Antwort auf eine Nikolai Lopatnikoff betreffende Anfrage Hábas 2. Nov. 1931: Buchbesprechung von Alois Hába
13. Dez. 1931: Buchbesprechung von Max Marschalk („Vossische Zeitung“) 16. Dez. 1931: Brief von Schönberg aus Barcelona an Josef Rufer, beiliegend eine
Besprechung (Ausschnitt) der „Vossischen Zeitung“ von Kallenbach-Grellers Buch durch Max Marschalk; harte Kritik Schönbergs an der Verfasserin
1932
5. Febr. 1932: Brief an Arnold Schönberg; zur Besprechung von Max Marschalk
Juni 1932: Buchbesprechung von Hans Költzsch
1933–1945
Aufgrund ihrer jüdischen Abstammung „völlige Vereinsamung
und einschneidender Stillstand der bisherigen Tätigkeit“
1933
Reisen nach Österreich, Rumänien, in die Schweiz, Frankreich,
nach Amerika (USA)
1937
26. Sept. 1937: Brief an Benedikt Fred Dolbin, geschrieben an Bord der
MS-St. Louis auf der Linie Hamburg–Halifax (Nova Scotia, Kanada) 28. Sept. 1937: voraussichtliche Ankunft des Schiffes in Halifax
28. Sept.–11. Okt. 1937: geplante Fahrt von Halifax nach New York über Detroit, Montreal, Niagara, Chicago und Washington D. C.
11.–14. Okt. 1937: geplanter Aufenthalt in New York; Shelton Hotel; möglicherweise in dieser Zeit Treffen mit B. F. Dolbin zweite Oktoberhälfte 1937: vermutlich Rückreise nach Deutschland
1938
24. Juni 1938: Scheidung von Heinrich Kallenbach
aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ 3. Dez. 1938: Brief Schönbergs an Hugo Leichtentritt; in einer Liste der ihm
wichtigen deutschen Musikbücher nennt er das Buch von Kallenbach-Greller
1944
17. März 1944: Wegen der Angriffe auf Berlin Umzug und Anmeldung in Erfurt;
offizieller Adressenzusatz „bei Wilhelm Kallenbach“, wohnt aber bei einer Bekannten am Schmidtstedter Ufer
5. (13.) Okt. 1944: Anmeldung in Erfurt, Sedanstraße 13 bei Worath 12. Nov. 1944: Tod des geschiedenen Ehemanns Heinrich Kallenbach in Erfurt
1945
25. Jan. 1945: wohnhaft in der Grünstraße 17 bei Kärst [Erfurt]
Februar 1945: Ausbombung in der Grünstraße 12. (20.) März 1945: wohnt zeitweilig bei Wilhelm Kallenbach jun.,
dem Neffen des verstorbenen Ehemanns, in der Dorotheenstr. 13 „Karfreitagnacht“ 1945 [Nacht zum 30. März 1945]: Zerstörung des Hauses
in der Dorotheenstraße 13 bei einem Bombenangriff 28. April 1945: Anmeldung in der Reichartstraße 2 bei Knorr [Erfurt]
Seit Ende des Krieges [8. Mai 1945]: Vorträge und beratende Tätigkeit im Landeskonservatorium zu Erfurt, Vorstandsmitglied des „Kulturbundes“
etwa Mitte Juni 1945: Übergabe ihrer Erbangelegenheiten an einen Rechtsanwalt 1. Sept. 1945: Anmeldung in der Tettaustraße 6 [Erfurt] (Fremdenheim)
1946
1. Jan. 1946: Anmeldung in der Friedrichstraße 1 [Erfurt]
vermutlich 1946: Lebenslauf Jan. 1946: Unterzeichnung ihrer Bemerkungen zum Fragebogen
6. Febr. 1946 [vermutlich von 1947]: Unterzeichnung ihres Fragebogens Juni 1946: „beratende Persönlichkeit“ der Erfurter Stadtversammlung
1947
6. Febr. 1947: Auf Anraten des Stadtrats Franz Lepinski Einstellungsgesuch
(Aufnahme in den Schuldienst) an das Kreisbildungsamt Erfurt 6. Febr. 1947: Unterzeichnung ihres Lebenslaufs von 1947
6. Febr. 1947: vgl. 6. Februar 1946 Fragebogen 2. April 1947: Unterrichtserteilung ab 10. April an der Erfurter Humboldtschule
9. Juni 1947: Ausscheidung Kallenbachs aus dem öffentlichen Schuldienst
1948
28. April 1948: Brief aus Erfurt an Hermann Hesse (SLA)
23. Sept. bis 3. Okt. 1948: Dritte Erfurter Kulturwoche; in Kulturwille die Beiträge Ilja Ehrenburg und das Gedicht Hoffnung und Wahrheit 4. Okt. 1948: Anmeldung in der Gustav-Freytag-Str. 60 (Maria-Seebach-Stiftung)
1949
nicht nach 1949: Typoskript:
Goethe und Thomas Mann: eine Gegenüberstellung April 1949: „Erfurter Dichter: Karoline Kallenbach“
(Veranstaltung des Kulturbunds, Ortsgruppe Erfurt) vermutl. Juli oder Aug. 1949: Vierte Erfurter Kulturwoche; in Kulturwille der Aufsatz Goethe und Thomas Mann
1950
vor dem 2. Juli 1950: Typoskript Was bedeutet uns heute Hermann Hesse
als Gedenkblatt zu Hesses 73. Geburtstag (DLA) 2. Juli 1950: Brief aus Erfurt an Hermann Hesse (SLA)
Juli 1950: Umzug nach Berlin-Wilmersdorf, Bregenzerstraße 8 15. Juli 1950: meldeamtlich in Berlin erfasst unter vorstehender Adresse 6. Sept. 1950: Brief aus Dresden an Hermann Hesse (SLA)
13. Okt. 1950: Abmeldung nach Berlin (siehe oben) 22. Dez. 1950: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA)
1951
12. Jan. 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA)
20. Jan. 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA) 17. Febr. 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA) 16. April 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA)
9. Mai 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA) 20. Mai 1951: Brief aus Berlin an Hermann Hesse (SLA) 15. Juli 1951: in Berlin meldeamtlich erfasst unter Wilmersdorf, Zähringer Str. 39
13. Aug. 1951: in Berlin meldeamtlich erfasst unter Wilmersdorf, Brandenburgische Straße 21 24. Sept. 1951: Karte an Ninon Hesse (DLA)
7. Okt. 1951: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA) 26. Okt. 1951: in Berlin abgemeldet nach Lörrach, Hünerbergweg 26
1951/1952
fast ein Jahr lang wohnhaft im Lörracher Hotel „Villa Elben“ (Hünerbergweg 26)
1951–1964
Briefwechsel zwischen Karoline Kallenbach und Ninon Hesse,
umfassend 14 Briefe und eine Postkarte aus den Jahren 1951–1964 (DLA)
1952
12. Febr. 1952: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA)
13. Febr. 1952: Brief (ohne Ort) von Hermann Hesse (DLA) 17. März 1952: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA) 24. März 1952: Brief an Ninon Hesse, anbei von Kallenbach die Prosa
Aphorismen (4 Bl.) (DLA) 5. Juni 1952: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA)
18. Juni 1952: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA) 2. Juli 1952: Brief aus Lörrach an Hermann Hesse (SLA) September 1952: Umzug nach (Grenzach-)Wyhlen
6. Sept. 1952: Brief aus Alpbach an Hermann Hesse (SLA) 15. Sept. 1952: Brief aus Basel an Hermann Hesse (SLA) 24. Sept. 1952 (?): Brief an Ninon Hesse, vermutlich 1952 (DLA)
13. Dez. 1952: Brief von Hermann Hesse (DLA)
1952–1956 und ohne Datum
Fünf Briefe von Hermann Hesse an Kallenbach (3 davon undatiert) (DLA)
1953
2. Febr. 1953: Brief aus Wyhlen an Hermann Hesse (SLA)
19. April 1953: Karte aus Wyhlen an Hermann Hesse (SLA)
1954
Karoline Kallenbach besucht Ninon Hesse
(vgl. Ursula Apel, Hermann Hesse etc. München 1989, S. 521)
1955
Karoline Kallenbach erstmals im Adressbuch von Freiburg im Breisgau
1956
14. Juli 1956: unzustellbarer Brief von Alois Hába aus Darmstadt
an Lotte Kallenbach-Greller 2. Aug. 1956: Brief von Hanspeter Bennwitz aus Freiburg i. B.
an Alois Hába; kennt Adresse Kallenbach-Grellers nicht 25. Nov. 1956: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA)
18. Dez. 1956: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA) 22. Dez. 1956: Brief von Hermann Hesse (DLA) 31. Dez. 1956: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA)
1957
28. Juni 1957: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA)
7. Juli 1957: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA) [nach dem 7. Juli 1957] Brief an Hermann Hesse, undatiert und ohne Ort,
vermutlich nach dem vorstehenden Brief abgesandt (SLA) 17. Aug. 1957: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA)
3. Sept. 1957: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA)
1958
6. Jan. 1958: Brief aus Lugano an Hermann Hesse (SLA)
11.–14. Jan. 1958: Brief in 2 Teilen aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA) 21. April 1958: Brief aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA) 17. Dez. 1958: Brief an Ninon Hesse (DLA)
1959
Frühjahr 1959: Brief an Ninon Hesse, vermutlich 1959 (DLA)
27. Jan. 1959: Brief an Ninon Hesse (DLA) 29. Mai 1959: Karte aus Freiburg i. B. an Hermann Hesse (SLA) 29. Mai 1959: Brief an Ninon Hesse (DLA)
1962
10. Aug. 1962: Brief an Ninon Hesse (DLA)
16. Okt. 1962: 2 Briefe an Ninon Hesse mit demselben Datum (DLA)
1963
21. Mai 1963: Brief an Ninon Hesse (DLA) 19. Juli 1963: Brief an Ninon Hesse (DLA)
1964
Brief aus Lugano an Hesse (DLA) 24. Sept. 1964: Brief an Ninon Hesse (DLA)
1968
20. Febr. 1968: Kallenbach-Greller stirbt um 2.00 Uhr in Rottweil
im „Vinzenz von Paul Hospital“ April 1968: Beisetzung der Urne im Familiengrab Kallenbach auf dem Hauptfriedhof von Weimar
Kapitel 13 Die Schriften von Lotte Kallenbach im Überblick, ohne Korrespondenz (Verfasserin benutzt diverse Varianten für ihren Vor- und Nachnamen)
1.) Die Frauengestalten in Raabes Jugendwerken mit Hinweis auf die Einflüsse und Vorbilder, Dissertation, Wien 1915 (wie Anm. [23])
2.) Formprobleme der neuen Musik Aufsatz, in: Deutsche Kunstschau, November 1924 (wie Anm. [36])
3.) Grundriss einer Musikphilosophie. Nebst kritischer Darstellung des Buches von Paul Bekker „Von den Naturreichen des Klanges“,
Buch, Berlin: Selbstverlag, 1925 (wie Anm. [40])
4.) Das musikalische Hören Aufsatz, in: Die Musik, Januar 1925 (wie Anm. [50])
5.) Die Klangwerte der modernen Musik Aufsatz, in: Kongreßbericht, Leipzig 1926 (wie Anm. [59])
6.) Klanggestaltungswerte in der neueren französischen Musik Aufsatz, in: Melos, Januar/Februar 1926 (wie Anm. [55])
7.) Die historischen Grundlagen der Vierteltöne Aufsatz, erste Fassung, in: Archiv für Musikwissenschaft, 1926 (wie Anm. [63]); zweite, revidierte Fassung, in: Beethoven-Zentenarfeier, Wien 1927 (wie Anm. [63])
8.) Die Formprobleme der Vokalmusik im Rahmen einer allgemeinen Denkanschauung über das Entstehen von Musikformen
Aufsatz, in: Melos, November 1927 (wie Anm. [73])
9.) Wert, Wesen und Bedeutung des Dichters Hermann Hesse (wie Anm. [75]) unveröffentlichtes Manuskript, Vortrag am 13. Dezember 1927 (DLA); lag nicht vor
10.) Geistige und tonale Grundlagen der modernen Musik im Spiegel der Gegenwart und Vergangenheit, Buch, Leipzig 1930 (wie Anm. [84])
11.) Ilja Ehrenburg, Aufsatz, Druck, Erfurt 1948 (wie Anm. [141a])
12. Hoffnung und Wahrheit, Gedicht, Erfurt 1948 (wie Anm. [141a])
13a) Goethe und Thomas Mann: eine Gegenüberstellung (wie Anm. [142]) Manuskript, 1949 (ETH); lag nicht vor
13b) Goethe und Thomas Mann, Aufsatz, Druck (wie Anm. [141a])
14.) Was bedeutet uns heute Hermann Hesse (wie Anm. [143]) unveröffentlichtes Manuskript, 1950 (DLA); lag nicht vor
15.) Aphorismen
unveröffentlichtes Manuskript, spätestens 1952 (DLA); lag nicht vor [206]
Anmerkungen zu Teil 3
[136] Vgl. die Webseiten des Deutschen Literaturarchivs in Marbach (DLA) sowie die des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern (SLA) unter „Kallenbach, Lotte (Karoline)“ (Ms L 83). Am 7. März 2002 erhielt ich von Sabine Brtnik eine Liste der im DLA Marbach vorhandenen Bestände, die am 2. Juni 2002 von Viktoria Fuchs berichtigt und vervollständigt wurde (vgl. Anm. [148]). Im Dezember 2004 sandten mir aus Bern in der Schweiz Dr. Thomas Feitknecht, der Leiter des Schweizerischen Literaturarchivs (SLA), sowie Lukas Dettwiler Einzelheiten über das im SLA
Vorhandene. – Allen Genannten sei gedankt für ihre freundliche Unterstützung.
Im Juni 2006 wurde mir ergänzend eine detaillierte Liste der im DLA verwahrten Briefe zugänglich gemacht: 1.) Kallenbach, Karoline (Lotte) an Ninon Hesse, 1951 [bis] 1964
und ohne Datum (Standort A:Hesse, Ninon = Nachlass Ninon Hesse). 2.) Kallenbach, Karoline (Lotte) an Hermann Hesse, 1930 (Standort: A:Hesse = eigene Hesse
-Sammlung). 3.) Hesse, Hermann an Karoline Kallenbach, 1952–1956 (Standort D:Hesse = Nachlass Hermann Hesse). 4.) Hesse, Hermann an Karoline Kallenbach,
ohne Datum (Standort: A:Hesse = eigene Hesse-Sammlung). Für diese Informationen habe ich Viktoria Fuchs, Diplom-Bibliothekarin und Betreuung des Hermann-Hesse-Archivs im DLA in Marbach, zu danken.
[136a] Vgl. zu der Brief-Veröffentlichung Anm. [150]; Hermann Hesse bedankt sich
darin für die Zusendung altfranzösischer Musik durch Karoline Kallenbach (vermutlich eine Schallplatte); ferner [141a] zum Aufsatz über Goethe und Thomas Mann (Doktor Faustus).
[137] Vgl. besonders das obige Zitat aus den Bemerkungen zum Fragebogen.
[138] Telefonischer Hinweis von Astrid Rose, Stadtarchiv Erfurt, am 18. Dezember
2008. Die Information hatte sie zufällig bei der Suche nach anderem entdeckt.
[139] Das in Erfurt ansässige Landeskonservatorium ist offenbar nicht jene Institution,
aus der die heutige „Musikschule der Stadt Erfurt“ hervorging. Letztere wurde am 1. April 1950 als „Volksmusikschule“ gegründet, und der Unterricht scheint bis
zum Bezug eines eigenen Gebäudes zum Teil in den Räumlichkeiten des Landeskonservatoriums stattgefunden zu haben. Gleichwohl müssten es zwei
getrennte Einrichtungen gewesen sein. (Freundliche Auskünfte von Frank Beierlein, dem heutigen Leiter der Musikschule der Stadt Erfurt, am 9. Februar 2009.)
Zum Landeskonservatorium vgl. auch Herbert Barth (Hg.), Jahrbuch der Musikwelt, 1. Jg. (1949/50) [mehr nicht erschienen], Bayreuth: Verlag Julius Steeger, © 1949,
S. 350, unter „Erfurt“: Thüringisches Landeskonservatorium (Adresse, Leitung und Lehrkräfte). Vgl auch den Aufsatz des damaligen Direktors: Wilhelm Unger, Unser
thüringisches Landeskonservatorium, in: Kulturwille. Blätter zum Erfurter Kulturschaffen, [Heft 1], Erfurt 1947, Seite 23–24.
[140] Zum „Kulturbund der DDR“ vgl. den gleichnamigen Artikel der Wikipedia (Details). Vgl. auch Johannes Arpe, Kulturbund, in: Kulturwille (wie Anm. [139]), Erfurt 1947, S. 12–13.
[140a] „Im Juli 1945 wurde er [Lepinski] Referent, danach Leiter der Abteilung
für Arbeitsrecht bei der Thüringischen Landesregierung in Weimar, ein Jahr später Stadtrat und Kulturdezernent der Stadt Erfurt.“ Vgl. biografische Informationen bei -dt.-, Franz Lepinski 65 Jahre alt, in: SPD Sozialdemokratischer Pressedienst,
Ausgabe: P/XVI/160, Bonn, 19. Juli 1961, S. 6, Absatz 2. Online-Ausgabe als pdf-Datei. Vgl. ferner die in 3 Heften erschienene Zeitschrift Kulturwille. Blätter zum
Kulturschaffen der Stadt Erfurt (1947, 1948, 1949), die in engem Zusammenhang mit der seit 1946 jährlich in Erfurt stattfindenden „Kulturwoche“ erschien und
vermutlich von Franz Lepinski herausgegeben wurde. Lepinksi schrieb hier in Heft 1 den Beitrag Erfurt und seine Kulturwoche (1947, S. 5–7), in Heft 2 Theaterschau
und Schauspiel (1948, S. 6–8) und in Heft 3 Kulturwoche – Goethewoche (1949,
S. 5–7). In dieser Zeitschrift erschienen auch drei Beiträge von Karoline Kallenbach in den Heften von 1948 und 1949, die im Folgenden erfasst sind (vgl. Anm. [141a] und [141d]).
[141] Briefliche Mitteilung von Astrid Rose, Stadtarchiv Erfurt, am 28. November
2008, Blatt 2–3 unter Verweis auf den Aktenbestand mit der Signatur: StadtA Erfurt 1-2/206 I 7549.
[141a] Karoline Kallenbach, Ilja Ehrenburg, in: Kulturwille (1948), S. 13–14 [zu Ehrenburg vgl. die Wikipedia]; dieselbe, Hoffnung und Wahrheit [Gedicht], ebd., S. 27; dies., Goethe und Thomas Mann, in: Kulturwille (1949), S. 10–12.
[141b] Vgl. Anm. [140a], am Ende die Aufstellung der Beiträge von Franz Lepinski
in dem Periodikum Kulturwille.
[141c] Vgl. Anm. [140a], hier der biografische Artikel des Sozialdemokratischen
Pressedienstes.
[141d] Zwei deutliche Unterschiede zwischen Druck und Typoskript wurden von
Rolf Bolt, Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, bei einem Vergleich im August 2009 dankenswerterweise festgestellt, dass nämlich das Züricher Typoskript an zwei Stellen
um je einen Satz länger ist als die gedruckte Fassung. Auch die Titel weichen durch die Ergänzung „eine Gegenüberstellung“ leicht voneinander ab.
[142] Typoskript, Umfang: 4 Seiten, Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, Thomas-Mann-Archiv, Signatur: Thomas Mann 50097q. Vgl. NEBIS-Katalog nach
Eingabe „Kallenbach, Karoline“; für briefliche Auskünfte vom 13. April 2004 bzw. 19. August 2009 ist Rolf Bolt, zu danken.
[143] 4 Blatt, Durchschlag, Deutsches Literaturarchiv Marbach; Auskunft von Sabine Brtnik am 7. März 2002.
[144] Meldeunterlagen im Landesarchiv Berlin (vgl. Anm. [15]).
[145] Ebd.
[146] Meldeunterlagen im Stadtarchiv Lörrach. Kallenbach war gemeldet als „Dr. phil.
Karoline Kallenbach (Schriftstellerin)“ (Auskunft vom 27. Februar 2002, gezeichnet [Danuta] Thiel-Melerski). Meine Anfrage nach Gästebüchern oder Erinnerungen im
heute noch bestehenden „Hotel Villa Elben“ wurde im März 2002 von Corinna Harrer, der Tochter von Frau Elben, beantwortet. Es gebe zwar keine Gästebücher aus der
damaligen Zeit, doch erinnere sich ihre Mutter, die alte Frau Elben, noch gut an Frau Kallenbach. Heutiger Link: hier.
[147] Wie mir das Bürgermeisteramt von Grenzach-Wyhlen am 8. März 2002 mitteilte,
war Kallenbach hier nicht gemeldet.
[148] Freundliche Auskunft (E-Mail) von Viktoria Fuchs, DLA, Marbach, am 2. Juni
2006 (E-Mail). Die Briefe zwischen Kallenbach und Ninon Hesse befinden sich heute im Nachlass von Ninon Hesse und sind daher nicht über die Datenbank KALLIAS zu
recherchieren. (Freundliche Mitteilung von Dipl.-Bibliothekarin Heidi Buschhaus, DLA Marbach, am 11. Mai 2006).
[149] Vgl. auch Anm. [8] sowie Kapitel 9. Künftig wäre die Frage noch zu klären, ob und ggf. in welchem Umfang Hermann und Ninon Hesse mit Kallenbach-Greller
über Josef Matthias Hauer korrespondiert haben, da Joachim Diederichs Ninon Hesse als „Brücke“ zwischen Hermann Hesse und Hauer bezeichnet und dies auch belegt. Vgl. Joachim Diederichs, Das Glasperlenspiel – mit offenen Karten. Universalismus
aus ,Kastalien‘ oder aus Wien?, in: Österreichische Musikzeitschrift, hg. von Marion Diederichs-Lafite, 59. Jg., Heft 6, Wien, Juni 2004, S. 26–29.
[150] Volker Michels (Hg.), Hermann Hesse. Musik. Betrachtungen, Gedichte, Rezensionen und Briefe, mit einem Essay von Hermann Kasack [Hermann Hesses
Verhältnis zur Musik (S. 7–20)], Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag (Reihe: suhrkamp taschenbuch, Bd. 1217), erweiterte Auflage, 1986 [zuerst 1976], S. 206:
„Aus einem Brief [von Hermann Hesse] vom 22. 12. 1956 an Karoline Kallenbach“; vgl. auch Anm. [136a]. Zugleich gebundene Ausgabe in der Bibliothek Suhrkamp (Band 1142), Erste Auflage 1993.
[151] Sowohl Hábas Brief, der als unzustellbar an den Absender zurückging, wie
auch Bennwitz’ Brief sind im Nachlass Hábas erhalten, Anm. [45] (Hinweis: Vlasta
Reittererová, Wien.) Möglicherweise hatten Hába wie auch Bennwitz nach einer „Lotte Kallenbach-Greller“ gesucht, die postalisch oder von Bennwitz aufgrund der
Namensänderung in „Karoline Kallenbach“ nicht auffindbar war. Hába war im Juli 1956 Dozent bei den 11. „Internationalen Ferienkursen für Neue Musik“ (11. bis 22.
Juli 1956), was seinen damaligen Aufenthalt in Darmstadt erklärt.
Die letzte dokumentierbare Verbindung zwischen Kallenbach-Greller und Hába
fand 1931, also fünfundzwanzig Jahre zuvor statt. Es handelte sich zunächst um eine handschriftliche Korrespondenzkarte (Berlin, 16. März 1931), mit der Kallenbach
Hába die Adresse der Pianistin Else C. Kraus schickte; am 8. Mai 1931 berichtete Kallenbach Hába aus Berlin über die dortige Aufführung seiner Toccata quasi
Phantasia für Klavier, und schließlich ist ein maschinenschriftlicher Brief Kallenbachs erhalten (Berlin, 23. September 1931), mit dem sie Alois Hába auf eine Nikolai
Lopatnikoff betreffende Anfrage antwortete. Alle drei Dokumente befinden sich im Nachlass Hábas in Prag, vgl. Anm. [45], auf die mich wiederum Vlasta Reittererová,
Wien, im September 2007 aufmerksam machte.
[151a] Da die Freiburger Adressbücher (Einwohnerbuch der Stadt Freiburg im Breisgau) in jener Zeit alljährlich erschienen, lassen sich Aufenthalt und Wohnorte
verhältnismäßig gut nachschlagen, zumal diese Adressbücher im Internet zur Verfügung stehen; vgl. http://www.ub.uni-freiburg.de/?id=122.
[152] Eintrag Nr. 79 im Sterberegister Rottweil auf Grund der schriftlichen Anzeige des
Krankenhauses Rottweil, Rottenmünster („Vinzenz von Paul Hospital“).
[153] Telefonat am 21. Juni 2004 mit der Friedhofsverwaltung in Weimar. Ich
sandte daraufhin am 22. Juni 2004 bzw. am 17. Januar 2005 an den Leiter des Landesdenkmalamts in Erfurt einen Brief, erklärte kurz, um wen es sich bei
Kallenbach-Greller gehandelt habe, und machte auf die möglicherweise angebrachte Erhaltung der Grabstätte bzw. eine fotografische Dokumentation vor einer anstehenden
Einebnung aufmerksam. Der Leiter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Landeskonservator in Erfurt, Dr. Stefan Winghart, teilte mir daraufhin mit, dass der
Hauptfriedhof der Stadt Weimar eine geschützte Gesamtanlage darstelle und damit Veränderungen generell der Zustimmung durch die zuständigen Schutzbehörden
bedürften. Zugleich reichte er meine Anfrage zwecks Prüfung an den zuständigen Bearbeiter Dr. Rainer Müller weiter (Brief vom 20. Januar 2005). Eine Antwort konnte
ich jedoch trotz Rückfrage nicht erhalten. – Bei Heinrich und Wilhelm Kallenbach, die in dem Weimarer Grab bereits vor Karoline Kallenbach beigesetzt worden waren,
müsste es sich um Heinrich Kallenbach, den früheren Gatten, sowie um Wilhelm Kallenbach (senior), den einstigen Schwager Lotte Kallenbach-Grellers gehandelt haben, die beide 1944 verstorben waren. Hierauf ist in Kapitel 11 zurückzukommen.
[154] Das Amtsgericht Bad Dürkheim bestätigte mir am 17. Mai 2004 die Weiterleitung meines Briefes.
[155] Else C. Kraus, in: K. Höcker, Hauskonzerte in Berlin (wie Anm. [108]), Seite 100.
[156] H. H. Stuckenschmidt (wie Anm. [112]).
[157] Die Urkunde wurde mir mit Begleitschreiben am 16. April 2004 vom Standesamt in Rottweil als Fax zugestellt.
[158] Vgl. Kapitel 8 sowie den dritten Absatz (Zitat) in Kapitel 2.
[159] Lebenslauf von 1947, vgl. das durch Anm. [132] belegte Zitat.
[160] Lebenslauf von 1946, Bl. 3.
[161] Vgl. zu den „Nürnberger Gesetzen“ Anm. [132].
[162] Vgl. dazu die Eintragungen in den Melderegistern Anm. [35].
[163] In dem Fragebogen von 1946 [1947], Bl. 15r nennt Karoline Kallenbach auf
Frage 2 „Wo wohnten Sie früher?“ den Zeitraum 1916 bis 1943 [sic] in Berlin (1914 bis 1916 in Wien und davor in der „Bucowina“); Straßennamen sind hier nicht genannt.
Wie man sieht, weichen die Angaben über die Dauer des Aufenthalt in Berlin um ein Jahr voneinander ab, und überliefert ist sowohl das Jahr 1943 wie 1944. Vgl. auch Anm. [126].
[164] Besonders zu vermeiden ist die Verwechslung mit dem ebenfalls promovierten
Heinrich Kallenbach, geb. am 12. Juli 1885 in Luckenwalde, der am 9. Oktober 1911 an der juristischen Fakultät der Universität Leipzig eine Dissertation mit dem Titel Eigentum und Eigentumbeschränkungen an den städtischen Straßen (nach
früherem und heutigem Recht) vorlegte. (Für freundliche Auskünfte ist Sandy Muhl, Sekretariat des Universitätsarchivs Leipzig, vom 29. Okt. 2008 zu danken.)
Möglicherweise handelt es sich hier um denselben promovierten (Dr. jur.) Heinrich Kallenbach, der im Berliner Adreßbuch von 1916 an zunächst als Gerichtsassessor,
später als Rechtsanwalt in Berlin-Charlottenburg in der Spandauer Straße 5 wohnte und der ab Anfang der zwanziger Jahre aus dem Adreßbuch wieder verschwindet. Da es im Adreßbuch von 1920 aber zweimal den Namen „Dr. Heinrich Kallenbach“ gibt
(in Teil I, auf S. 1245, Sp. 4 bzw. S. 1246, Sp. 1 [Startseite]; die alphabetische
Verzeichnung der Vornamen beginnt mehrfach), wurde deutlich, dass es sich um verschiedene Personen handeln muss, zumal sich der Zeitpunkt des Ehrendoktorats des
Bauingenieurs (1929) erst in der Folge klären ließ.
[165] Berliner Adreßbuch 1920, Teil I, S. 1245, Sp. [4].
[166] Berliner Adreßbuch 1928, Teil I, S. 1522, Sp. [4].
[167] Berliner Adreßbuch 1930, Teil I, S. 1465, Sp. [2].
[168] Vgl. die Festschrift 100 Jahre Baugesellschaft C[aspar] Kallenbach,
hergestellt von der Buchdruckerei E[rich] Marquardt, Wiesbaden-Schierstein, Vorwort unterzeichnet: „Berlin und Mannheim, den 21. Mai 1963 | Baugesellschaft C.
Kallenbach“; 63 gez. Seiten, 7 ungez. Kunstdruckblätter, 1 ungez. Farbtafelblatt mit dem Wappen von Heinrich von Kallenbach, Deutschordensvogt zu Tels in Kurland,
1555–1558 (vor S. 11). Heinrich Kallenbachs Porträtfoto ist oben reproduziert. Ein
Verfasser der Texte oder Fotografen der auf Kunstdruckpapier wiedergegebenen Aufnahmen sind nicht genannt. Der Ehrenpromotion Heinrich Kallenbachs ist auf S. 30
gedacht. – An neuerer Literatur ist zu nennen: Ilsemarie von Scheven, Vom Holz zum Eisenbeton. Wissenswertes aus der Geschichte eines Hammer Bauunternehmens, in: Westfälische Heimatblätter. Westfalen gestern und heute in Berichten und
Bildern, Beilage zur Tageszeitung Westfälischer Anzeiger, Ausgabe 3/1997, Hamm, 22. Januar 1997, S. [1]; auch in: Unser Westfalen, Text- und Bildbeiträge der Westfälischen Heimatblätter, Jahrbuch, Hamm: Westfälischer Heimatverlag, 1997,
Seite 73–74. Zu danken ist für Auskünfte Jochen Thesmann und für die Recherche Tobias Salich, Stadtarchiv Hamm, im März 2009.
[169] Hier müsste es sich um Ernst Terres (1887–1958) handeln, der von 1925 bis
1930 Ordinarius auf dem Lehrstuhl für Technische Chemie an der Technischen Hochschule von Braunschweig war. Vgl. hier (pdf).
[170] Festschrift (wie Anm. [168]), S. 30.
[171] In diesem Archiv befindet sich unter der Signatur UniA BS B2:89 auch die
Ehrenpromotionsakte, in der sich neben dem Text der Urkunde auch Schriftstücke aus dem Vorfeld der Ehrenpromotion sowie ein Briefwechsel (1929–1931) von Heinrich
Kallenbach mit der TH Braunschweig erhalten haben. Der Briefwechsel betrifft die finanzielle Unterstützung beim Bau eines Wasserlaboratoriums. Darüber hinaus gibt es
in dem Archiv Briefe der Firma Kallenbach aus den Jahren 1946 und 1962 über eine Neuausfertigung der im Krieg verschollenen Promotionsurkunde. (Freundliche
Auskünfte von Lars Strominski, Universitätsarchiv der Technischen Universität Braunschweig, vom 3. Nov. 2008.)
[172] Berliner Adreßbuch 1932, Teil I, S. 1476, Sp. [2]. Ab 1938 wird der Name
der Baugesellschaft, der Kallenbach vorsteht, nicht mehr genannt, und übrig bleibt nur die Bezeichnung „Direktor“; vgl. Berliner Adreßbuch 1938, Teil I, S. 1230, Sp. [3].
[173] Berliner Adreßbuch 1943, Teil I, S. 1310, Sp. [4] (hier). – Der letzte Eintrag zu
Dr. Heinrich Kallenbach befindet sich in derselben Spalte.
[174] Am Olivaer Platz 4 war das Büro der Baugesellschaft. Das Haus wurde Ende
April 1945 von einer SS-Einheit, die das Haus als Verteidigungsstellung ausgebaut hatte, durch Beschuss mit Brandmunition zerstört, als sowjetische Truppen vom
Nachbarhaus angriffen. Der Aktenbestand des Bauunternehmens ging dabei verloren. Vgl. 100 Jahre Baugesellschaft C. Kallenbach (wie Anm. [168]), S. 9.
[175] Geburtstag und -ort von Heinrich Kallenbach ließen sich durch eine Anfrage im
Universitätsarchiv der Technischen Universität Wien klären, denn an dieser Hochschule hatte Kallenbach außer in München studiert; vgl. Festschrift (wie Anm. [168], S. 21).
Er war im Studienjahr 1902/03 als außerordentlicher Hörer inskribiert, hatte eine Reihe von Architekturfächern belegt, legte aber keine Prüfungen ab und wurde laut Eintragung
im Katalog am 17.3.1903 auf eigenen Antrag hin wegen Krankheit aus dem Hörerverzeichnis gestrichen.“ (Für freundliche Auskünfte am 3. Nov. 2008 danke ich
Dr. Juliane Mikoletzky, Wien.) Das Studium Heinrich Kallenbachs an der TU München ließ sich durch eine Anfrage bei dem Historischen Archiv desselben nicht belegen.
(Vielmals zu danken ist der Archivleiterin Dr. Margot Fuchs für Auskünfte am 9. Januar 2009.)
[176] Zu den Zerstörungen in Hamm vgl. 100 Jahre Baugesellschaft (wie Anmerkung [168]), S. 9. Die Verlegung der Firma von Hamm nach Mannheim ging zunächst aus
demselben Buch hervor (S. 45).
[177] Gestorben am 10. Mai 1948 in Bad Salzuflen, „zwei Tage vor Vollendung
seines 82. Lebensjahres“ (demnach geboren am 12. Mai 1866); vgl. Festschrift (wie Anm. [168]), S. 36. – Das Stadtarchiv Hamm nennt bei Übereinstimmung des
Todestages als Geburtsort und -tag: Norddinker, den 11. Mai 1866 oder 1867; die Angaben seien widersprüchlich. Im Stadtarchiv von Hamm seien auch Akten zum
Nachlass und Erbe von Carl Kallenbach vorhanden. Vgl. zum Stadtarchiv von Hamm Anm. [168].
[178] Gestorben an einem Herzschlag am 21. Januar 1944 in Italien; vgl. Festschrift (wie Anm. [168]), S. 35. Der genannte Todestag liegt auch im Stadtarchiv Hamm vor;
ein Geburtseintrag ist dort nicht feststellbar.
[179] Geboren am 19. November 1879 in Hamm, gestorben am 12. November 1944
in Erfurt; vgl. Festschrift (wie Anm. [168]), S. 36.
[180] Gefallen 1914; vgl. Festschrift (wie Anm. [168]), S. 21.
[181] Gefallen am 25. April 1945 in Feletto, nördlich von Turin; vgl. Festschrift (wie Anm. [168]), S. 36.
[182] Ebd., S. 23 und S. 21; ähnlich S. 36.
[183] Ebd., S. 42, wo die Summe genau beziffert ist.
[184] Ebd., S. 60.
[185] Ebd., S. 31; zum Bau der Reichsautobahnen ferner ebd., S. 32, 33, 34, 35.
[186] Ebd., S. 32.
[187] Zu Fritz Todt vgl. den Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Todt
Todt war unter anderem für den Aufbau der Reichsautobahnen zuständig. 1938 gründete er die „Organisation Todt“ (OT), die militärisch bedeutsame Bauvorhaben durchführte; vgl. (hier).
[188] Zum Westwall vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Westwall. – Eine Medaille ist
aus dieser Zeit überliefert, die von einschlägigen Auktionshäusern derzeit für etwa fünfzig Euro angeboten wird. Es handelt sich um eine Medaille ohne Jahresangabe auf
den Bau des Westwalls, bestehend aus bronziertem Weißmetall mit einem Durchmesser von 42 mm. Auf der Bildseite sieht man Wallanlagen und im Vordergrund
Spaten und Dolch gekreuzt. Am oberen Rand der Medaille verläuft die Inschrift „Für Deutschland’s Stärke u. Sicherheit im Westen“, gefolgt von einem Hakenkreuz.
Die Rückseite trägt die versale Inschrift: „GEWIDMET VOM | GENERALUNTERNEHMER | BAUGESELLSCHAFT C. KALLENBACH-BERLIN | BAUBÜRO MERZIG-SAAR“. Im Internet fand ich gelegentlich Angebote
und Abbildungen beider Seiten dieser Medaille, die ich auch elektronisch speicherte, doch sind gegenwärtig die betreffenden Webseiten nicht mehr aufrufbar.
[189] Festschrift (wie Anm. [168]), S. 34.
[190] Ebd.
[190a] Die Baugesellschaft C. Kallenbach in der Stadt Erfurt unterstand
nach Kriegsende erst der US-amerikanischen, dann der sowjetischen Militär-Administration, und wurde später in der DDR verstaatlicht. Der Sitz der
österreichischen Niederlassung befand sich in Seewalchen am Attersee (ca. 78 km südwestlich von Linz); St. Valentin war eine Außenstelle von Seewalchen. Obwohl
sich Seewalchen unter der US-amerikanischen Militärverwaltung befand und St. Valentin in der sowjetischen Zone lag, unterstanden beide Niederlassungen vermutlich
der US-amerikanischen Militärverwaltung.
Aus der Nachkriegszeit haben sich Akten der Besatzungsmächte erhalten, die von Silke
Jauck im Internet gefunden und ausgewertet wurden. Jauck hatte Forschungen über ihren Urgroßvater unternommen (siehe Haupttext), der von 1939 bis 1945 Bauleiter
bei der Firma Kallenbach in St. Valentin war. Dieser war aktives Mitglied der SPD und zur Zeit des Nationalsozialismus aufgrund seiner Widerstandstätigkeit wiederholt
inhaftiert (im KZ Lichtenburg und 1936–1939 im NS-Gefängnis „Roter Ochse“ in Halle).
Silke Jauck wohnt heute in den USA und kommt regelmäßig nach Deutschland,
wo ihre Arbeit in Halle im Jahr 2017 zum 81. Jahrestag nach der Verhaftungswelle von SPD-Mitgliedern als Buch erscheinen wird. (Für ihre freundlichen Mitteilungen im
Januar und Februar 2015 habe ich Frau Silke Jauck vielmals zu danken. Auf diese Forscherin geht auch der folgende Link zurück, der zu den Dokumenten führt: http://www.fold3.com/ [Registrieren ist notwendig]. Einen persönlichen Kontakt zu der
Forscherin kann ich unter Umständen herstellen.)
[191] Auskunft des Standesamts Bad Dürkheim (gez. Sauer) vom 27. April 2004
(E-Mail). Zur Frage der Erbschaft teilte mir das Notariat 4 (Nachlassgericht) Freiburg i. B. am 20. April 2004 „als Ansprechpartner in der oben genannten
Nachlassangelegenheit [Nachlass auf Ableben der Frau Karoline Kallenbach, geb. Greller] Herrn Wilhelm Kallenbach […] Bad Dürkheim“ mit; die Anschrift, eine
aktuellere sei nicht bekannt, stamme aus dem Jahre 1979 (gezeichnet Stopfkuchen, Nachlassrichter, beglaubigt von Frau Wölk, Justizhauptsekretärin). Lebensdaten von
Nikolaus Wilhelm Kallenbach (d. i. Wilhelm Kallenbach junior) nach Auskünften des Stadtarchivs in Bad Dürkheim. (Für die Recherchen im November 2008 ist Herrn Stadtarchivar Matthias Nathal, M. A. zu danken.)
[191a] Die Wechsel ihrer Erfurter Wohnungen gehen aus dem Lebenslauf von 1946
hervor.
[192] Siehe den letzten Absatz von Kapitel 10
[193] Das Stadtarchiv Erfurt teilte mir hierzu mit: „Die Familie [von Wilhelm
Kallenbach (junior)] siedelte am 23.07.1959 nach Westdeutschland über.“
[194] Zu Wilhelm Kallenbach (jun.) vgl. die Festschrift (wie Anm. [168]), S. 32 f.
sowie S. 46 und 47; Foto nach S. (40). Er trat am 1. Jan. 1934 in die Baugesellschaft C. Kallenbach ein. Sein Vater Wilhelm Kallenbach (sen.) – Foto ebd., übernächste
Seite nach S. 24 – starb bereits am 21. Januar 1944 in Italien an einem Herzschlag (ebd., S. 35). Sein Sohn wurde sein Nachfolger in der Niederlassung Erfurt, wo er
zuvor unter anderem als Stellvertreter seines Vaters gearbeitet hatte. Zu Lotte Kallenbach-Grellers Berliner Aufenthalt nur bis 1943 vgl. Anm. [162].
Bei Wilhelm Kallenbach (jun.) handelt es sich vermutlich um den Gestalter des Kalenders 1963, den die Bayerische Versicherungskammer München herausgab;
als Gesamtgestalter ist hier „Regierungsbaudirektor Wilhelm Kallenbach“ genannt. Der Kalender umfasst 31 Blatt, ca. 24,5 × 30,5 cm, Hochformat, am Kopfschnitt mit
Spiralbindung, Kunstdruck, mit kräftiger Pappe am Ende. Der Kalender bildet auf farbigen Kunstdrucktafeln Malerei der Spätgotik und Renaissance in Bayern ab – so
der Einführungstext von Peter Strieder auf der Rückseite von Bl. [2]; auf den weiteren Rückseiten sind Fotografien (schwarz-weiß) der Gebäude, in denen sich die
reproduzierten Kunstwerke befinden. (Der Kalender konnte vom Verfasser über ebay im Dezember 2008 erworben werden.) Vgl. auch den Band Kennen Sie Amberg?
(1972: 2. Aufl. 1982 mit Farbfotos von Wilhelm Kallenbach).
Vom selben Verfasser dürften auch die folgenden drei Publikationen stammen:
Wilhelm Kallenbach, Eugen Skasa-Weiß, Hermann Dexel (u. a.), Das Feuer hat
zwei Gesichter. 1811–1961. Festgabe zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Bayerischen Landesbrandversicherungsanstalt, München: Bayerische
Versicherungskammer, 1961, 346 Seiten. (Die Bayerische Versicherungskammer in München verwaltete die Bayerische Landesbrand-Versicherungsanstalt.) – Wilhelm Kallenbach (Red.), Brandschutztagung der Bayerischen Versicherungskammer
München 1968. Vorträge, München: Bayerische Versicherungskammer, Landesbrandversicherungsanstalt, 1968, 127 Seiten – Wilhelm Kallenbach, Cäsar
Rohlfs, Rudolf Princ, Klaus Kempe, Hermann-Josef Dornhoff, Günter Wagner und Werner Boeck, Brandschutz in Baudenkmälern und Museen, München 1980.
[195] Information des Stadtarchivs Erfurt, Blatt 2.
[196] Ebd. mit Verweis auf die Signatur: StadtA Erfurt 5/427 A-22.
[197] Im Jahre 1947 ist die Baugesellschaft in Mannheim-Käfertal, Obere
Riedstraße 99 angesiedelt. Ab 1949 ist ihr Büro in L 8,1, während sich der Werkplatz von 1952 bis 1954 in [Mannheim-]Viernheim, 1955 in [Mannheim-]Neckarau und
Viernheim und ab 1956 nur in Neckarau nachweisen lässt. 1962–1969 besteht nur noch die Adresse L 8,1. Ab 1970 ist die Baugesellschaft in Mannheim-Neckarau,
Wattstraße 28, ansässig, bis sie in den Mannheimer Adressbüchern seit 1977/78 nicht mehr erwähnt wird. (Freundliche Auskünfte von Dr. Anja Gillen, Stadtarchiv
Mannheim, Institut für Stadtgeschichte, vom 14. November 2008.)
[198] Vgl. Handelsregister (HRA 1866) des Amtsgerichts Mannheim (vgl. Anm. [200]), wo es unter dem 10. Dezember 1963 über die Baugesellschaft heißt: „Mannheim,
Zweigniederlassung. Sitz: Berlin“ Unter dem 19. Februar 1976 ist hier eingetragen: „Der Sitz der Gesellschaft ist von Berlin nach Mannheim verlegt.“ Auf einem anderen
Blatt heißt es unter demselben Datum: „Die Zweigniederlassung Mannheim ist unter Verlegung des Sitzes der Gesellschaft von Berlin nach Mannheim zur Hauptniederlassung umgewandelt.“
[199] Die Auflösung der Mannheimer Niederlassung am 30. Mai 1979 geht aus einer
Karteikarte der Industrie- und Handelskammer [IHK] Rhein-Neckar in Mannheim hervor (Jürgen Hertel, Abt. Sach- und Firmendokumentation, 4. Dez. 2008). Die
Löschung der Firma findet sich am 23. Mai 1979 im Handelsregister des Amtsgerichts Mannheim eingetragen. vgl. auch Anm. [200].
[200] Beglaubigte Fotokopien der Handesregister-Eintragungen erhielt ich vom
Amtsgericht Mannheim am 6. Dezember 2008, Abt. A, Handelsregister, HRA 1866 und HRA 3107.
[200a] Wie in dem von Anm. [132] belegten Zitat (Ende vorletzter Absatz).
[201] Die Anm. [168], S. 57.
[202] Da dies zugleich der Todestag von Wilhelm Kallenbach sen. ist (Anm. [194]),
liegt die Vermutung nahe, dass sich die genannte Fortsetzung der Firma aufgrund einer testamentarischen Verfügung vollzog.
[203] Wie Anm. [200].
[204] Festschrift (wie Anm. [168]), S. 36. – Kallenbach-Greller trägt dieses
Datum auch in ihrem Personalbogen von 1947 unter „Familienstand“ ein, wobei sie ledig, verheiratet und geschieden durchstreicht und nur „verwitwet […] – seit“ gelten
lässt. In der Thüringer Gauzeitung vom 19.11.1944 ist der Todesfall in der Rubrik GESTORBEN in der linken der beiden Spalten angezeigt. Hier heißt es (Kommata und
Punkte waren in der Fotokopie oft nicht zu unterscheiden oder erkennbar und wurden hier zum Teil sinngemäß gesetzt): „Dr. Heinrich Kallenbach. Unser Lieber Bruder,
Schwager, Onkel, Mitinhaber der Baugesellschaft C. Kallenbach verschied am 12. 11. in Erfurt. Berlin, Kurfürstendamm 96. Im Namen aller Hinterbliebenen: Senator Carl Kallenbach,
Hamm, z. Zt. Erfurt, Sedanstr. 41, III. Einäscherung Freitag, 17. 11., 8 Uhr, Südfriedhof.“ Freundlicher Hinweis: Astrid Rose, Erfurt, die mir am 18.
Dezember 2008 eine Fotokopie zugänglich machte.
[205] Lebenslauf von 1946, S. 3.
[206] Deutsches Literaturarchiv Marbach, Beilage zu einem Brief an Ninon Hesse vom 24. März 1952, 4 Blätter.
Anhang
Häufiger zitierte und abgekürzte archivalische Quellen
I.
A r c h i v d e r U n i v e r s i t ä t W i e n (1915)
Handschriftliches Curriculum vitae (9 Zeilen) im Archiv der Universität Wien, Phil.
Rigorosenakten PN 4170 (Karoline Greller), Beilage zu Grellers Schreiben vom 5. Oktober 1915 an das Dekanat der philosophischen Fakultät der k. k. Universität in
Wien mit Einreichung ihrer Dissertation nebst den erforderlichen Unterlagen (Taufschein, Reifezeugnis, Absolutorium, Curriculum vitae, Bestätigung über eingezahlte Taxe). –
Über weitere Akten zu Karoline Greller im Archiv der Universität Wien vgl. Anm. [23].
II.
A r c h i v d e r B e r l i n e r „H u m b o l d t U n i v e r s i t ä t“ (1916–1925)
früherer Name: „Friedrich-Wilhelms-Universität“
1.) Archiv-Bestand: AZ 2191. Entwurf | Abgangszeugnis | Rektor und Senat | der
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (erwähnt in Anm. [6] und Anm. [29]); Datierung (Stempel): 27. November 1925, Unterschriften von Rektor und Universitätssekretär.
2.) Archiv-Bestand: Rektorat 1273/107 (zwei zusammengehörige Seiten) [Matrikelbuch, handschriftlich in Spalten mit vorgedruckten Kolumnentiteln],
Matrikelnummer: 1273, Datum der Immatrikulation: 6.12.16, Abgangsvermerk: 20.11.25 [und in größerer Schrift:] 27.11.25; Bemerkungen: „(über 2 Jahre) | am 11.1.17 in
die Jurist. Fakultät | abg[egangen] 19/2.20.“
3.) Archiv-Bestand (gedr. Buch): Amtliches Personalverzeichnis, Sommersemester
1919, S. 355, dritter Eintrag von unten: „Greller, Karoline“, Matrikelnr. 1273, Michaelis 1916 [= seit WS 1916/17 immatrikuliert]; Studium der Germanistik;
Wohnort: Berlin NW 7, Mittelstraße 21–22
4.) Archiv-Bestand: Rektorat 107 [handschr. Buch, in Spalten mit vorgedruckten
Kolumnentiteln], Matrikelnr. 1273, „Karoline Greller“, Abgang: „rite abg.“ [durch Unterführungszeichen], 27.11. [1925?] (abgeschnitten)].
III.
S t a d t a r c h i v E r f u r t (Undatiertes und Januar 1946)
1.) Lebenslauf, undatiert, der jedoch möglicherwiese zeitlich nahe an den folgenden Bemerkungen zum Fragebogen vom Januar 1946 entstanden ist. 5 Seiten,
maschinenschriftlich (Original oder Durchschlag). Kallenbach nennt in diesem Lebenslauf die Übergabe ihrer Erbangelegenheiten an einen Rechtsanwalt „etwa Mitte
Juni 1945“ (S. 4) und hierauf eine „unbegreifliche Verzögerung“ sowie eine von ihr geübte „bemerkenswerte Geduld“, so dass dieses Schriftstück wohl frühestens von
1946 stammen kann. Stadtarchiv Erfurt, Signatur: StadtA Erfurt 1-5/32-9266. Wenige handschriftliche Korrekturen (vor allem Orthographisches); handschriftlich
unterschrieben auf S. 5: „Dr. Karoline Kallenbach | geb. Greller | Erfurt, Friedrichstr. 1 | b[ei] / Frau Meine [Lesart fraglich]“.
2.) Bemerkungen zum Fragebogen; 2 Seiten, maschinenschriftlich (Original oder
Durchschlag). Am Ende auf S. 2 handschriftlich unterschrieben: „Karoline Kallenbach | Erfurt im Jan. 1946“
Zwar trat kein anderer „Fragebogen“ in Erscheinung als der sich heute im Thüringischen
Hauptstaatsarchiv Weimar befindliche aus dem Jahre 1946 [1947] (siehe IV, Nr. 2), doch halte ich es für unwahrscheinlich, dass sich die „Bemerkungen“ auf diesen
bezogen haben, denn sein Bezug zum Schuldienst scheint mir eindeutig.
IV.
T h ü r i n g i s c h e s H a u p t s t a a t s a r c h i v W e i m a r (1946/1947)
Personalakten aus dem Bereich Volksbildung, Signatur: Nr. 15877. Datierungen aus den Jahren 1946 [siehe 2.] und 1947
(Bl. = Blatt; r = recto = Vorderseite; v = verso = Rückseite)
1.) Personalbogen (1947), handschriftlich ausgefüllter Vordruck, 3 Seiten (Bl. 1r, 1v und 2r). Dieses Dokument in zwar undatiert, doch da es sich im Vordruck dieses
Personalbogens um einen „Personalbogen für Beamte“ (letzte Zeile in Kleindruck auf Bl. 1r) handelt, darf man wohl davon ausgehen, dass es zu den übrigen Unterlagen aus
dem Bereich „Volksbildung“ des in der Überschrift genannten Archivs gehört und im Jahre 1947 anfiel. Wie im folgenden Fragebogen (IV. 2.) werden auch hier Fragen
nach der „Lehrbefähigung“ oder der „Anstellungsfähigkeit als“ gestellt (Frage IIIb, beide auf Bl. 1v). Gegenüber dem Fragebogen von 1946 ist der Vordruck
professionell gesetzt und nicht mehr als Übergangslösung zu verstehen.
2.) Fragebogen (1946 [1947]), 3 Seiten (Bl. 15r, 15v, 16r), maschinenschriftlich,
handschriftlich ausgefüllt. Dieser Fragebogen ist klar leserlich datiert mit „Erfurt, 6. Febr[uar] 1946“ [sic] und unterschrieben mit „Dr. Karoline Kallenbach“.
Eine Verwechslung der Jahresangabe mit den zum Teil auf den Tag genau ein Jahr später datierten anderen Dokumenten des Thüringischen Hauptstaatsarchivs
mag aber vorliegen (vgl. die folgenden Nrn. 3. und 4.). Hinweise auf die Zusammengehörigkeit der Dokumente sind besonders die Fragen 3 bis 8 (Schulbildung
und Lehrbefähigung, frühere Erteilung von Unterricht an welchen Schulen) auf der ersten Seite sowie der letzte Passus des Fragebogens, der auf Blatt 16r steht und u. a.
die sofortige Entlassung aus dem „Dienst“ androht, falls sich das Gegenteil der eidesstattlich zu beantwortenden Fragen erweisen sollte. Diese Umstände sind zu
bedenken, wenn in vorliegendem Aufsatz eine Datierung des Fragebogens mit „1946“ erscheint, die mir angesichts der vielen anderen Übereinstimmungen und Bezüge aber
als ein Irrtum der Schreiberin erscheinen. Wahrscheinlich muss es hier richtig „1947“ heißen. Der Wohnort Karoline Kallenbachs kann in diesem Fall keine Klarheit bringen,
da sie vom 1. Januar 1946 bis zum 4. Oktober 1948 nur in der Erfurter Friedrichstraße 1 gemeldet war (Auskunft des Stadtarchivs Erfurt vom 5. Mai 2004, gezeichnet Sabine Lirschitzka-Löffler).
3.) Lebenslauf (1947); 2 Seiten (Bl. 4r und 5r), maschinenschriftlich, handschriftlich
korrigiert, unterschrieben: „Dr. Karoline Kallenbach | Friedrichstr. 1 | Erfurt, 6. Februar 1947“.
4.) Enstellungsgesuch (1947); 1 Seite (Bl. 3r). Vorstehende drei Dokumente gehören
vermutlich zusammen mit diesem schriftlichen Einstellungsgesuch Karoline Kallenbachs in den Erfurter Schuldienst vom 6. Febr. 1947 sowie zwei Briefen des
Kreisbildungsamtes an das Thüringische Landesamt für Volksbildung in Weimar vom 2. April 1947 (Bl. 8r) bzw. 12. Juni 1947 (Bl. 14r).
Für die Freundlichkeit, mir diese biografischen Dokumente im September 2006 zugänglich gemacht
zu haben, sei dem Abteilungsleiter Herrn Dr. Frank Boblenz, Thüringisches Hauptstaatsarchiv Weimar, vielmals gedankt.
Bestände des Schweizerischen Literaturarchivs in Bern (SLA) und des Deutschen Literaturarchivs in Marbach (DLA), die den Nachlass von Hermann und Ninon
Hesse betreuen, sind benannt im Haupttext und den Anmerkungen sowie in der Chronologie und dem Schriftenverzeichnis (Kapitel 12 und Kapitel 13). Ein Hinweis über die Rechtsnachfolger Lotte Kallenbach-Grellers findet sich am Ende von Anm. 2
Abbildungsnachweise
Zum Porträt-Foto „Lotte Kallenbach-Greller“
Das wiedergegebene Foto wurde kurz vor dem Jahreswechsel 1930/31 in Arosa in der Schweiz von Carl Brandt [senior] (1893–1972) aufgenommen. Es wird hier mit
freundlicher Genehmigung des Präsidenten der Vereinigung Heimatmuseum Schanfigg,
Herrn Renzo Semadeni, Arosa, einbezogen. Der Nachlass des Fotografen Carl Franz Julius Brandt wurde 1980 in den Bestand des „Heimatmuseum Schanfigg Arosa“
aufgenommen, wo auch die Reproduktionsrechte verwaltet werden. Renzo Semadeni ist ferner der Hinweis auf folgende Literaturquelle herzlich zu danken: Silvia Conzetti, BRANDT [4-seitiger Aufsatz im Abschnitt Arosa], in: Paul Hugger (Hg.), Bündner
Fotografen [Begleitpublikation zur Ausstellung über Bündner Landschaftsfotografen im Bündner Kunstmuseum, Chur 27. Juni – 1. November 1992], Bündner Kunstmuseum
Chur, Zürich: Offizin Zürich Verlag, 1992.
Ein Abzug des Fotos, dessen Negativ nicht erhalten scheint, ist als Postkarte gelaufen
(siehe unten) und befindet sich im Heinz-Tiessen-Archiv der Akademie der Künste, Berlin, unter der Signatur 2890. (In diesem Zusammenhang ist Dr. Werner Grünzweig,
Daniela Reinhold sowie Heinz Tiessens Neffe und Rechtsnachfolger Ludwig Hohn, Köln, vielmals für ihre Unterstützung zu danken.) – Von dem Foto ist hier nur ein
vergrößerter Ausschnitt zu sehen, der sich auf Lotte Kallenbach-Greller konzentriert. Neben ihr zeigt das ursprüngliche Foto aber auch ihren Mann Heinrich Kallenbach.
Beide stehen nebeneinander im Schnee auf Skiern, mit Skistöcken in den Händen, im Hintergrund ist eine kleine, von einer Mauer umgebene Kirche zu sehen. Der Anlass,
bei dem das Foto entstand, war vermutlich ein Silvesterurlaub in Arosa. Das Foto wurde als Postkarte an Heinz und Elisabeth Tiessen nach Berlin versandt und enthält
auf der Schriftseite nur einen kurzen Neujahrsgruß, der von beiden Kallenbachs unterzeichnet ist (zu Heinz Tiessen und der Ortsgruppe Berlin der IGNM vgl. Anm. [120]). Die Postkarte wurde auf den 1. Januar 1931 datiert, doch zeigt der
Poststempel (korrekt oder versehentlich) den 31. Dez. 1930 an. Rechts unten auf der Bildseite befindet sich ein Prägestempel des Fotografen (Blinddruck): „C[ARL] BRANDT | PHOT[OGRAPH]. AROSA“.
Der Aufenthalt der Kallenbachs in Arosa konnte durch eine zusätzliche Quelle belegt
werden, die sich ebenfalls Renzo Semadeni verdankt. Es handelt sich um die Gästeliste des „Hotel des Alpes“ in Arosa (Besitzer Arnold Müller), die im Fremdenblatt von
Arosa am 30. Dezember 1930 abgedruckt wurde. Darin heißt es unter anderem: „Herr Dr. ing. H[einrich] Kallenbach mit Frau Gem[ahlin], 2 Söhnen und Begl[eitung]
Amsterdam“ Da von Kindern aus der Ehe von Lotte und Heinrich Kallenbach bislang nichts bekannt ist, gehörten die „2 Söhne“ wohl zu einer anderen Familie. Auch der
Herkunftsort „Amsterdam“ lässt sich vorerst mit keiner der vorliegenden Informationen in Verbindung bringen. Vgl. Arosa. Fremdenblatt. Offizielles Organ des Kur-
und Verkehrsvereins Arosa. Arosa: Verkehrsverein, Nr. 22 vom 30.12.1930. Ab Januar 1931 fehlt der Name Kallenbach im Fremdenblatt (Hinweise: Renzo Semadeni).
Zum Porträt-Foto: „Heinrich Kallenbach“
Quelle: 100 Jahre Baugesellschaft C. Kallenbach (1963), wie Anm. [168],
Kunstdrucktafel vor S. 25. – Weder die hier genannte Baugesellschaft noch die Buchdruckerei, welche 1963 die Veröffentlichung herstellte, bestehen heute noch. Ein
Fotograf des Bildes ist in dem Buch nicht nachgewiesen.
Nachtrag
Lotte Kallenbach-Grellers Nachlass (Manuskripte, Korrespondenz) befindet sich seit
2012 auf Veranlassung seines Leiters Herrn Dr. Werner Grünzweig im Musikarchiv der Akademie der Künste Berlin. Siehe hier.
Inzwischen ist im Dezember 2013 ein Findbuch zu diesem Nachlass erstellt worden,
das in mancherlei Hinsicht vorstehende Informationen ergänzt und selbst solche Dinge enthält, an die ich niemals gedacht hatte. Gerade im Hinbick auf unveröffentlichte Dinge
scheint mir daher der Rat an Forschende oder alle, die sich sonst dafür interessieren, angebracht zu sein, sich auch über die in Berlin vorhandenen Archivalien nach Bedarf
zu unterrichten, da sie mein hier vorgetragenes Bild vervollständigen könnten. Das von Christiane Niklew erstellte Findbuch zum Bestand Lotte-Kallenbach-Greller-Musik-Archiv, das mir durch die Vermittlung von Herrn Dr. Werner Grünzweig
zugänglich wurde, umfasst [2] + 24 Seiten (DIN-A4-Seiten) und enthält unter anderem ein Werkverzeichnis, welches das meine deutlich überschreitet und das mir zu einer
vollständigen Wiedergabe der Werke der Verfasserin unersetzlich erscheint.
Erste Eingabe ins Internet: Sonntag, 28. Mai 2006
Letzte Änderung: Mittwoch, 5. Oktober 2016
© 2006–2016 by Herbert Henck
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