Rita Kurzmann-Leuchter  Teil I

 

Rita Kurzmann-Leuchter

Eine österreichische Emigrantin
aus dem Kreis der Zweiten Wiener Schule

Teil 1


von

Herbert Henck

 

 

Teil 1

Einleitung    Ausgang: Norbert von Hannenheims Klaviersuite Nr. 6

Wien   (1900–1936)

Kapitel   1    Herkunft und Ausbildung
Kapitel   2    Erste Ehe, Rudolf Kurzmann
Kapitel   3    Dissertation bei Guido Adler, Studien, Konzerte
Kapitel   4    Im Wiener Konzerthaus
Kapitel   5    Am Neuen Wiener Konservatorium
Kapitel   6    Arbeit für die IGNM
Kapitel   7    Rundfunkarbeit
Anmerkungen Teil 1


Teil 2

Kapitel   8    Weberns Vorträge bei Rita und Rudolf Kurzmann
Kapitel   9    Arbeiter-Symphonie-Konzerte
Kapitel  10   Louis Krasner und Alban Bergs Violinkonzert
Kapitel  11   Rita Kurzmanns Klavierauszug von Bergs Violinkonzert
Kapitel  12   Ein Brief an Nikolai Berezowsky
Kapitel  13   1936, das Jahr der Emigration


Buenos Aires    (1936–1942)

Kapitel  14   Neue Erfahrungen – Briefe an Krasner und Kolisch
Kapitel  15   Die letzten Jahre
Kapitel  16   Die Publikationen in Argentinien
Kapitel  17   Dreizehn Briefe an Francisco Curt Lange und ein letzter Brief
Anmerkungen Teil 2


Teil 3

Erwin Leuchter   (1902–1973)

Kapitel  18   Herkunft und Ausbildung, Dissertation und Konzerte
Kapitel  19   Leuchter im Wiener Konzerthaus
Kapitel  20   Erwin Leuchters Schriften
Anmerkungen Teil 3


Chronologische Übersicht zur Biographie von Rita Kurzmann-Leuchter
Abbildungsnachweis
Dank

 

 

 

Einleitung
Ausgang: Norbert von Hannenheims Klaviersuite Nr. 6

Auf die österreichische Pianistin, Musikwissenschaftlerin und Musikpädagogin Rita Kurzmann (1900–1942) wurde ich erstmals im Rahmen meiner Forschungen über den siebenbürgischen Komponisten Norbert von Hannenheim (1898–1945) aufmerksam. [1] Bereits 1930 schrieb Schönberg über von Hannenheim an Leo Kestenberg, er sei »unbedingt eine der allerinteressantesten Begabungen«, die er als Lehrer bisher vor sich gehabt habe; [2] und später berichtete der amerikanische Komponist Milton Babbitt über Schönbergs Berliner Jahre an der Preußischen Akademie der Künste: »There was, for example, a man called Norbert Von [sic] Hannenheim, whom Krenek, Stravinsky, and many other composers considered the greatest genius of his generation. […] He, and all of his music, disappeared.« [2a] 1933 erhielt von Hannenheim für seine Fünfte Sinfonie den von der Wiener Universal Edition gestifteten Emil-Hertzka-Gedächtnis-Preis; [3] und als drei Jahre später, am 8. Mai 1936, anlässlich der dritten Vergabe der Auszeichnung ein Konzert mit Werken früherer Preisträger im Kammersaal des Wiener Musikvereins stattfand, spielte »Dr. Rita Kurzmann« unter anderem Norbert von Hannenheims viersätzige Klaviersuite Nr. 6. [4]

Wie die große Mehrzahl der Kompositionen von Hannenheims ist auch diese Klaviersuite verschollen und vorerst nur dem Titel nach bekannt. Da jedoch, wie in vergleichbaren Fällen, die Möglichkeit bestand, dass nach der genannten Aufführung ein Autograf oder eine Abschrift desselben bei der Interpretin verblieben war, galt es, deren Nachlass zu finden und diesen auf das in Frage stehende Werk hin zu untersuchen. Erschwert wurden diese Nachforschungen, die hauptsächlich in den Jahren 2002/03 stattfanden, insbesondere durch den Umstand, dass Kurzmann 1936 nach Argentinien emigriert und 1942 in Buenos Aires in ihrem dreiundvierzigsten Lebensjahr verstorben war. Ihr Nachlass war, da sie keine Kinder hatte, vermutlich in den Besitz ihres zweiten Ehemannes, Erwin Leuchter, übergegangen, der ebenfalls seit dreißig Jahren tot war.

Die Suche führte mich zuerst zu Ernesto R. Larcarde, dem jetzigen Geschäftsführer von Ricordi Americana S. A. Editorial in Buenos Aires, der sich noch dankbar an Erwin Leuchter erinnerte und meinte, dass ein großer Teil seiner verlegerischen Kenntnisse auf Leuchter zurückgehe. Larcarde brachte mich mit dem Musikologen Jaime Botana in Verbindung, der Leuchters Schüler gewesen war und dem die Witwe Carlota Leuchter (Leuchter hatte nach Rita Kurzmann-Leuchters Tod erneut geheiratet) einen bedeutenden Teil seiner hinterlassenen Manuskripte, mit Anmerkungen versehenen Partituren und Bücher übergeben hatte. Botana hatte anfangs beabsichtigt, ein Buch über Leuchters Unterricht in Harmonielehre und Kontrapunkt zu verfassen, ließ diesen Plan aber wieder fallen, da Leuchter auf Grund immer neuer Erkenntnisse und Einsichten selbst kein solches Werk verfasst hatte und er aus stets in Fluss Befindlichem nicht allzu Definitives, Abgeschlossenes machen wollte.

Botana unterstützte mich in der Folge auf mehrfache Weise, prüfte nicht nur den auf ihn überkommenen Leuchter-Nachlass auf von Hannenheims Partitur, sondern ging auch das von der Leuchter-Schülerin Nessy Muhr erstellte Inventar-Verzeichnis von Leuchters Bibliothek durch. Darüber hinaus befragte er mehrere Personen, die etwas über den Verbleib der Noten von Hannenheims hätten wissen können – so die Witwe Carlota Leuchter, den Pianisten und Kurzmann-Leuchter-Schüler Klaus Cabjolski sowie den Leuchter-Schüler Ricardo Schultis.

Der wahrscheinlichste Aufbewahrungsort für von Hannenheims Klaviersuite Nr. 6 – immer vorausgesetzt, die Noten kamen tatsächlich aus Wien mit nach Buenos Aires – war indes die Bibliothek des von Guillermo Grätzer [5] 1946 gegründeten Collegium Musicum, dem Leuchter viele Jahre verbunden war und an dessen Bibliothek Carlota Leuchter die meisten Partituren ihres verstorbenen Mannes veräußert hatte. So wurde Botana bei Ricardo Grätzer, dem Sohn des Gründers und Leiter der heute noch bestehenden Institution, vorstellig. Freilich war hier keine endgültige Klarheit zu erhalten, da das Collegium Musicum gerade umgezogen war und alle Noten und Bücher noch verpackt waren. Ricardo Grätzer prüfte aber anhand von verfügbaren Listen und Karteien die Bestände auf von Hannenheims Werk und versprach, da das Ergebnis negativ ausfiel, beim Auspacken der Kisten auf die gesuchte Partitur besonders achten zu wollen.

Ende Oktober 2002 erhielt ich freilich vom Historischen Archiv der Universal Edition in Wien eine Kopie des Schriftwechsels, der 1933 mit von Hannenheim im Hinblick auf den Erhalt des Hertzka-Preises bzw. 1936 im Zusammenhang mit einem Preisträger-Konzert angefallen war, Dokumente, die ein Auffinden der Partitur von Hannenheims in Argentinien nicht mehr sehr wahrscheinlich machten. Aus dieser Korrespondenz, die mehrere Originalbriefe des Komponisten enthielt, ging nämlich unter anderem hervor, dass von Hannenheim für das besagte Konzert, welches am 8. Mai 1936 stattfand, am 19. Februar 1936 eine Auswahl von Werken angeboten hatte, die sich seiner Ansicht nach für eine Aufführung in Wien eigneten, darunter 14 ein- bis dreisätzige Klaviersonaten und 6 Klaviersuiten. [6] Darauf bat die Emil Hertzka-Gedächtnisstiftung in einem Schreiben vom 21. Februar 1936 um eine Klaviersonate, eine Klaviersuite sowie drei bis vier Lieder. [7] Am 24. Februar 1936 antwortete von Hannenheim, dass er mit »gleicher Post« seine Klaviersonate No. 3, die Klaviersuite No. 6 und 4 Lieder an die Stiftung schicke. [8] Und vier Tage nach dem Konzert teilte ihm die Hertzka-Stiftung am 12. Mai 1936 mit:

    »Wir erlauben uns[,] Ihnen anbei ein Programm der am 8. Mai [1936] stattgefundenen Feier zu übersenden, aus dem Sie entnehmen wollen, dass Ihre Klaviersuite, wie wir Ihnen ja schon früher mitgeteilt haben, [9] aufgeführt wurde. Die Aufführung war, wie wir glauben sagen zu dürfen, wirklich ausgezeichnet[,] und das Werk hat starken Beifall gefunden. Es war uns eine Freude, dass unsere Stiftung auf diese Weise in Wien eines Ihrer Werke zu Gehör bringen konnte.« [10]

Gleichsam als Postskriptum liest sich der Vermerk: »Wir retournieren Ihnen gleichzeitig Ihre uns eingesandten Manuskripte mit bestem Dank.« [11]  Da von einer Ausnahme in Bezug auf die Klaviersuite Nr. 6 hier nichts verlautet, muss man vermuten, dass nach erfolgter Aufführung auch die Noten dieses Stückes wieder an von Hannenheim zurückgingen. Denkbar ist zwar, dass von Hannenheim, der bekanntlich schnell und gut leserlich Noten zu kopieren verstand, nochmals eine eigene Abschrift für Rita Kurzmann anfertigte und dieser unmittelbar, ohne den Umweg über die Stiftung zu nehmen, zur Verfügung stellte, damit sie nicht in die Originalhandschrift ihre zur Einstudierung erforderlichen Eintragungen machen müsse. Aber dies ist nur eine Vermutung, die sich gegenwärtig nicht belegen lässt, und die Zeit zwischen der Auswahl der Klaviersuite und ihrer konzertanten Aufführung war offensichtlich knapp bemessen.

*

Wenn auch diese Suche nach von Hannenheims Klaviersuite gegenwärtig (im April 2004) noch kein positives Ergebnis gezeitigt hat, scheint mir der Lebenslauf Rita Kurzmanns gleichwohl wert, nachgezeichnet zu werden. Ihr Einsatz als Pianistin galt in erster Linie der zeitgenössischen Musik, die sie vornehmlich als Solistin, gelegentlich auch als Kammermusikerin und Liedbegleiterin vertrat. Sie gehörte zum engsten Kreis der Interpreten der Zweiten Wiener Schule und stand Musikern wie Alban Berg, Anton Webern, Ernst Křenek, Eduard Steuermann, Paul Amadeus Pisk, Louis Krasner, Dea Gombrich oder den Mitgliedern des Kolisch- und Galimir-Quartetts mehr oder minder freundschaftlich nahe und trat mit einigen von ihnen auch öffentlich in Konzerten auf. In der ersten Hälfte der dreißiger Jahre wurde die Wohnung der Kurzmanns in Wien zu einer der bedeutendsten Adressen für die an zeitgenössischer Musik Interessierten. Webern hielt hier von 1932 bis 1938 seine berühmten Vortragsreihen, hier tagte der »Verein für neue Musik« (die österreichische Sektion der IGNM, deren Schriftführerin Rita Kurzmann war), hier fanden regelmäßig Hauskonzerte statt, hier probte man und begegnete einander. Die Musik der Zweiten Wiener Schule hatte dabei zentrale Bedeutung. Für Alban Berg fertigte Rita Kurzmann 1935 den Klavierauszug seines Violinkonzerts an, den der Komponist zwei Monate vor seinem Tode noch eingehend mit ihr besprach; und mit Louis Krasner, dem Auftraggeber und Solisten der Uraufführung, studierte Rita Kurzmann dieses Werk Anfang 1936 ein und führte es – noch vor der offiziellen Uraufführung mit Orchester in Barcelona – in der Klavierfassung mit Krasner in Wien in kleinem Kreis vor geladenen Gästen auf. Nach ihrer Auswanderung nach Argentinien heiratete Rita Kurzmann in zweiter Ehe den Musikologen, Dirigenten und Musikpädagogen Erwin Leuchter (1902–1973) und führte danach den Doppelnamen Kurzmann-Leuchter. Von Buenos Aires aus korrespondierte sie mit Webern und Kolisch, aber auch mit dem berühmten Hollywood-Regisseur Fred Zinnemann sowie mit dem Musikethnologen Francisco Curt Lange. In Buenos Aires veröffentlichte sie auch mit Erfolg mehrere Bücher musikpädagogischen Inhalts (Klavierschulen).

Erwin Leuchter hatte zum Teil in denselben Wiener Kreisen wie Kurzmann verkehrt und war zeitweise Weberns Assistent gewesen. Er arbeitete eng mit der Kunststelle David Josef Bachs zusammen und hatte selbst einige der in den dreißiger Jahren vorwiegend von Webern geleiteten Arbeiter-Symphonie-Konzerte dirigiert, darunter auch die letzte Veranstaltung der seit 1905 bestehenden Reihe am Tag vor Ausbruch des österreichischen Bürgerkrieges im Februar 1934. Für das argentinische Musikleben wurde Leuchters Arbeit als Pädagoge, Dirigent und musikalischer Berater des Verlagshauses Ricordi Americana von hervorragender Bedeutung, und zu seinen Schülern zählen so prominente Musiker wie Michael Gielen, Mario Davidovsky, Ariel Ramírez oder Carlos Kleiber.

In älteren Lexika werden Rita Kurzmann und Erwin Leuchter allenfalls beiläufig erwähnt, und eine Ausnahme macht Kurt Pahlens Musiklexikon der Welt (1956), dessen Verfasser infolge seiner Wiener Abstammung, des eigenen Exils und seines langjährigen Wirkens in Südamerika einen genaueren Blick für das Schicksal österreichischer Emigranten besaß. Darüber hinaus kannte Pahlen sowohl Kurzmann wie Leuchter persönlich. [12]  Die wenigen Zeilen aus seinem Lexikon seien hier zitiert:

    »Kurzmann, Rita (1900, Wien – 1942, Buenos Aires), Pianistin, die sich speziell auf moderne Musik konzentrierte; ausgezeichnete Pädagogin mit zahlreichen didaktischen Werken, besonders für den Klavierunterricht, auch Musikwissenschaftlerin.« [13]

    »Leuchter, Erwin (1902, Berlin), in Buenos Aires wirkender Musikwissenschaft[l]er, der vorher in Wien als Dirigent von Chören und als Dozent der Volkshochschule tätig war. Er ist Verlagslektor von Ricordi Americana.« [14a]

Als zweite Ausnahme genannt sei das Kurzgefaßte Tonkünstler-Lexikon von Paul Frank und Wilhelm Altmann (1978), das zumindest über Erwin Leuchter einen Artikel enthält. [14b]

In neuerer Zeit wurden Rita Kurzmann-Leuchter wie Erwin Leuchter in dem verdienstvollen Gedenkband Wie weit ist Wien. Lateinamerika als Exil für österreichische Schriftsteller und Künstler (1995) mit Artikeln von Edith Blaschitz bedacht. [15] Diese Artikel, die weitere Einzelheiten verzeichnen, aber immer noch lexikalisch knapp gehalten sind, stellen neben einer umfangreichen Fußnote in dem von Neil Boynton herausgegebenen Buch Anton Webern – Über musikalische Formen (2002), das die Mitschriften von Weberns Vorträgen versammelt, [16] bereits die ausführlichsten gedruckten Quellen zu Kurzmann und Leuchter überhaupt dar, die mir bekannt geworden sind. Da sie im Grunde aber auch die einzigen Vorarbeiten sind, die zu dieser Thematik geleistet wurden, weist die hier folgende Darstellung zum Teil erhebliche Lücken auf. Ob diese sich einmal werden schließen lassen, sei dahingestellt; erfahrungsgemäß dürfte mit der Zeit noch die ein oder andere Ergänzung möglich sein.

Im Juli 2005 erschien Michael Gielens Autobiographie »Unbedingt Musik«. Erinnerungen. Dieses Buch bestätigt einige Informationen über Rita Kurzmann-Leuchter und Erwin Leuchter, die mir Michael Gielen zuvor schon brieflich mitgeteilt hatte und die als solche bereits in diese Abhandlung eingegangen waren. Darüber hinaus ist das Buch aber auch eine wertvolle Quelle zur Emigration, welches die Geschehnisse aus eigener Erfahrung und in lebendigem Zusammenhang schildert. [16a]

Zuletzt wurde mir im März 2009 das in Buenos Aires vom Museo del Holocausto herausgegebene Periodikum Nuestra Memoria bekannt. In dieser, auch im Internet als Datei (pdf-download) abrufbaren Zeitschrift befindet sich ein Aufsatz von Silvia Glocer mit dem Titel Acerca de los músicos judíos exiliados en la Argentina durante el nazismo. Biografías preliminares [Zu den jüdischen Musikern, die während des Nationalsozialismus nach Argentinien emigrierten. Vorläufige Biografien], in welchen zahlreiche der hier erwähnten Musiker eingegangen sind. Auf Rita Kurzmann und Erwin Leuchter wird auf S. 24 hingewiesen. [16b]

 

 

 

 

 

 

 

 


Rita Kurzmann-Leuchter
1900–1942
Buenos Aires
Ende der 1930er Jahre
Quelle     

 

 

 

 

Wien  (1900–1936)


 

Kapitel 1
Herkunft und Ausbildung

Rita Kurzmann wurde am 4. Februar 1900 in Wien als Henriette Rita Pollak geboren; als Glaubenszugehörigkeit gibt die behördliche »confessionslos« an. [17] Ihre Eltern waren Markus Pollak, von Beruf Reisender, und Hermine Pollak, geb. Wermer [sic]. [18]  Über ihre Schulbildung erfährt man einige Einzelheiten aus dem handschriftlichen »Curriculum vitae«, das sie im Februar 1924 zusammen mit anderen Unterlagen zur Erlangung der Doktorwürde bei der Philosophischen Fakultät der Universität Wien einreichte.

    »Endesgefertigte [19] wurde am 4. Feber [Februar] 1900 zu Wien geboren, hat daselbst die Volksschule, (4 Klassen), vier Lyzealklassen (Lyzeum Dr. Fliegelmann, IX., Hörlgasse 12), den vierjährigen Gymnasialkurs in den Schwarzwald’schen Schulanstalten [20] (I., Regierungsgasse 1) absolviert und hierauf im Juli 1918 am Staatsgymnasium zu Oberhollabrunn [21] die Reifeprüfung abgelegt.

    Dieselbe besuchte vom Jahre 1915–1918 gleichzeitig die staatl. Akademie für Musik und darstellende Kunst und hat im gleichen Jahre auch hier die Reifeprüfung (Hauptfach: Klavier) abgelegt. – Hierauf inskribierte sie an der Universität zu Wien in den ersten drei Semestern Chemie u. Physik, in den folgenden bis inkl[usive] dem Sommersemester 1923 Musikwissenschaft (als Hauptfach), Physik (als Nebenfach) u. reine Philosophie.

    Zur Erklärung der Namensverschiedenheiten in den Dokumenten der Unterzeichneten sei noch hinzugefügt, daß dieselbe im Juli 1921 geheiratet hat.

    Henriette Rita Kurzmann.

    Wien, Feber 1924.« [22]

     

Kapitel 2
Erste Ehe, Rudolf Kurzmann

Die zuletzt erwähnte Ehe wurde am 18. Juli 1921 geschlossen. [23] Rita Kurzmanns Ehemann war der Arzt Dr. Rudolf Kurzmann. [24]  Sein Vater hieß Isidor, seine Mutter Olga Kurzmann, geb. Noe. Trauzeugen der Eheschließung waren Siegfried Pollak und Friedrich Kurzmann. Rudolf Kurzmann, der jüdischer Abstammung war, wohnte zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Lindengasse 37 im VII. Bezirk, seine Frau in der Türkenstraße 21 im IX. Bezirk; später übersiedelten die Eheleute in die Untere Viaduktgasse 35. [25] Die Ehe wurde am 8. Mai 1936 (zufällig am selben Tag, an dem Rita Kurzmann von Hannenheims Klaviersuite aufführte) vom Bezirksgericht Leopoldstadt geschieden. [26]

Nach Scheidung und Emigration Rita Kurzmanns im Jahre 1936 blieb Rudolf Kurzmann in Wien in der Unteren Viaduktgasse 35 wohnen und wurde am 23. Juli 1938 nach Boston, USA, abgemeldet. Der im März des Jahres erfolgte »Anschluss« Österreichs an Deutschland und die rasch zunehmenden Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung dürften die entscheidende Rolle für seinen Weg ins Exil gespielt haben. [27]

Der Geiger Louis Krasner, von dem im Folgenden noch mehrfach die Rede sein wird, schrieb über diese Zeit:

    »Those were terrifying times. I was playing all over Europe, and I always came back to Vienna to see my frightened friends and try to help them get affidavits to leave. I wanted them to be among the first inscribed in the Consul’s book as applying for visas. That’s the way many of my friends got out: Schoenberg’s daughter Gertrude and her husband, Felix Greissle; Dr. Rudolph Kurzmann, who came to the US alone, without his wife, and lived with us afterwards in Boston (she remarried the composer Erwin Leuchter and went to Argentina); and others. Later there were thousands who wanted to emigrate, and they couldn’t be accommodated.« [28]

Aus dem Jahre 1945 existiert ein Brief an Rudolf Kolisch, in dem Rudolf Kurzmann unter anderem über sein damaliges Leben in Norfolk, Mass. berichtet. [29] Im Buch der Moldenhauers über Webern wird aus einem Brief des nach Wien zurückgekehrten Rudolf Kurzmanns vom 29. April 1969 zitiert, [30] dass Webern ihm am Tag vor seiner Emigration in die USA (24. Juli 1938) ein Manuskript schenkte – eine Reinschrift des dritten Satzes der Variationen für Klavier op. 27. Das Autograph hatte er mit den Zeilen versehen:

    »Auf baldiges Wiedersehn
    lieber Dr. Kurzmann!
    Immer Ihr
    Anton Webern
    18. Juli 1938.« [31]

Mehrere Briefe, die Rudolf Kurzmann an Louis Krasner schrieb, haben sich erhalten, und sie zeigen nicht nur den Weg seiner Emigration auf, sondern auch viele der damit verbundenen Umstände werden aus ihnen ersichtlich: die Frage des Affidavits (eine Bürgschaft aus dem Einwanderungsland), das Krasner besorgt hatte, das Visum, die Auflösung der Wohnung und der ärztlichen Praxis, die Schiffspassage und anderes mehr. Doch auch die Ängste kamen zur Sprache und die rasch zunehmende Bedrohung durch die Nationalsozialisten, deren Horden mit Parolen wie »Jude verrecke« durch die Straßen Wiens zogen und die den Juden selbst den Besuch der Parks und das Niedersitzen auf den öffentlichen Bänken der Stadt mit Schildern »Nur für Arier« verboten. Hinzu kamen die drückenden Sorgen, nach erfolgter Emigration in einem neuen Land mit noch zu erlernender Sprache Unterkunft und Arbeit zu finden. Krasner scheint in allen diesen Fällen bedeutende und unersetzliche Hilfe geleistet und das Möglichste getan zu haben, seine Wiener Freunde und Bekannten zu unterstützen. Nachweislich half er auch der Familie von Rudolf Kurzmanns Bruder Friedrich (Fritz) und dessen Frau Stella mit den Einreisepapieren, was sich in einem Telegramm und einem innig dankenden Brief beider ausdrückte. Dies alles sind Dokumente, die bis in viele Einzelheiten hinein das Schicksal der Emigranten festhalten, und sie schienen mir durchaus einer eigenen Veröffentlichung wert zu sein. [31a]

Ziemlich genau verfolgen lässt sich anhand der genannten Briefe, dass Rudolf Kurzmann zunächst Ende Juli 1938 über Zürich nach Frankreich fuhr (Brief vom 1. August aus Paris) und sich dann am 10. August 1938 von Boulogne-sur-Mer aus mit dem Passagierdampfer »SS [Steam Ship] Rotterdam« auf der »Holland America Line« nach New York einschiffte. Er selbst rechnete damit, dort am 18. August 1938 einzutreffen, und bat Krasner, ihn nach Möglichkeit vom Schiff abzuholen.

Die meisten Einzelheiten über Rudolf Kurzmanns Leben nach seiner Rückkehr nach Wien enthielt indes ein ausführlicher Brief von Gertraud Cerha, der Gattin des Komponisten Friedrich Cerha, der ich auf Anregung von Regina Busch geschrieben und sie um einige Erinnerungen gebeten hatte. Sie antwortete am 27. Januar 2003:

    »In der Tat haben wir Dr. Rudolf Kurzmann sehr gut gekannt, nur mit Daten können wir leider kaum dienen. Dr. Kurzmann ist nach einem Konzert unseres Ensembles „die reihe“ im Wiener Konzerthaus zu uns ins Künstlerzimmer gekommen, auf dessen Programm Werke von Webern standen. Ein erstes reines Webern-Programm hat die „reihe“ am 23. Juni 1960 gespielt, [32] ob Kurzmann aber schon dieses oder ein weiteres Konzert in den frühen Sechziger-Jahren besucht hat, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Anläßlich der Heimfahrt von einem Empfang in der amerikanischen Botschaft haben wir dann festgestellt, daß wir ganz nah beieinander wohnen (er am Franz-Josefs-Kai, wir am Salzgries 3 im I. Bezirk) und es hat sich sehr bald eine Freundschaft entwickelt. Er hat uns oft besucht und viel über Persönliches der Mitglieder des „Wiener-Schule“-Kreises erzählt, besonders auch über Webern, dessen Hausarzt er offenbar gewesen ist und mit dessen Tochter Maria Halbich-Webern er uns bekannt gemacht hat. Er hat uns mit ihr auch einmal in unserem Landhaus in Maria Langegg, N[ieder-]Ö[sterreich], besucht und hat dann einige Sommerferien im dortigen Servitenkloster verbracht. Besonders über die schwierigen politischen Verhältnisse in der Familie Weberns hat er uns sehr Erhellendes erzählt und natürlich auch zu den Webern-Vorträgen, die ja in seinem Haus stattgefunden haben. Webern hat ihn übrigens, wie er uns berichtet hat, durch ein SA-Spalier am Westbahnhof bis zum Zug begleitet, mit dem er seine Emigration antrat. Über seine Frau hat er immer mit großer Wärme gesprochen; (er hatte ein Bild von ihr auf seinem Schreibtisch stehen!) und es hat lange gedauert, bis wir erfahren haben, dass sie nicht bis zu ihrem Tod mit ihm gelebt hat. Ihre Krankheit, das Problem deshalb kein Kind haben zu können und andere persönliche, immer sehr liebevolle Bemerkungen, haben in seinen Erzählungen eine Rolle gespielt. Was ihren Beruf betrifft hat man seinen Respekt gespürt, er hat aber zu Details – etwa im Zusammenhang mit dem Klavierauszug zu Bergs Violinkonzert – immer betont, daß er davon ja nichts versteht und kein Fachmann ist.

    An unserer Tätigkeit und überhaupt am Musikleben in Wien hat er aber lebhaften Anteil genommen. Insgesamt war er ein blendender Geschichten- Erzähler, amüsant und klug, ein Typus des gebildeten Wiener Intellektuellen jüdischer Herkunft, der auch viel Sinn für jüdischen Witz hatte und sich über Sitten und Gebräuche in alten jüdischen Familien lustig machen konnte. Ich erinnere mich, daß er seine Frau ohne Wissen und Beisein der beiderseitigen Eltern geheiratet hat und seine Schwiegermutter fast in Ohnmacht fiel, als sie zu „Rudi’s“ eingeladen wurde. Für meine Kinder war er der „Onkel Kurzmann“.

    Er hat an Diabetes und Angina pectoris gelitten, das aber etliche Jahre ganz gut im Griff gehabt. Woran er dann wirklich gestorben ist, wissen wir nicht, ich glaube mich zu erinnern, daß uns Maria Halbich-Webern gesagt hat, daß man bei einer Obduktion ein Pankreas-Carcinom festgestellt hat, von dem er aber nichts wußte und das wohl auch nicht die Ursache seines Todes war. So weit wir wissen, ist er während eines Sommeraufenthalts in Zinkenbach am Wolfgangsee [33] gestorben, aber wiewohl er wirklich ein Freund war, entsinnen wir uns nicht seines Todesjahrs. Es muß aber vor 1981 gewesen sein, weil es in diesem Jahr spektakuläre Uraufführungen für meinen Mann gegeben hat („Netzwerk“ bei den Wiener Festwochen [34], „Baal“ bei den Salzburger Festspielen [35] und die österreichische Erstaufführung der 3-aktigen „Lulu“ in Graz) und da war er nicht mehr dabei. Er hat uns die Hildegard-Jone-Zeichnung von Webern und noch einige Kleinigkeiten vererbt, die wir sehr in Ehren halten. – Das ist alles, was wir sagen können.

    […]

    PS: Mein Mann hat an Hand von Erinnerungen an einen ersten gemeinsamen Ausflug vor unserem ersten Autokauf 1961 festgestellt, daß das Webernkonzert 1960 doch das des ersten Treffens gewesen sein könnte!« [36]

     

Kapitel 3
Dissertation bei Guido Adler, Studien, Konzerte

1924 promovierte Rita Kurzmann in Wien bei Guido Adler (1855–1941) [37]. Das wohl einzige Exemplar der maschinenschriftlichen Dissertation mit dem Titel Die Modulation in den Instrumentalwerken Mozarts befindet sich heute in der Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Wien unter der Signatur E59. [38] Das Titelblatt trägt maschinenschriftlich die Datierung »Wien, Dezember 1923« sowie am Kopf der Seite handschriftlich die Namen der beiden Referenten, des Dekans sowie die Datierung »Wien, am 7. Februar 1924«; rechts unten befindet sich Rita Kurzmanns Unterschrift. Im Literaturverzeichnis der Dissertation fällt die Nennung der Erstausgabe von Arnold Schönbergs Harmonielehre (1911) auf. [39]

Im Universitätsarchiv Wien ist zusätzlich der Rigorosenakt (die im Zusammenhang mit der Prüfung angefallenen schriftlichen Dokumente) erhalten, [40] aus dem bereits das Curriculum vitae zitiert wurde. Adler beurteilte die Dissertation außerordentlich günstig:

    »Neue Resultate sind erzielt, neue Gesichtspunkte gewonnen und mit bemerkenswerter Schärfe behandelt. Selbständige Ausführung und Korrektur unrichtiger Beobachtungen in der bestehenden Mozart-Literatur. Es knüpfen sich schöne Hoffnungen an die weiteren Leistungen der Verfasserin, die für die Wissenschaft von dauernder Bedeutung sein dürften. Es werden dann auch gewisse Unebenheiten leicht behoben werden. Ich möchte die Arbeit als vorzüglich bezeichnen.« [41]

Daneben enthält der Akt eine weitere, ebenfalls positive Stellungnahme durch den Musikwissenschaftler und Komponisten Robert Lach (1874–1958), der am Schluss schreibt:

    »Jedenfalls kann die Arbeit als eine besten in der letzten Zeit eingereichten musikhistorischen Dissertationen und daher als für die Zulassung zu den strengen mü[nd]lichen Prüfungen in vollstem Maße ausreichend bezeichnet werd[en].« [42]

Teile der Promotionsarbeit erschienen 1925 als Über die Modulation und Harmonik in den Instrumentalwerken Mozarts in Heft 12 der von Guido Adler herausgegebenen Reihe Studien zur Musikwissenschaft. Beihefte der Denkmäler der Tonkunst in Österreich[43]  Eine Fußnote am Anfang des Beitrags besagte: »Auszug aus einer Wiener Dissertation von 1924. An dem Teil über die Vokalwerke wird von der Verfasserin gegenwärtig gearbeitet.« [44]  Eine Arbeit Rita Kurzmanns über Mozarts Vokalwerke ließ sich indes nicht ermitteln, und es bleibt offen, ob sie abgebrochen oder nur nicht veröffentlicht wurde. [45]

Rita Kurzmanns pianistischer Unterricht bei dem Liszt-Schüler Emil von Sauer (1862–1942), der ab 1931 am Wiener Konservatorium tätig war, fällt wohl erst in die frühen dreißiger Jahre. [46] Ein weiterer Lehrer war der Pianist Hugo Reinhold (1854–1935), bei dem der Unterricht schon in früheren Jahren stattgefunden haben mag. [47] Zu konzertieren begann die Pianistin spätestens 1926; belegen lässt sich ein Auftritt der Künstlerin am 17. März 1926 im Wiener Konzerthaus in einem »Max Reger-Abend«. [48] Vielleicht steht mit diesem Konzert eine handschriftliche Empfehlung in Zusammenhang, die Guido Adler am 5. Februar 1926 an Joseph Marx [49] schrieb:

    »[handschriftlich:] Seiner Magnificenz Herrn Rektor | Prof. Dr. Marx | [Vordruck:] Dr. Guido Adler | O[rdentlicher] Oe[sterreichischer] Universitäts-Professor | [wieder handschriftlich:] erlaubt sich die | Angelegenheit der Frau Dr. Kurzmann (betr[effend] Regerabend [?]) | wärmstens zu empfehlen. | 5.II.[19]26« [50]

Obwohl die Schrift Adlers an entscheidender Stelle schwer entzifferbar ist, liegt die Deutung »Regerabend« durch Anm. [50] wie auch durch den erwähnten »Max- Reger-Abend« im darauf folgenden Monat nahe (siehe nächstes Kapitel).

An Städten, in denen Rita Kurzmann bis zur ihrer Auswanderung im Jahre 1936 konzertierte, sind zu nennen: London, Paris, Den Haag, Kopenhagen, Oxford und Lemberg. [51]

 

Kapitel 4
Im Wíener Konzerthaus

Im Archiv des Wiener Konzerthauses ließen sich folgende vier Konzerte ermitteln, in denen Rita Kurzmann zwischen 1926 und 1930 mitwirkte: [52] Anhand dieser Zusammenstellung wird unter anderem deutlich, dass Rita Kurzmann bereits in den Jahren 1927 und 1928 mit dem Geiger Louis Krasner, für den Alban Berg später sein Violinkonzert schrieb, konzertierte.

    (1)  Mittwoch, den 17. März 1926, 19.30 Uhr
    Wiener Konzerthaus, Mittlerer Konzerthaus-Saal [Mozart-Saal]
    »Max Reger-Abend«
    Ausführende: Rita Kurzmann – Sedlak-Winkler-Quartett [53] – Marianne Mislap-Kapper – Dr. Leonhard Deutsch; Begleitung der Gesänge: Franz Mittler

    Programm-Abfolge:  1.)  Erstes Klavierquintett in C-moll op. posth. (Sedlak-Winkler-Quartett, Rita Kurzmann). [53a]  2.) Klavierstücke: Intermezzo, G-moll; Burleske, C-dur; Intermezzo, Es-moll; Intermezzo, C-dur (Rita Kurzmann). 3.) Lieder: Flieder; Sag’ es nicht; Glückes genug; Volkslied; Waldeinsamkeit (Marianne Mislap-Kapper; am Klavier: Franz Mittler). 4.) Variationen über ein Thema von Beethoven für zwei Klaviere (Rita Kurzmann, Dr. Leonhard Deutsch) Veranstalter: Konzertbüro H . Lauterstein (Dr. Ign. L. Mendelssohn)

    (2)  Montag, 9. Mai 1927, 19.30 Uhr
    Wiener Konzerthaus, Kleiner Konzerthaussaal [Schubert-Saal]
    »Konzert jüdischer Musik« (Joel Engel-Gedächtnisfeier)
    Mitwirkende: Prof. Dr. Max Graf (Gedächtnisrede) – Hanna Schwarz (Gesang) – Prof. Julius Isserlis (Klavier) – Louis Krasner (Violine) – Joachim Stutschewsky (Violoncello) – Rita Kurzmann (Klavierbegleitung) – Kurt Fuchsgelb [in den USA: Kurt Frederick] (Harmonium)

    Programm: [Teil] I. Joel Engel-Gedächtnisfeier [54]. 1.) J. Engel, Andante misterioso  für  Violine,  Cello,  Klavier  und  Harmonium (L. Krasner, J. Stutschewsky, R. Kurzmann, K. Fuchsgelb). 2.) J. Engel, Zwei Volkslieder: Bleibt gesund und wohl; Hätt’ ich die Kaiserkron’. 3.) J. Engel, Die Mauer. 4.) J. Engel, Der goldene Pfau (H. Schwarz, R. Kurzmann). [Teil] II. 1.) Gregori Krein, Poeme für Violine u. Klavier (L. Krasner, R. Kurzmann). 2a) [Joseph] Achron, Hebräische Melodie für Cello und Klavier. 2b) [Joachim] Stutschewsky, Dweikuth (Meditation) für Cello u. Klavier.  2c) J. Stutschewsky, M’chol kedem (Tanz) für Cello und Klavier (J. Stutschewsky, R. Kurzmann). 3.) Alex Krein, Dal panim (Dein Antlitz). 4.) [Michael] Milner, Psalm 13 (Ad ana Adonaj). 5a) Achron, Canzonetta (Licht, so träumend). 5b) Milner, Tanz, Mäderle, tanz (H. Schwarz, R. Kurzmann). 6a) Milner, Agada (Märchen). 6b) Achron, Traum. 6c) Michael Lewin, Tanz (J. Isserlis).
    Veranstalter: Israel[ischer] Humanitätsverein »Massadah« B’nai B’rith.

    (3)  Mittwoch, 5. Dezember 1928, 19.30 Uhr
    Wiener Konzerthaus, Mittlerer Konzerthaus-Saal [Mozart-Saal]
    »Kammerkonzert Rita Kurzmann«
    Mitwirkende: Louis W. Krasner (Violine) – Ernst Moravec (Bratsche) – Joachim Stutschewsky (Cello) – Heinz Steinböck (Flöte) – Ein Streichorchester – Fritz Jahoda (Continuo) – Dr. Hans Pless (Dirigent)

    Programm: Paul Hindemith, Sonate für Bratsche und Klavier F-Dur op. 11, Nr. 4. Maurice Ravel, Klaviertrio. Johann Sebastian Bach, Suite für Flöte und Streichorchester H-moll. Philipp Emanuel Bach, Klavierkonzert D-moll Veranstalter: Konzertdirektion ITHMA (Internationale Theater- und Musikagentur Ges.m.b.H.)

    (4)  Samstag, 18. Oktober 1930, 19.30 Uhr
    Wiener Konzerthaus, Großer Konzerthaussaal
    »68. Gründungsfeier« – Wiener Schubertbund
    Interpreten: Wiener Schubertbund (Chor) unter der Leitung des Ehrenchormeisters Prof. Viktor Keldorfer – Sophie Angermayer-Czapek (Sopran) – Erna Gál (Klavier) – Rita Kurzmann (Klavier) – Ferdinand Rebay (Klavier) – Heiteres Quartett des Wiener Schubertbundes (Vokalquartett) – Hans Wolschansky (Klavier) – Otto Hellmann (Klavier) – Ernst Gál, Klavier

    Programm: 1.) Franz Schubert, Geist der Liebe. 2.) Konradin Kreutzer, Die Kapelle. 3.) Zum 70. Geburtstage des Tondichters Camillo Horn, Du wonnige Maid. 4.) Franz Mair, Froher Sinn. 5.) Vorträge der Konzertsängerin Sophie Angermayer-Czapek; Ferdinand Rebay: a) Dein Herz ist mein. b) Amsel-Lied. c) In meiner Mutter kleinem Garten. 6.) Vorträge der Klaviervirtuosinnen Erna Gál und Rita Kurzmann auf zwei Flügeln; Johannes Brahms, Drei ungarische Tänze. 7.) Hans Gál, Drei heitere Porträtstudien (nach Wilhelm Busch): a) Der Fromme. b) Der Weise. c) Der Unvorsichtige. 8.) Zwei Volkslieder: a) ‘s war immer so. b) Hun i nid a schöans Dianal? 9.) Vorträge des Heiteren Quartettes des Wiener Schubertbundes a) Viktor Keldorfer, Treue. b) August Amadei, Jana. c) Ernst Sompek, Das Warenhaus. 10.) Johann Strauß, Künstlerleben (Bearbeitung für Männerchor und zwei Klaviere: Viktor Keldorfer)
    Veranstalter: Wiener Schubertbund

Ein Konzert Anfang 1927 wird in den Musikblättern des Anbruch erwähnt:

    »Rita Kurzmann hat in Wien die Sonate von Alban Berg und neue Klavierwerke von [Egon] Kornauth [55] und [Franz] Mittler [56] gespielt.« [57]

 

Kapitel 5
Am Neuen Wiener Konservatorium

Ab 1927 unterrichtete Rita Kurzmann im Fache Klavier am 1909 gegründeten Neuen Wiener Konservatorium, was der Festschrift 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium (1934) zu entnehmen ist. [58] Neben dem Jahr des Beginns ihrer Lehrtätigkeit finden sich hier unter Rita Kurzmanns Namen die folgenden Informationen, die auf »eigenen Angaben der Lehrer« über ihre »künstlerische respektive pädagogische Tätigkeit« sowie ihre »erfolgreichsten Schüler« [59] beruhen:

    »Solo- und Orchesterkonzerte. Rundfunk im In- und Ausland (Paris. Haag. London. Oxford. Kopenhagen. Lemberg etc.[)] [Schüler:] Ernst Glaser. Korrepetitor a[n] d[er] Oper in Tel-Aviv – Roni Burstein. Lehrerin in Jerusalem – Bronia Barak. Lehrerin in Bukarest« [60]

Auch zwei Prospekte des Konservatoriums, die aus den Jahren 1928/29 und 1929/30 stammen, belegen ihre dortige Anstellung. [61] Über Einzelheiten ihrer Arbeit oder die genannten Schüler ließ sich vorerst nichts ermitteln.

Über Rita Kurzmanns Repertoire vor 1930 unterrichtet eine Liste in Melos unter dem Titel Wer interpretiert Neue Musik?  Hierbei werden unter dem Namen der Pianistin folgende Komponisten aufgeführt: „Hindemith, Toch, Berg, Ravel, Pizetti, Kornauth, Szymanowski.“ [61a]

 

Kapitel 6
Arbeit für die IGNM

Anfang der dreißiger Jahre wurde Rita Kurzmann Sekretärin (Vorstandsmitglied) der Sektion Österreich der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM), die sich »Verein für neue Musik« nannte und zu deren Vorstand Webern und David Josef Bach gehörten. Der genaue Beginn dieser Tätigkeit ließ sich zwar nicht feststellen, doch beim 9. Musikfest der IGNM in England (Oxford und London, 24.–28. Juli 1931) gehörte Kurzmann zu den Interpreten, die Musik aus Österreich aufführten. Sie spielte in diesem Rahmen in Oxfords Sheldonian Theatre am Abend des 25. Juli 1931 die Sonatine für Klavier op. 21 von dem Alban-Berg-Schüler Otto Jokl (1891–1963). [62]

Edwin Evans (1874–1945) schrieb in einer Besprechung des gesamten Festivals über die Aufführung in der Musical Times:

    »Thereupon Rita Kurzmann, a Viennese pianist, played us a Sonatina by Otto Jokl, which sounded conscientious to a fault. I could not help feeling that the polyphonic interest demanded a contrast in timbre, and that the work would have been more effective as a trio.« [63]

Auch Eric Blom (1888–1959) fand in seinem Bericht wenig freundliche Worte:

    »A piano Sonatina by Otto Jokl (Austria), well played by Rita Kurzmann, was terribly earnest and graceless, good to study, perhaps, but unflattering to the ear.« [64]

Erich Steinhard (1886–1941), der Chefredakteur des in Prag erscheinenden Auftakts, war dem Werk und seiner Interpretin gewogener:

    »Auch Otto Jokls Klaviersonate [gemeint ist die Klaviersonatine] ist handwerklich einwandfrei gebaut. Sie steht im Schoenberg-Stil der mittleren Periode, die Klänge in gesetzmäßiger Ordnung, der Eingangssatz mit expressionistischer Gebärde, die polyphonen Schlußvariationen feingeistig entwickelt, Rita Kurzmann (Wien) hat das technisch gewagte Stück markant dargestellt.« [64a]

Ein Brief von Rita Kurzmann hat sich erhalten, den sie am 1. Oktober 1931 aus Heyst-sur-mer (heutiger Name: Zeebrugge) an der belgischen Küste an Otto Jokl in Wien (Dreihackengasse 10 im 9. Bezirk) schrieb. [64b]  (Nicht ganz klar ist das Datum des Poststempels auf dem erhaltenen Briefumschlag, denn dieser liest sich unmissverständlich »3 | VIII | 10-11 | 1931 | HEYST-SUR-MER«.)  In diesem Brief entschuldigt sich Kurzmann mehrfach für ihr verspätetes Schreiben (so dass ihr Datum »1. X.« = 1. Oktober doch stimmen kann) und berichtet Einzelheiten über das Oxforder Konzert, so etwa neben ihrer eigenen Leistung, mit der sie ausnahmsweise zufrieden war, die Aufnahme von Jokls Sonatine durch das Publikum, die Reaktionen in der englischen Presse sowie die Kommentare einzelner Sachverständiger, die sie zum Teil auch namentlich nennt: Sie erwähnt (zumeist unter Auslassung der Vornamen) Alois Haba, Erich Steinhard, Paul Stefan, Václav Talich, den Mäzen Werner Reinhart aus Winterthur und Józef Koffler. Da der letztgenannte Komponist Józef Koffler (1896–1941) von 1928 bis 1941 in Lemberg (im Westen der heutigen Ukraine; ukrainisch: Lwiw, polnisch: Lwów) einen eigenen Lehrstuhl für »atonale Harmonielehre« inne hatte, liegt es nahe, das dortige Konzertieren Rita Kurzmanns (siehe oben) mit dieser persönlichen Bekanntschaft in Verbindung zu bringen.

Leider sind nur wenige Dokumente der österreichischen Sektion der IGNM aus der Zeit vor 1938 erhalten; diese Vereinigung wurde, wie Joachim Lieben schreibt, »am 14. März 1938, einen Tag nach Hitlers Einmarsch, von den Nazis wegen „suspekter jüdischer Internationalität“ liquidiert, denn 34 ihrer damals 142 Mitglieder waren jüdische Komponisten.« [65]  J. Lieben schreibt an anderer Stelle:

    »Das IGNM-Material von 1922 bis zum 13. März 1938 (Einmarsch der Nazis in Wien, verbunden mit sofortigem Verbot aller Vereinstätigkeit) wurde damals wegen der vielen jüdischen IGNM-Komponisten umgehend vernichtet oder, damals mit Lebensgefahr verbunden, von drei Vereinsmitgliedern ([Josef] Polnauer, [Erwin] Ratz, [Alfred] Schlee) versteckt (Partituren), daher liegt da kaum noch etwas vor.« [66]

Gleichwohl lässt sich Rita Kurzmanns Tätigkeit für die IGNM in gewissem Umfang rekonstruieren. Belegbar ist etwa ihre Teilnahme an einem Mittagessen des österreichischen IGNM-Vorstandes am 7. Februar 1932, zu dem die Französische Botschaft in Wien zu Ehren Maurice Ravels eingeladen hatte, der in einem Konzert die Sängerin Ruzena Herlinger [67] bei einer Aufführung seiner Shéhérazade am Flügel begleitet hatte. Unter den Gästen waren auch Anton Webern, Egon Wellesz, David Josef Bach und Paul Amadeus Pisk. [68]

In dieser Zeit schloss sich auch Ernst Křenek der IGNM-Sektion an, worüber er in seinen Memoiren Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne unter anderem schreibt:

    »Irgendwann 1932 wurde ich recht informell eingeladen, dem Komitee der Wiener IGNM-Sektion beizutreten, wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem internationalen Fest der Gesellschaft, das für Juni [69], glaube ich, vorbereitet wurde. […] Anton Webern hatte den Vorsitz, und die Mitglieder des Komitees waren in der Hauptsache persönliche Freunde von ihm und eingeschworene Anhänger der Musik Schönbergs, wie David Bach, Josef Polnauer, Erwin Ratz, Dr. Kurzmann und seine Frau und vielleicht noch ein paar andere. Egon Wellesz war, was die Ideologie betrifft, die einzige Ausnahme […]. [Absatz] Die Zusammenkünfte fanden gewöhnlich in der Wohnung von Dr. Kurzmann statt, einem Arzt, dessen Frau Rita anerkennenswert Klavier spielte.« [70]

Vom Oktober 1933 ist ein Rundschreiben David Josef Bachs an die Mitglieder der IGNM erhalten, in dem er darauf aufmerksam macht, dass in der anstehenden Saison »neben den regelmässigen Hauskonzerten bei Frau Dr. Rita KURZMANN auch mehrere öffentliche Konzerte vorgesehen« sind. [71]

Am 2. Dezember 1933 nahm Kurzmann als Pianistin an der offiziellen, vom Verein für neue Musik veranstalteten Geburtstagsfeier zu Weberns 50. Geburtstag im Kleinen Musikvereinssaal teil, wobei sie zusammen mit der Geigerin Dea Gombrich [72] Weberns Vier Stücke für Geige und Klavier op. 7 aufführte. [73]

In einem Brief vom 10. Mai 1934 baten D. J. Bach und Webern Ernst Křenek brieflich um eine Unterredung am 14. Mai 1934 um 9 Uhr abends in der Wohnung von Rita Kurzmann. Bei dieser Gelegenheit sollte die Situation des Vereins für Neue Musik […] durch eine Aussprache geklärt werden. [73a] –  Webern erwähnt in einem Brief an Heinrich Jalowetz eine für den 21. September 1934 geplante Sitzung des Vereins für neue Musik, die in der »Wohnung der Frau Dr. Kurzmann« stattfinden sollte. [74]

Erhalten hat sich ein von Rita Kurzmann unterzeichnetes maschinenschriftliches Rundschreiben an die Mitglieder des Vereins für neue Musik, das zu einem »Tschechischen Konzert« am 26. Januar 1935 in den Räumen der tschechischen Gesandtschaft einlud; aufgeführt werden sollten hier Werke von Janařek [wohl gemeint Janáček], Otakar Ostrčil und Ladislav Vycpalek; als Interpreten wurden das Galimir-Quartett, Ruzena Herlinger, Felix Galimir und Ernst Křenek genannt. [75] In demselben Rundschreiben wird auch das Konzert am 9. Februar 1935 zu Ehren von Alban Bergs 50. Geburtstag angekündigt, das im Kleinen Musikvereinssaal stattfand. Rita Kurzmann spielte hier nach einleitenden Worten von Heinrich Jalowetz Bergs Klaviersonate op. 1. [76]

Aus der Saison 1935/36 ist noch ein maschinenschriftliches Rundschreiben des Vereins für neue Musik vorhanden, das von Webern (Unterschriftsstempel) und Rita Kurzmann unterzeichnet ist. Es lud ein zu einem Konzert zu Egon Welleszs 50. Geburtstag am 19. Oktober 1935, zu einem weiteren in der zweiten Novemberhälfte (mit Werken von E. Křenek, A. Webern, A. Schönberg und L. Zenk) und einem dritten Konzert Mitte Dezember 1935 (Vortrag von Alois Haba mit Vorführung von Werken). [77]  In dem Wellesz gewidmeten Konzert spielte Rita Kurzmann Welleszs Vier Eklogen op. 11 und die Pastorale aus op. 17. [78]

Ihre Arbeit für die IGNM scheint Rita Kurzmanns bis zu ihrer Auswanderung fortgesetzt zu haben. Roberto Gerhard teilt in einem an sie adressierten Rundbrief vom 14. Januar 1936 das Programm des im April in Barcelona vorgesehenen IGNM-Festivals mit. [79]   Auch Claire R. Reis wendet sich in ihrer Funktion als Vertreterin der League of Composers in New York am 1. Mai 1936 an Rita Kurzmann, um Informationen über neu entstandene Werke (Kammermusik und Kammerorchester) zu erbitten, die für das kommende Jahr zur Aufführung in den USA in Betracht kämen. [80]

 

Kapitel 7
Rundfunkarbeit

Kurzmanns Arbeit für den Rundfunk zeigen drei Sendungen in den Jahren 1932 und 1933. „Am 4. November [1932] spielte Frau Rita Kurzmann in der ,Jugendstunde‘ des Wiener Senders [um 15.30 Uhr] ein größeres Programm mit Werken zeitgenössischer Klaviermusik von Toch, Bartók und [Joseph] Achron.“ [80a] Ferner spielte sie am 14. Juni 1933 im Sender »Österreich« Paul Amadeus Pisks [81] Tanzfolge (1930) op. 24, [82] und am Mittwoch, dem 6. Dezember 1933 war sie die Ausführende von Alban Bergs Klaviersonate op. 1. [83] Hans Erich Apostel schreibt zwei Tage zuvor an Alban Berg:

    »Frau Kurzmann spielt am Mittwoch in der Ravag [84] Ihre Sonate. Sie frug[,] ob sie mir damals gefiel? (vor Jahren) Ich sagte wahrheitsgemäß, daß sie sie sehr martialistisch [sic] und mit Elan angepackt hätte. Mag sie nun dies als Negativum aufgefaßt haben: sie spiele sie diesmals [in] ganz anderer Auffassung, von der lyrischen Seite her. Da ich zuhöre, bin ich neugierig.« [85]

In der Reichspost (Wien) wurde das Rundfunkprogramm mit Bergs Sonate folgendermaßen abgedruckt: [85a]

 



Rundfunkprogramm in der Reichspost (Wien) am 6. November 1932, S. 12

 

Eine Anfrage beim Deutschen Rundfunkarchiv in Frankfurt am Main ergab, dass Kurzmann ebenso wenig wie Erwin Leuchter in den Aufnahmekatalogen der Reichs-Rundfunk Gesellschaft (RRG) erwähnt wird. Daher sei davon auszugehen, dass zwischen 1929 und 1939 keine Rundfunkaufnahmen dauerhaft archiviert seien. Vor 1929 habe die RRG keine Eigenproduktionen auf Tonträger festgehalten. [86] Auch im Archiv des Österreichischen Rundfunks Wien (ORF) ließen sich keine Tonträger von Kurzmann oder Leuchter nachweisen. [87]
 

 

Fortsetzung, Teil 2   Kapitel 8: Weberns Vorträge



Anmerkungen Teil 1

[1] Norbert von Hannenheim, geboren am 15. Mai 1898 in Hermannstadt (Siebenbürgen; heute Sibiu in Rumänien), gestorben am 29. September 1945 in Meseritz-Obrawalde (heute Polen). Vgl. Karl Teutsch, Herbert Henck und Ludwig Holtmeier, [Artikel] Hannenheim, Norbert von, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, 2. Ausgabe, Personenteil, Bd. 8, Kassel (u. a.) 2002, Sp. 651–654. Herbert Henck, Hermann Heiß und Norbert von Hannenheim. Zwei Komponisten im Berliner Schönberg-Kreis, in: Ludwig Holtmeier (Hg.), Arnold Schönbergs »Berliner Schule« (Musik-Konzepte, hg. von Heinz Klaus Metzger und Rainer Riehn, Bd. 117/118), München: edition text + kritik, Oktober [recte: Dezember] 2002, Seite (66)–83. Ders., Norbert von Hannenheims Todestag. Neue Erkenntnisse über das Schicksal des siebenbürgischen Komponisten in Meseritz-Obrawalde, in: Jürgen Wetzel (Hg.), Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin 2003, Berlin: Gebr. Mann Verlag, [Dezember] 2003, S. 109–135. Ders., Norbert von Hannenheim. Die Suche nach dem siebenbürgischen Komponisten und seinem Werk, Deinstedt: Kompost-Verlag, 2007, S. 82, 130 und 282; hier auch zur den Verhandlungen von Hannenheims mit der Universal-Edition S. 128–133.

[2] Brief Arnold Schönbergs an Leo Kestenberg vom 16. September 1930 (Arnold Schönberg Centrum, Wien).

[2a] Vgl. Milton Babbitt, Words About Music. The Madison Lectures, edited by Stephen Dembski and Joseph N. Straus, Madison, Wisconsin: The University of Wisconsin Press, 1987, S. 10 (Kapitel The Twelve-Tone Tradition sowie S. 187, Anm. 7). Freundlicher Hinweis auf diese Quelle von Walter Zimmermann, Berlin, im März 2004.

[3] Vgl. den unsignierten Artikel Emil Hertzka-Preis, in: Anbruch. Monatsschrift für moderne Musik, 15. Jg., Heft 6/7, Wien: Universal Edition, Juni/Juli 1933, S. 87–89.

[4] Emil Hertzka-Preis 1936, Faltblatt [Wien 1936], Historisches Archiv der Universal Edition AG, Wien. Der Preis war nach dem Tod Emil Hertzkas, des Verlegers der Universal Edition, gestiftet worden. Emil Hertzka wurde am 3. August 1869 in Budapest geboren und starb am 9. Mai 1932 in Wien. Vgl. [Artikel] Hertzka, Emil, in: Stengel/Gerigk (wie Anm. 12), Sp. 109 (S. 240). – Von Hannenheims Suite war bereits am 19. Juni 1929 von Else C. Kraus im ersten Akademie-Konzert der Schönberg-Schüler in Berlin aufgeführt worden, und die Pianistin wiederholte das Werk am 20. November 1930 in einem Konzert der »Novembergruppe«. Vgl. Peter Gradenwitz, Arnold Schönberg und seine Meisterschüler, Berlin 1925–1933, Wien: Paul Zsolnay, 1998, S. 214 im Kapitel Ein Einzelgänger, Norbert von Hannenheim (S. 199–232). Eine weitere Aufführung der Klaviersuite Nr. 6, die Ende März 1932 im Rahmen eines Konzertes der IGNM-Ortsgruppe Berlin im Hause von Thea Buchthal (geb. Wolff; 1886–1968) stattfand, ist durch eine Besprechung von Josef Rufer belegbar; vgl. Josef Rufer, Neue Musik. Querschnitt durch moderne Kompositions-Schulen, in: Berliner Morgenpost, Nr. 79, 1. April 1932. Gradenwitz wertet zwar auch diese Kritik aus (siehe oben, S. 219), doch übersieht er, welches Werk hier zur Aufführung kam.

[5] Guillermo Grätzer [Graetzer], geboren am 5. September 1914 in Wien, gestorben am 22. Januar 1993 in Buenos Aires. Grätzer, jüdischer Abstammung, war 1939 nach Buenos Aires ausgewandert. Vgl. auch den in Anm. 194 genannten Aufsatz.

[6] Handschriftlicher Brief von Norbert von Hannenheim, Berlin, 19. Februar 1936, 2 S., Historisches Archiv der Universal Edition AG, Wien.

[7] Brief der Emil Hertzka-Gedächtnisstiftung, ohne Unterschrift, masch. Durchschlag, Wien, 21. Februar 1936, 1 S., Historisches Archiv der Universal Edition AG, Wien.

[8] Handschriftlicher Brief von Norbert von Hannenheim, Berlin, 24. Februar 1936, 1 S., Historisches Archiv der Universal Edition AG, Wien.

[9]  Das hier erwähnte Schreiben ist nicht erhalten.

[10] Unsignierter Brief der Emil Hertzka-Gedächtnisstiftung, masch. Durchschlag, Wien, 12. Mai 1936, 1 S., Historisches Archiv der Universal Edition AG, Wien.

[11] Wie Anm. 10.

[12] Kurt Pahlen, geboren am 26. Mai 1907 in Wien, gest. 24. Juli 2003 in Lenk (Schweiz), promovierte in Wien 1929 über Das Rezitativ bei Mozart und wurde nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten 1939 Chefdirigent der Filarmonica Metropolitana in Buenos Aires und Direktor des Teatro Colón (Opernhaus von Buenos Aires). Später lebte er lange in Montevideo und kehrte 1972 bis zu seinem Lebensende in die Schweiz zurück. Er verfasste eine große Anzahl von Büchern über die Musik, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Zu Pahlen vgl. die von ihm über sich selbst verfassten Artikel in seinem Musiklexikon der Welt (siehe folgende Fußnote), Seite 232 und in Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 10 (1962), Sp. 636. Weiterhin [Artikel] Pahlen, Kurt, in: Theo Stengel und Herbert Gerigk, Lexikon der Juden in der Musik (Veröffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage Frankfurt a[m] M[ain], Bd. 2), Berlin: Bernhard Hahnefeld Verlag, Copyright 1940 [vollständiger Nachdruck in: Eva Weissweiler, Ausgemerzt! Das Lexikon der Juden in der Musik und seine mörderischen Folgen, Köln: Dittrich-Verlag, © 1999, S. 182–375], Sp. 210 (S. 290). – Pahlens persönliche Bekanntschaft mit Kurzmann und vor allem mit Leuchter geht aus einem Brief an den Verfasser vom 25. Juni 2002 hervor.

[13] Kurt Pahlen, Musiklexikon der Welt, Zürich: Orell Füssli Verlag, © 1956, Seite 167.

[14a] Ebenda, Seite 175. – Pahlen nennt Leuchter auch in einer Aufzählung argentinischer Musikschriftsteller in seinem Artikel Südamerika, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 12 (1965), Sp. 1687.

[14b] [Paul] Frank / [Wilhelm] Altmann, Kurzgefaßtes Tonkünstler-Lexikon, 15. Auflage, fortgeführt von Burchard Bulling, Florian Noetzel, Helmut Roesner, Zweiter Teil: Ergänzungen und Erweiterungen seit 1937, Bd. 2 (L–Z), Wilhelmshaven: Heinrichhofen’s Verlag, 1978, S. 26.

[15]  E(dith) B(laschitz), [Artikel] Rita Kurzmann-Leuchter, in: Alisa Douer und Ursula Seeber (Hg.) unter Mitarbeit von Edith Blaschitz, Wie weit ist Wien. Lateinamerika als Exil für österreichische Schriftsteller und Künstler, Wien: Picus Verlag, 1995, S. 47 (mit Photo, S. 37); dieselbe, [Artikel] Erwin Leuchter, ebenda, S. 50. Von Blaschitz stammt auch Auswanderer, Emigranten, Exilanten – die österreichische Kolonie in Buenos Aires. Von den Anfängen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter besonderer Berücksichtigung der Jahre 1918–1945 (unveröffentlichte Diplom-Arbeit, Wien 1992). – Übersetzung des anfangs genannten Buchs ins Spanische: Douer, Alisa, y Ursula Seeber (comp.), colaboración Edith Blaschitz, Qué lejos está Viena. Latinoamérica como lugar de exilio de escritores y artistas austriacos. Traducido por Olga León Touzard, revisado por Rosa Campillo Guajardo; Viena: Centro de Documentación de la Literatura Austríaca Moderna, 1995, 158 páginas, 1 hoja blanca. Incluye numerosas biografías.

[16] Neil Boynton (Hg.), Anton Webern. Über musikalische Formen, Aus den Vortragsmitschriften von Ludwig Zenk, Siegfried Oehlgiesser, Rudolf Schopf und Erna Apostel (Veröffentlichungen der Paul Sacher Stiftung, Bd. 8), Mainz (u. a.): Schott, 2002, S. 48, Fußnote 99. (Freundlicher Hinweis von Dr. Regina Busch, Wien.) – Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch das Buch Markus Grassl / Reinhard Kapp (Hg.), Die Lehre von der musikalischen Aufführung in der Wiener Schule. Verhandlungen des Internationalen Colloquiums Wien 1995, Wien, Köln, Weimar: Böhlau Verlag, © 2002 (Wiener Veröffentlichungen zur Musikgeschichte, Bd. 3), hier zu Rita Kurzmann S. 590–591, 649, zu Erwin Leuchter S. 593.

[16a] Michael Gielen, »Unbedingt Musik«. Erinnerungen, Mit zahlreichen Abbildungen und einer Diskographie, Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, [Juli] 2005. Hier zu Kurzmann-Leuchter S. 44, 48–49, 61 und 64; zu Leuchter S. 44, 48–50, 54, 62, 77, 126, 179, 186, 209, 310, 311.

[16b] Erschienen in Nuestra Memoria, 14. Jg., Nr. 30, Buenos Aires, Juli 2008, S 17–40. (Dieser Hinweis ist Silvia Glocer, Buenos Aires, zu danken.) Inzwischen erschien auch folgende Studie: Silvia Glocer, Músicos judíos y nazismo. Exilio e inserción profesional en Buenos Aires, in: Nuestra Memoria, 16. Jg., Nr. 33, Buenos Aires, April 2010, S. (197)–205 (pdf-download).

[17] Wiener Stadt- und Landesarchiv (Magistratsabteilung 8), briefliche Mitteilung vom 10. Juli 2002, gezeichnet Herbert Koch, AR, Meldereferat.

[18] Wien (Rathaus), Magistratsabteilung MA 61, Staatsbürgerschafts- und Personenstandsangelegenheiten; hier im Bestand Zivile Altmatrikel (da die Eheschließung „konfessionslos“ erfolgte), S. 195, Eintrag Nr. 10194 (1921). Telefonische Mitteilungen am 20. August 2002 (Herr Hornberg).

[19] Österreichisch für »die Unterzeichnete«.

[20] Eugenie Schwarzwald, geb. Nußbaum, geboren am 4. Juli 1872 in Polupanowka (Ukraine), gestorben am 7. August 1940 in Zürich, hatte 1901 in Wien ein fortschrittliches Schulzentrum für Mädchen gegründet, 1909 führte sie ein Realgymnasium mit vier Klassen ein. Ihre Schulanstalt war die erste in Österreich, an der Mädchen die Reifeprüfung ablegen konnten. Schwarzwald gewann als Lehrer zum Teil so bedeutende Künstler wie Arnold Schönberg (Seminar für Komposition, 1917), Adolf Loos, Oskar Kokoschka oder Egon Wellesz. Auch mit Josef Matthias Hauer stand sie in Verbindung. 1938 emigrierte Eugenie Schwarzwald in die Schweiz; ihr Besitz wurde von den Nationalsozialisten konfisziert, die Schwarzwaldschulen wurden aufgelöst. – Möglicherweise geht Rita Kurzmanns Nähe zum Schönberg-Kreis bereits auf Anregungen in ihrer Gymnasialzeit zurück. – Zu Schwarzwald und ihrer Schule vgl. Hans Deichmann, Leben mit provisorischer Genehmigung. Leben, Werk und Exil von Dr. Eugenie Schwarzwald (1872–1940), eine Chronik, Berlin, Wien, Mülheim an der Ruhr: Guthmann-Peterson, 1988.

[21] Der Ortsname Oberhollabrunn galt nur bis 1928 als offizielle Bezeichnung der Gemeinde; von da an lautete der Namen der Ortschaft Hollabrunn.

[22] Rigorosenakt der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Nr. 5834), Universitätsarchiv Wien, vgl. Anm. 39.

[23] Wie Anm. 18.

[24] Rudolf [auch Rudolph] Kurzmann, geboren am 24. November 1894 in Teschen (Schlesien), gestorben vermutlich Ende der 1970-er Jahre (vgl. das Zitat von Gertraud Cerhas Brief vom 27. Januar 2003 [Anm. 36]). Staatsangehörigkeit: Österreicher; vom 30.12.1925 bis 23.7.1938 gemeldet in Wien 3, Untere Viaduktgasse 35/2/24. Abgemeldet nach Boston, USA. Die Schreibweise „Rudolf“ (nicht Rudolph) in diesem Aufsatz folgt der eigenhändigen Unterschrift in Kurzmanns Brief an Kolisch 1945 sowie seinem 1969 benutzten Stempel (vgl. Anm. 30). Das Archiv der Universität Wien, das wegen eines möglicherweise vorhandenen Rigorosenakts angeschrieben worden war, teilte mir aus den Nationalien der Medizinischen Fakultät, Medizinisches Rigorosen-Protokoll Med.12.4 1903–1930, Medizinisches Promotions-Protokoll M.33.11 (1919 bis 1923) noch folgende Einzelheiten mit; »geboren am 24.11.1894 in Teschen, österr. Schlesien, Religionsbekenntnis mosaisch, Vater, Isidor, Privatbeamter in Wien, Matura abgelegt am k.k. Maximiliansgymnasium in Wien IX. Ab dem Wintersemester 1913/14 war er an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien als ordentlicher Hörer inskribiert. Nach Absolvierung der strengen Prüfungen am 18.7.1919, am 11.2.1921 und am 21.6.1921 wurde er am 24.6.1921 zum Doktor der Medizin promoviert. (Das Verfassen einer Dissertation war nicht vorgesehen.).« Briefliche Mitteilung von HR Dr. Kurt Mühlberger, Leiter des Universitätsarchivs Wien, vom 3. Oktober 2002).

[25] Wie Anm. 17 und Anm. 18.

[26] »Laut Beschluß des Bezirksgerichtes Leopoldstadt vom 8.5.1936 (Zahl 2 Nc 80/31) wurde die am 18.7.1921 geschlossene Ehe zwischen Dr. Rudolf und Rita Kurzmann für aufgelöst erklärt.« (Meldekarte Rudolf Kurzmann, Quelle wie Anm. 17).

[27] Vgl. hierzu R. Schopflocher: »Noch dramatischer gestaltete sich die Flucht der Juden aus den übrigen deutschsprachigen Ländern. Hatte es in Deutschland fünf bis sechs Jahre gedauert, bis die antijüdische Gesetzgebung zur vollen Wirksamkeit gedieh, so dass sich immerhin fast die Hälfte der Verfolgten retten konnte, begann beispielsweise in Österreich die Jagd auf die Juden unmittelbar nach dem erfolgten „Anschluss“.« Robert Schopflocher, Mittellos in die Fremde. Deutsch-jüdisches Leben in Argentinien, in: Aufbau. Deutsch-jüdische Zeitung, Nr. 22, 25. Oktober 2001 [Internet-Fassung (12. September 2002)].

[28] Louis Krasner, as told to Don C. Seibert, Some Memories of Anton Webern, the Berg Concerto, and Vienna in the 1930s, in: Fanfare. The Magazine for Serious Record Collectors, Vol. 11, Tenafly, 1987, S. 335–347; hier S. 345.

[29] Brief von Rudolf Kurzmann an Rudolf Kolisch, Vordruck (Briefkopf): »Rudolf Kurzmann M[edicinae] D[octor] | State Prison Colony Hospital | Norfolk, Mass.«, Datierung: »November 18th, 1945«, 1 S., masch., auf Englisch, im Kolisch-Nachlass an der Houghton Library (Harvard University, Cambridge, Mass.), Signatur: bMS Mus 195 (458). In einem vorausgegangenen Brief von Kolisch offenbar nach seiner derzeitigen Tätigkeit befragt, beklagt er sich über sein Schicksal: »I think I have had more ill luck and lost more than should be the fair share. During the last few years, sickness has followed me persistently and has slapped me down physically to a degree that makes it impossible for me to enjoy all the possibilities of my professional life. I am in charge of a nice hospital and could not ask anything better. My time off I spend with the Lehners in Boston where I have my Absteigquartier.« / »Ich denke, dass ich weniger Glück hatte, als es mein gerechter Anteil hätte sein sollen. In den letzten Jahren war ich ständig krank und zu einem solchen Grade physisch niedergeschlagen, dass es mir unmöglich war, mich all der Möglichkeiten meines beruflichen Lebens zu erfreuen. Ich bin an einem hübschen Krankenhaus beschäftigt und könnte mir nichts Besseres wünschen. Meine Freizeit verbringe ich bei den Lehners in Boston, wo ich mein Absteigquartier habe.« Bei den erwähnten Lehners könnte es sich um Jenö [Eugene, Eugen] Lehner [Lener] (1906–1997), den Bratschisten des Kolisch-Quartetts, gehandelt haben. Vgl. auch [Artikel] Léner, Eugen (Lehner) bei Trienes/Girschner (wie Anm. 186), S. 386.

[30] Dieser Brief befindet sich neben einem weiteren an Moldenhauer heute in der »Paul Sacher Stiftung« Basel in der Sammlung Anton Webern, Abteilung Korrespondenz, »Erinnerungen an Anton Webern« (Bezeichnung Moldenhauers): 1. Brief (Manuskript mit Unterschrift), Wien, 29. April 1969 (4 S. + 1 Umschlag); 2.  Brief (Manuskript mit Unterschrift), Wien, Pfingsten [= 25./26. Mai] 1969 (2 S., 1 Umschlag); als Absender geben beide Briefe an (Stempel): DR. RUDOLF KURZMANN | FRANZ-JOSEFS-KAI 29/714 | 1010 WIEN. Der erste Brief geht auch auf Fragen ein, die Moldenhauer an Rita Kurzmann gestellt hatte: Sie sei nicht Schönbergs Schülerin gewesen, sei aber etwa zu der Zeit, da Schönberg nach Berlin ging, zur Wiener Gruppe um diesen gestoßen. Er bestätigt, dass sie den Klavierauszug zum Violinkonzert von Berg für die Universal Edition anfertigte und dass sie Schülerin des Mädchengymnasiums von Eugenie Schwarzwald in Wien war. (Die zwei Briefe wurden anlässlich eines Studienaufenthalts an der Baseler »Paul Sacher Stiftung« am 2. Dezember 2004 eingesehen; Signatur: Mikrofilm MF 110.1-002532 ff.)

[31] Vgl. dazu Hans und Rosaleen Moldenhauer, Anton Webern. Chronik seines Lebens und Werkes, Zürich: Atlantis Musikbuch-Verlag, © 1980, S. 452 und dazu Anm. 5 auf S. 625. (Das Zitat ist hier nicht aus Moldenhauers Buch, sondern aus der unten bezeichneten Fußnote von Regina Busch übernommen.) Die geringe zeitliche Abweichung des Meldezettels von Rudolf Kurzmann (abgemeldet am 23. Juli 1938) und die Datierung Weberns (18. Juli 1938) könnte sich so erklären, dass Webern sein Abschiedsgeschenk schon einige Tage zuvor vorbereitet hatte, um es Kurzmann erst bei der unmittelbar bevorstehenden Trennung auszuhändigen. Diese Vermutung wird bekräftigt durch einen Brief Weberns an Eduard Steuermann vom 25. Juli 1938, in dem er schreibt: »Von hier zu berichten: es sind schon viele unserer Bekannten fort; gestern fuhr Dr. Kurzmann.« Vgl. Regina Busch (Transkription und Anmerkungen), Aus dem Briefwechsel Webern–Steuermann, in: Anton Webern [Bd.] I (Musik-Konzepte, Sonderband), München: edition text + kritik, November 1983, S. (23) bis 51; hier der Brief IX (S. 42–45), S. 43 mit Fußnote 103 zu Rudolf Kurzmann. – Rudolf Kurzmanns Abreise müsste demnach am 24. Juli 1938 erfolgt sein; vgl. dasselbe Datum bei Boynton (wie Anm. 16), S. 69. – Das Kurzmann von Webern geschenkte Manuskript befindet sich heute in der Pierpont Morgan Library, New York (Lehmann Collection); vgl. Busch, a. a. O.

[31a] Durch einen Hinweis von Bernhard Laugwitz, Heidelberg, wurde ich im April 2004 auf diese Briefe aufmerksam gemacht, die bei meiner früheren Auswertung der Webseiten der Houghton Library (»Krasner, Louis, 1903-. Papers: Guide« / Nachlass von Louis Krasner) noch nicht katalogisiert waren. Nachdem ich die Briefe in photokopierter Form im Dezember 2004 erhalten hatte, wurden mehrere Ergänzungen des vorliegenden Aufsatzes möglich. Die Dokumente befinden sich in der Houghton Library, Harvard College Library, Cambridge, Mass., USA, Nachlass Louis Krasner, Signatur: bMS Mus 234 (97), (98) und (110). Die für den anstehenden Zusammenhang interessierenden Stücke, deren Empfänger in allen Fällen Krasner ist, sind: 1.) 1934: Brief von Rudolf Kurzmann vom 5. März 1934 (nach den bürgerkriegsähnlichen Unruhen vom Februar 1934 bittet Kurzmann, Krasner möchte in Boston Geld für in Wien notleidende Musiker sammeln und über die »[Religious] Society of Friends« (Quäker) senden; »15–20 Wiener Musiker wie Webern, Pisk, Leuchter, Spinner etc. etc. hungern!« [der handschriftliche Brief ist zusätzlich in zwei masch. Abschriften vorhanden]. 2.) 1936: Zwei Briefe von Rudolf Kurzmann vom 12. und 31. Juli 1936. 3.) 1938: zwei Briefe von Rudolf Kurzmann vom 30. Mai 1938 und 1. August 1938. 4.) 1938: ein Telegramm ca. vom 23.–31. Juli 1938 von Fritz Kurzmann (im Auftrag von Rudolf Kurzmann); ein Telegramm vom 25. August 1938 von Stella und [Fritz] Kurzmann; ein Brief von Fritz und Stella Kurzmann vom 28. August 1938. 5.) 1942: ein Brief von Rita Kurzmann vom 27. Januar 1942. 6.) 1943: ein Brief von Erwin Leuchter vom 11. April 1943. – Neben diesen Dokumenten befindet sich unter der Nr. (169) noch Korrespondenz Krasners mit Moses Smith u. a. aus dem Jahre 1935; zwei mit Schreibmaschine ausgefertigte Seiten sind unter diesen Papieren, welche Krasner als »copies of letters from Dr. Kurzmann on Berg's illness« (Kopien von Briefen Dr. Kurzmanns über [Alban] Bergs Krankheit) bezeichnete. Diese Schriftstücke wurden für die vorliegende Arbeit ebenso wenig herangezogen wie die auf derselben Webseite unter Nr. (320) beschriebenen Noten: »Berg, Alban, 1885-1935. Violin-Konzert: Ms (by copyist) with AMs and Ms corrections, 1935, c1936. 1 piano score and 1 part in 3 folders. Piano reduction made in 1935 by Rita Kurzmann, Krasner's accompanist, from the autograph score and particel, with corrections by Berg and Kurzmann (in ink and pencil), and marginal notes and fingerings by Krasner (in pencil). According to him (see included note, 11 Mar. 1991) this Ms, which reflects the latest changes in the work, has absolute precedence over the particel. For the genesis of the manuscript see the introduction to the edition of the work in the Alban Berg Gesamtausgabe, D. Jarman, ed. (Vienna, 1995), p. XIV.«

[32] Dieses durch zwei Pausen dreigeteilte Konzert fand am Donnerstag, dem 23. Juni 1960 um 19.30 Uhr im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses statt. Das Ensemble „die reihe“ spielte unter Leitung von Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik ein reines Webern-Programm; Marie Therese Escribano wirkte dabei als Solistin mit.

[33] Trotz einer ziemlich aufwändigen Suche ließ sich nicht ermitteln, wo und wann Rudolf Kurzmann verstarb. Negative Auskünfte erhielt ich auf Anfragen bei den Standesämtern in St. Gilgen (gezeichnet: Promberger, 3. Februar 2003), Strobl am Wolfgangsee (gezeichnet: Maurer, 3. Februar 2003) und Bad Ischl (gezeichnet: Franz Klausecker, 3. Februar 2003). Diese drei Standesämter wären bei einem Todesfall in Zinkenbach (St. Gilgen und Strobl teilen sich die Zuständigkeit für diesen Ort) oder im Landeskrankenhaus von Bad Ischl in Betracht gekommen. Auch der Rat des letztgenannten Standesbeamten, die seit 1966 geführte Staatsbürgerschaftsevidenz von Rudolf Kurzmann zu befragen, führte zu keinem Ergebnis (Wien, Magistratsabteilung 61, Staatsbürgerschafts- und Personenstandsangelegenheiten, Staatsbürgerschaftsevidenz, gezeichnet: Roswitha Schredl, Schreiben vom 10. Februar 2003). Eine erneute Anfrage beim Wiener Stadt- und Landesarchiv blieb ohne Resultat (Wien, Magistratsabteilung 8, Sachbearbeiter Mag. Johannes Kubalek, Schreiben vom 21. Februar 2003), ebenso eine Anfrage bei der Stadt Cieszyn (heute Polen), dem ehemaligen Teschen, wo Rudolf Kurzmann geboren wurde (Auskunft von Renata Karpińska, 26. März 2002). Schließlich wurde in der Hoffnung, Rudolf Kurzmann habe ein Testament hinterlegt, das zuständige Nachlassgericht in Wien bemüht, doch erbachte auch dies kein Ergebnis (Bezirksgericht Innere Stadt Wien, Dr. Michaela Zeitler, Richterin, Schreiben vom 28. Mai 2004, Aktenzeichen 39 Nc 46/04f).

[34] Uraufführung am 31. Mai 1981 bei den Wiener Festwochen.

[35] Uraufführung am 7. August 1981 bei den Salzburger Festspielen.

[36] Handschriftlicher Brief von Gertraud Cerha, Wien, vom 27. Januar 2003, 4 S.

[37] Guido Adler, geboren am 1. November 1855 in Eibenschütz (Mähren), gestorben am 15. Februar 1941 in Wien; Adler war von 1898 bis 1927 Professor für Musikwissenschaft an der Wiener Universität. Vgl. auch [Artikel] Adler, Guido bei Trienes/Girschner (wie Anm. 186), S. (350) sowie Stengel/Gerigk (wie Anm. 12), Spalte 16 f. (S. 193 f.).

[38] Freundlicher Hinweis von Dominik Sedivý, Wien.

[39] Wien: Universal-Edition, 1911.

[40] Titelblatt des teils vorgedruckten, teils handschriftlich ausgefüllten Rigorosenakts: »Philosophische Fakultät der Universität Wien. | Nr. 5834 | Rigorosenakt | des [sic] | Henriette Rita Kurzmann geb. Pollak | praes.: am 7/II [Februar] 1924, Z. 491 | Referenten: P[leno] T[itulo] Herr Prof. Hofr. Dr. Adler | [(mit Unterführungszeichen:) P. T. Herr Prof. Hofr. Dr.] Lach.«. Die Akte besteht aus: a) Titelblatt, b) 1-seitiger handschriftlicher Begleitbrief Rita Kurzmanns über die eingereichten Unterlagen (»Wien, am 7. Feber 1924. Henriette Rita Kurzmann | IX. [Bezirk], Türkenstrasse 21.«), c) eine Seite mit der Beurteilung der Dissertation durch die beiden Referenten Guido Adler (9. II. 1924) und Robert Lach (Wien, 19. Februar 1924); d) handschriftlicher Brief Rita Kurzmanns an das Dekanat mit der Bitte, wegen der Drucklegung ihrer Arbeit nur ein Exemplar ihrer Dissertation einreichen zu dürfen, und auf derselben Seite eine handschriftliche Notiz Guido Adlers mit der Befürwortung der Bitte unter Hinweis darauf, »daß vorläufig ein Auszug aus der Dissertation erscheinen u[nd] später eine Erweiterung der Arbeit publiziert werden soll.«; e) handschriftliches »Curriculum vitae« Rita Kurzmanns, 1 Seite.

[41] Ebd.; von G. Adler unterzeichnetes Dokument: Beurteilung der Dissertation »Die Modulation in den Instrumentalwerken Mozarts« der cand. phil. Henriette Rita Kurzmann, datiert: »9.II. [Feber] [19]24«. Unterstreichung wie im Original.

[42] Ebd., von Robert Lach unterzeichnetes Dokument, datiert: »Wien, 19. Februar [1]924«. (Die erhaltene Photokopie des Dokuments weist geringfügige Textverluste am rechten Rand auf.) – Robert Lach, geboren am 29. Januar 1874 in Wien, gestorben am 11. September 1958 in Salzburg, Musikwissenschaftler und Musikethnologe, doch auch fruchtbarer Komponist; von 1920 bis 1939 Professor der Universität Wien, ab 1927 Nachfolger Guido Adlers; 1924–1945 zugleich Dozent an der Wiener Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst. Vgl. Othmar Wessely, [Artikel] Lach, Robert, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8 (1960), Sp. 24–27. Vgl. ferner zu Lach Anm. [185].

[43] Erschienen im 12. Heft, Wien: Universal-Edition A. G., 1925, S. (65)–107. – Ein Inserat machte auf die Neuerscheinung aufmerksam: »Ferner erschien soeben das Zwölfte Heft der STUDIEN ZUR MUSIKWISSENSCHAFT (BEIHEFTE DER DENKMÄLER DER TONKUNST IN ÖSTERREICH)«, Inhalt (u. a.) DR. RITA KURZMANN, Über die Modulation und Harmonik in den Instrumentalwerken Mozarts, Wien – New York: Universal-Edition, in: Pult und Taktstock, 2. Jg., Heft 9–10, Wien: Universal-Edition A. G., Nov.–Dez. 1925, dritte ungezählte Seite nach S. 187.

[44] Ebenda, S. (65).

[45] Zu den zur Zeit des Nationalsozialismus emigrierten österreichischen Musikwissenschaftlern vgl. Rudolf Flotzinger, Aderlass der österreichischen Musikwissenschaft, in: Beiträge ’90, Österreichische Musiker im Exil, hg. von der Österreichischen Gesellschaft für Musik, Redaktion Dr. Monica Wildauer (= Beiträge der »Österreichischen Gesellschaft für Musik«, Bd. 8), Kassel (u. a.): Bärenreiter, 1990, S. (34)–38; hier S. 37, Anmerkung 15 unter anderem zu Rita Kurzmann mit fehlerhafter Datierung der Dissertation (1934 anstatt 1924).

[46] Emil von Sauer, geboren am 8. Okt. 1862 in Hamburg, gestorben am 27. April 1942 in Wien. Sauers berühmteste Schülerin war Elly Ney. – Der Unterricht bei Sauer geht aus einer gedruckten spanischen und einer deutschen masch. Biographie Rita Kurzmanns hervor, die ich im Mai 2002 aus dem Acervo Curt Lange in Belo Horizonte erhielt. Vgl. Anm. 163 und Anm. 172.

[47] Hugo Reinhold, geboren am 3. März 1854 in Wien, gestorben am 4. September 1935, ebenda, Komponist und Pianist. Vgl. Frank-Altmann (wie Anm. 145), S. 492. Der Unterricht bei Reinhold geht aus Rita Kurzmanns deutschsprachiger Biographie hervor, vgl. Anm. 172.

[48] Vgl. das erste Programm im folgenden Abschnitt.

[49] Joseph Marx, geboren am 11. Mai 1882 in Graz, gestorben am 3. September 1964 ebenda. Vgl. Hans Jancik, [Artikel] Marx, Joseph, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 8 (1960), Sp. 1738–1739. Marx, seit 1914 Professor und seit 1922 Direktor der Musikakademie der Universität Wien, wurde nach der von ihm betriebenen Reorganisation zur Hochschule von 1924 bis 1927 auch deren erster Rektor, so dass sich Guido Adlers Empfehlung vermutlich auf eine Veranstaltung an dieser Institution bezieht.

[50] Österreichische Nationalbibliothek Wien, Musikerbriefe, Signatur 800/6-13. – Max Reger hatte am 11. Mai 1926 seinen 10. Todestag.

[51] Diese Städte gehen aus biographischen Informationen hervor, die mir das Acervo Curt Lange in Belo Horizonte (Brasilien) übermittelte. Vgl. Anm. 172. Vgl. ferner das durch Anm. 60 belegte Zitat.

[52] Die folgenden Informationen wurden unmittelbar von den Programmzetteln übernommen, die sich sämtlich im Archiv des Konzerthauses Wien befinden (Online-Datenbank) und mir am 5. November 2002 als Bilddateien übersandt worden waren (mit freundlicher Unterstützung von Dr. Erwin Barta).

[53] Einer der Gründer des Sedlak-Winkler-Quartetts war der Komponist und Cellist Franz Ippisch (geboren am 18. Juli 1883 in Wien, gestorben am 20. Februar 1958 in Guatemala City); vgl. Hans Jancik, [Artikel] Ippisch, Franz, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 6 (1957), Sp. 1395–1396; ergänzend: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 16 (1976), Sp. 848.

[53a] Vgl. auch Emil Petschnig, Austriaca, in: Zeitschrift für Musik. Monatsschrift für eine geistige Erneuerung der deutschen Musik, Hauptschriftleiter: Alfred Heuß, 93. Jg., Heft 4, Leipzig, April 1926, S. 222–225; hier S. 223.

[54] Joel Engel, geboren 16. April 1868 in Berdiansk, gestorben am 13. Februar 1927 in Tel-Aviv; nach Wörner der »Begründer der wissenschaftlichen und künstlerischen Pflege des jüdischen Volksliedes im osteuropäisch-jüdischen musikalischen Kulturkreis«; vgl. Karl H. Wörner, [Artikel] Engel, Joel (Julius Dimitriewitsch), in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 3 (1954), Spalte 1346–1347. Vgl. auch Trienes/Girschner (wie Anm. 186), S. 363 f. und Stengel/Gerigk (wie Anm. 12), Spalte 62 (S. 216). Die in diesem Konzert aufgeführten Komponisten Joseph Achron, Michael Milner und Alexander Krejn gehörten der von Joel Engel ins Leben gerufenen Bewegung an.

[55] Egon Kornauth, geboren am 14. Mai 1893 in Olmütz, gestorben am 28. Oktober 1959 in Wien, Theorielehrer und in Wien lebender Komponist. Vgl. Fritz Racek, [Artikel] Kornauth, Egon, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 7 (1958), Sp. 1627–1629; Ergänzung ebenda, Bd. 16 (1976), Sp. 1041.

[56] Franz Mittler, geb. am 14. April 1893 in Wien, gest. am 27. Dezember 1970 in der Nähe von München; in Wien lebender Komponist. Emigrierte 1938 in die USA. Vgl. Pahlen (wie Anm. 13), S. 201.  Ferner Orpheus im Exil (wie Anm. 106), S. 322 f. – Monographie: Diana Mittler-Battipaglia, Franz Mittller, Austro-American Composer, Musician, and Humorous Poet, New York (u. a.): Peter Lang, © 1993 (= Austrian Culture, Vol. 8).

[57] [Unsignierter redaktioneller Beitrag:] Konzertierende Künstler und neue Musik, in: Musikblätter des Anbruch. Monatsschrift für moderne Musik, 9. Jg., Nr. 3, Wien: Universal-Edition, März 1927, S. 153, r. Sp.

[58] Festschrift 25 Jahre Neues Wiener Konservatorium, mit einem Geleitwort von Josef Reitler (S. 3–7), [Wien 1934]; hier S. 10 ff.: Die Lehrer des Neuen Wiener Konservatoriums von der Gründung der Anstalt bis zum heutigen Tage; hier Seite 26 zu Dr. Rita Kurzmann mit der Angabe 1927 als Beginn ihrer Unterrichtstätigkeit. Anhand des im Folgenden (Anm. 61) zitierten Prospektes lässt sich das 25-jährige Jubiläum auf das Schuljahr 1934/35 bestimmen. Den Hinweis auf diesen Druck habe ich Dr. Eveline Möller, Wien, zu verdanken. Durch sie erhielt ich auch die Kopie einer masch. Liste der »Lehrer des Neuen Wiener Konservatoriums« aus dem Jahre 1938, in der Rita Kurzmann nicht mehr erscheint.

[59] Ebenda.

[60] Ebenda, S. 26.

[61] Neues Wiener Konservatorium | […] | PROSPEKT | Schuljahr 1928–29 | [Vignette]| Direktor: PROF. JOSEF REITLER | […]. Hier unter »2. Lehrkräfte«: »Klavier: […] Dr. Rita Kurzmann […].« Ein gleichartiger Prospekt für das Schuljahr 1929–30, der auf dem Titelblatt nur um den Zusatz »XX. Schuljahr« vermehrt ist, weist Rita Kurzmann in gleicher Weise als zum Lehrkörper gehörig aus. (Freundliche Informationen von Dr. Eveline Möller, Wien.) Die beiden Prospekte befinden sich als Beilage in den Akten des Bundesministeriums für Unterricht, 15, Musikschulen Wien (Neues Wiener Konservatorium), 3245, die zu den Jahrgängen 1929 und 1931 gehören. Vgl. Eveline Möller, Quellenverzeichnis, in: dies., Die Musiklehranstalten der Stadt Wien und ihre Vorläufer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Dissertation, Phil. Fak. der Universität Wien, Wien, Mai 1994, S. 264.

[61a] Vgl. Melos. Zeitschrift für Musik, hg. von Hans Mersmann, 9. Jg., Heft 1, Mainz: Melosverlag, Januar 1930, Seite 48, vorletzter Eintrag; der Eintrag zu Kurzmann wurde auf S. 392 desselben Jahrgangs wiederholt.

[62] Vgl. Anton Haefeli, Die Internationale Gesellschaft für Neue Musik (IGNM). Ihre Geschichte von 1922 bis zur Gegenwart, Zürich: Atlantis-Musikbuch-Verlag, © 1982, S. 488–489 sowie Jennifer Ruth Doctor, The BBC and Ultra-Modern Music, 1922–1936; Shaping a Nation’s Tastes, Cambridge: Cambridge University Press, 1999; hier S. 315 und 316 (ohne Nennung von Rita Kurzmann) im Abschnitt The ISCM Festival, July 1931 (= S. 213–217, dazu die Anmerkungen 83–104 auf S. 440–442). – Eine kurze positive Besprechung des Notendrucks (Wien [u. a.]: Doblinger, 1930, 16 S.) war 1931 in dem Anbruch erschienen; vgl. pp. [das ist: Paul Amadeus Pisk?], [unter der Überschrift] Neuerscheinungen, in: Anbruch. Monatsschrift für Moderne Musik, 13. Jg., Nr. 5, Wien: Universal-Edition, Juni/Juli 1931, S. 134. Weniger freundlich war der Einbezug der Sonatine bei Kurt Herrmann (Hg.), Die Klaviermusik der letzten Jahre. Nachtrag zu Teichmüller-Herrmann Internationale moderne Klaviermusik, Leipzig und Zürich: Gebrüder Hug & Co. (G. H. 6835), Copyright 1934, S. 32. Hier heißt es ganz im Stil des »neuen Deutschlands« unter der irrigen Zuschreibung der Sonatine an Georg Jokl (1896–1954) anstatt an Otto Jokl: »([Schwierigkeits-Grad:] s[ehr] s[chwer]) Die Arbeit eines Klangsybariten, unerhört raffiniert, aber auch ebenso verweichlicht und rückgratlos, korpulent im Satz und arm an inneren Kontrasten. J[okl] ist zweifellos ein Könner, aber der maßlose Luxus, nach dem sein Werk riecht, hat zu unserer Zeit keine Beziehung.«

[63] Edwin Evans, The Oxford Festival, in: The Musical Times, Vol. 72, No. 1063, London, September 1, 1931, S. 803–806; hier S. 804. Freundlicher Hinweis von Tina Speed (seinerzeit unter spnm/Promoting New Music, London).

[64] Eric Blom, Music of the Month, in: The Listener, Vol. VI, No. 135, London: British Broadcasting Corporation, 12. Aug. 1931, S. 251–252; hier S. 251, r. Sp.

[64a] Erich Steinhard, Das internationale Musikfest in Oxford und London, in: Der Auftakt. Moderne Musikblätter, Chefredaktion Erich Steinhard, 11. Jg., Heft 8–9, Prag, Mitte September 1931, S. 212–216; hier S. 213.

[64b] Das Original des Briefes befindet sich heute an der Library of Congress, Washington (D.C.), Music Division, Moldenhauer Archives, Box 28. Scans des zweiseitigen Schreibens sowie des erhaltenen Briefumschlags wurden mir im Februar 2006 freundlicherweise von Kevin LaVine (Senior Music Specialist/ Reference Librarian) zugänglich gemacht.

[65] Freundliche Mitteilung (E-Mail) von Joachim Lieben (Österreichische Sektion der IGNM, Büro Wien) vom 19. Oktober 2002.

[66] Joachim Lieben in einer E-Mail an den Autor vom 2. September 2002.

[67] Ruzena Herlinger, geb. am 8. Februar 1890 in Tabor, gest. am 19. Februar 1978 in Montreal. Herlinger gab 1929 Alban Berg den Auftrag zu einem Werk, worauf dieser die Arbeit an seiner Oper Lulu unterbrach und die Konzertarie Der Wein schrieb, die er Herlinger auch widmete. Die Uraufführung fand am 4. Juni 1930 in Königsberg unter Leitung des Dirigenten Hermann Scherchen statt, die Wiener Erstaufführung dirigierte Webern am 21. Juni 1932.

[68] Moldenhauer (wie Anm. 31), 355.

[69] Das Fest fand vom 16. bis zum 22. Juni 1932 statt.

[70] Ernst Křenek, Im Atem der Zeit. Erinnerungen an die Moderne, Aus dem amerikanischen Englisch von Friedrich Saathen, Revidierte Übersetzung von Sabine Schulte, 2. Auflage, Hamburg: Hoffmann und Campe, 1998, S. 786–787 im Kapitel In der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (= S. 786–791). Das Typoskript dieses Kapitels wurde am 11. September 1953 in Los Angeles abgeschlossen (vgl. ebenda, S. [822]). – Neben Křeneks etwas zurückhaltender Beurteilung von Rita Kurzmanns pianistischen Fähigkeiten (die Arztfrau, die »anerkennenswert« Klavier spielte) gab es nur eine sehr abfällige Bewertung durch Gordon Claycombe, der von »Dr. and Mrs. Kurzmann – a medical doctor and a dilettante pianist and musician« spricht. Vgl. Gordon Claycombe, Personal Recollections of Webern in Vienna 1929–1934, in: Österreichische Gesellschaft für Musik (Hg.), Beiträge 1972/73, Bd. 4, Kassel: Bärenreiter, © 1973, S. 29–35; hier Seite 34.

[71] Dieses Rundschreiben (1 masch. Bl., »Wien im Oktober 1933«) befindet sich in der Sammlung Zenk der Paul Sacher Stiftung Basel. Der Unterzeichnete Dr. D. J. Bach macht darin auf ein Modernes Amerikanisches Konzert am 11. November 1933 im Kleinen Musikvereinssaal sowie eine Anton-Webern-Feier am 2. oder 3. Dezember 1933 aufmerksam. Mitte Dezember solle ein Schweizer Abend und Ende Januar 1934 ein Holländischer Abend stattfinden.

[72] Anna Amadea Leonie (Dea) Gombrich (geb. 1905 in Wien, gest. 9. Juli 1994 in Chiltern u. South Bucks, Buckinghamshire) Geigerin, Schwester des bekannten Kunstwissenschaftlers Ernst Hans Josef Gombrich (1909–2001), der 1937 nach England emigrierte und dessen 1950 erschienenes Buch The Story of Art in zwanzig Sprachen übersetzt wurde. Die Familie war jüdischen Ursprungs; die Mutter, eine Bruckner-Schülerin, war Pianistin. Zum Freundeskreis der Familie gehörten unter anderen Gustav Mahler, Schönberg und der Geiger Adolf Busch. Dea Gombrich emigrierte 1936 nach Palästina und 1938 nach England. Sie war mit Sir [Edgar] John Forsdyke (1883–1979), dem Direktor des British Museum, verheiratet. Literatur: Peter Stadlen, Österreichische Exilmusiker in England, in: Beiträge ’90 (vgl. Anm. 44), S. (125)–133; hier zu Dea Gombrich S. 130. – Orpheus im Exil (wie Anm. 106), S. 398. – [Artikel] Gombrich, Dea, in: Jutta Raab Hansen, NS-verfolgte Musiker in England. Spuren deutscher und österreichischer Flüchtlinge in der britischen Musikkultur, Hamburg: von Bockel Verlag, 1996 (= Musik im „Dritten Reich“ und im Exil, Schriftenreihe, hg. von Hanns-Werner Heister und Peter Petersen, Bd. 1), S . 414–415. – Alban Berg erwähnt Dea Gombrich in den Briefen an seine Frau, vgl. (Alban Berg), Alban Berg, Briefe an seine Frau, München/Wien: Albert Langen und Georg Müller, 1965, S. 632 (Nr. 541 vom 25. Februar 1934), 636 (Nr. 547 vom 1. März 1934?) und 638 (Nr. 552 vom 6. März 1934).

[73] Moldenhauer (wie Anm. 31), S. 364. Ein gedrucktes Programm befindet sich in der Sammlung Ludwig Zenk der Paul Sacher Stiftung Basel. Die Feier begann mit einer Ansprache von David Josef Bach; dann folgten an Werken von Webern: 1.) Entflieht auf leichten Kähnen, op. 2 (Die Wiener Madrigal-Vereinigung, Leitung: Hans Gál), 2.) Vier Stücke für Geige und Klavier [s. o.]), 3.) Drei Stücke für Cello und Klavier, op. 11 (Jan Stutschewsky, Violoncello; Olga Novakovic, Klavier); 4.) Lieder aus op. 3, 4 und 12 (Aenne Michalsky, Gesang; Eduard Steuermann, Klavier); 5.) Fünf Sätze für Streich-Quartett, op. 5 (Das Galimir Quartett [vgl. Anm. 83 und Anm. 106).

[73a] Aus dem Briefwechsel Webern – Křenek, transkribiert und mit Anm. versehen von Claudia Maurer Zenck, in: Anton Webern [Band] II (= Musik-Konzepte, Sonderband), München: edition text + kritik, November 1984, S. (151)–161; hier S. 155 mit Fußnote 16.

[74] Brief vom 19. September 1934 aus Maria Enzersdorf; abgedruckt in: Anton Webern, Briefe an Heinrich Jalowetz, hg. von Ernst Lichtenhahn (= Veröffentlichungen der Paul Sacher Stiftung, Bd. 7), Mainz (u. a.): Schott, 1999, S. 664 (Brief Nr. 322); dazu Anmerkung zu Rita Kurzmann auf S. 665.

[75] Ein Exemplar des Rundschreibens befindet sich in der Sammlung Ludwig Zenk der Paul Sacher Stiftung Basel. Zur Datierung wird in dem Schreiben auf den Poststempel verwiesen, doch dürfte der Versand Anfang Januar 1935 erfolgt sein, um das Konzert am 26. Januar noch rechtzeitig anzukündigen.

[76] Es folgten drei der 7 frühen Lieder, das Lied Schließe mir die Augen beide, Fassung 1900 und 1925 (Julia Nessy, Gesang; Jakob Gimpel, Klavier), die 4 Stücke für Klarinette und Klavier (Leopold Wlach, Klarinette; Eduard Steuermann, Klavier), die Erstaufführung des Liedes der Lulu und des Adagio aus der Oper Lulu (Julia Nessy, Gesang; Eduard Steuermann und Jakob Gimpel, Klavier) sowie als Abschluss die Lyrische Suite, gespielt vom Galimir-Quartett. Der gedruckte Programmzettel sowie ein Plakat der Veranstaltung befindet sich ebenfalls in der Sammlung Ludwig Zenk der Paul Sacher Stiftung Basel.

[77] Das Rundschreiben und der Programmzettel des Wellesz-Konzertes befinden sich in der Sammlung Ludwig Zenk in der Paul Sacher Stiftung Basel.

[78] Nach der einleitenden Festrede von Prof. Dr. Friedrich Engel von Janosi kamen ferner zur Aufführung: die Kirschblütenlieder, op. 8; Erinna; Arie aus der Oper »Die Bakchantinnen«; Drei A-cappella-Chöre aus dem Angelus Silesius, op. 43 sowie das Vierte Streichquartett, op. 28. Die Ausführenden waren neben Rita Kurzmann Fanny Cleve (Gesang), Ernst Křenek (Begleitung der Gesänge), die Wiener Madrigalvereinigung (Leitung: Hans Gál) und das Galimir-Quartett.

[79] Archiv der IGNM Sektion Österreich, Wien.

[80] Wie Anm. 79.

[80a] Vgl. die unsignierten Notizen, in: Melos, Schriftleitung Hans Mersmann, 11. Jg., Nr. 11, Mainz: November 1932, S. 381–383; hier unter Aufführungen Seite 382, linke Spalte. Belegbar ist diese Aufführung durch das gedruckte Radioprogramm in der Reichspost: „15.30 Uhr ,Zeitgenössische Klaviermusik für die Jugend‘ Dr. Rita Kurzmann.“ Vgl. Reichspost, 39. Jg., Nr. 308, Wien, Freitag, den 4. November 1932, S. 12 (Radioprogramm).

[81] Paul Amadeus Pisk, geb. am 16. Mai 1893 in Wien, gest. am 12. Januar 1990 in Los Angeles; studierte Komposition bei Schreker und Schönberg, Musikwissenschaft bei Guido Adler; 1922–1934 Leiter der Musikabteilung der Volkshochschule Wien; 1920–1928 Mitherausgeber (neben Paul Stefan) der Musikblätter des Anbruch; 1925 Kompositionspreis der Stadt Wien; 1936 Emigration in die USA; 1937–1951 Professor of Music an der Redlands University in California; vgl. Nicolas Slonimsky, [Artikel] Pisk, Paul Amadeus, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Bd. 10 (1962), Sp. 1302–1304. Vgl. auch John Glowacki (Hg.), Paul A. Pisk. Essays in his Honor, Austin, Tx.: University of Texas, College of Fine Arts, © 1966. Vgl. auch Stengel/Gerigk (wie Anm. 12), Spalte 214 (Seite 292). – Bemühungen, im Nachlass von Paul A. Pisk (USA) Korrespondenzen mit Rita Kurzmann-Leuchter aufzufinden, blieben ohne Ergebnis.

[82] »Stunde österreichischer Komponisten der Gegenwart, Paul Amadeus Pisk. Ausführende: Hanna Schwarz (Sopran); Dr. Rita Kurzmann (Klavier); Anita Ast-Quartett. […] Streichquartett Opus 8 […] Tanzfolge Opus 24 für Klavier; Menuett, Polka, Walzer, Tarantella; Lieder mit Streichquartettbegleitung Opus 9 […].«; vgl. NS. Funk, 1. Jg., Folge 19 [enthaltend die Woche vom 11. bis 17. Juni 1933], Erscheinungsort München, 11. Juni 1933, S. 26, Sp. [1]. Vgl. auch Acht Uhr Blatt, Abendausgabe der Neuen Zeitung, 26. Jg. der N.Z., Folge 12, Wien, Mittwoch, den 14. Juni 1933, S. 4, Sp. 2 (»RADIO«, 17.20 Uhr).

[83] »Moderne österreichische Musik: Alban Berg – Anton Webern. Ausführende: Ruzena Herlinger (Sopran), Dr. Rita Kurzmann (Klavier), Galimir-Quartett: Felix Galimir (1[.] Violine), Adrienne Galimir (2. Violine), Renée Galimir (Viola), Marguerite Galimir (Violoncello). Am Flügel: Dr. Paul Amadeus Pisk. Klaviersonate, op. 1, Lieder: Schlafen, schlafen von Alban Berg; […] Lieder von Anton Webern […], 6 Bagatellen für Streichquartett, op. 9.«; vgl. NS. Funk. Organ der Reichsrundfunkkammer, 1. Jg., Folge 44 [enthaltend die Woche vom 3. bis 9. Dezember 1933], Erscheinungsort Berlin, 3. Dezember 1933, Seite 26, Spalte [1]. Die Zuordnung der Stücke zu den Ausführenden ist in den Programmangaben nicht ganz eindeutig.

[84] Abkürzung für die Österreichische Radio-Verkehrs-Aktiengesellschaft, die am 30. September 1924 gegründet wurde und einen Tag später zu senden begann.

[85] Vierseitiger Brief von Hans Erich Apostel an Alban Berg vom Montag, dem 4. Dezember 1933, S. [3]; Österreichische Nationalbibliothek Wien, Signatur: F 21 Berg 502/21. Aufmerksam auf diese Quelle wurde ich durch Boynton (wie Anm. 16), S. 48, Anm. 99, Ende.

[85a] Vgl. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk, 40. Jg., Nr. 344, Wien, Mittwoch, der 6. Dezember 1933, S. 12, Sp. [2]. Vgl. auch unter RADIO in: Die Neue Zeitung, 27. Jg., Nr. 335, Mittwoch, den 6. Dezember 1933, S. 10, Sp. [3].

[86] Briefliche Mitteilungen von Jörg Wyrschowy, Deutsches Rundfunkarchiv, Frankfurt am Main (E-Mail vom 11. November 2002).

[87] Briefliche Mitteilung (E-Mail) vom 18. November 2002, gezeichnet Petra Maria Limbach (ORF Shop/Audioservice).

 

 

Fortsetzung, Teil 2   Kapitel 8: Weberns Vorträge

 

 

Erste Eingabe ins Internet:  Donnerstag,  8. April 2004
Letzte Änderung:  Montag, 4. April 2016

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